Knochenzeichen
Person weiblich C zeigten Spuren einer nicht lange zurückliegenden Fraktur des Mondbeins. Marissa Recinos hatte sich in den letzten sechs Monaten vor ihrem Verschwinden das linke Handgelenk gebrochen. Sie passte auch im Hinblick auf Statur und ungefähres Alter. Das reichte ihr, um jetzt auf die DNA-Tests zu dringen. »Sie hatten nicht vielleicht Gelegenheit, die Finanzen des Exmanns genauer unter die Lupe zu nehmen? Oder die der Mutter oder ihrer Bekannten?«
»Keiner von ihnen scheint durch eine plötzliche Geldspritze seinen Lebensstil verändert zu haben, aber wie gesagt, es gibt keinerlei Hinweise auf ein Verbrechen. Ich hatte so gut wie keine Anhaltspunkte.«
»Ja, verstehe.« Sie wandte sich um und sah Sharper an einem Baum lehnen, von wo aus er sie mit undurchschaubarer Miene betrachtete. »Glauben Sie, dass die Mutter kooperiert?«
»Daran habe ich keinen Zweifel. Sie will unbedingt wissen, was ihrer Tochter zugestoßen ist.« Nach kurzer Pause sprach er weiter. »Allerdings wird der Zusammenhang mit einem Skelett, das in einer Höhle in Oregon aufgefunden wurde, nicht direkt das sein, was sie sich erhofft. Ach, und ich habe sie nach den Sachen gefragt, die Sie mir genannt haben. Ballett, Bilderrahmen und so weiter.«
Caits Magen zog sich zu einem zähen Kloß zusammen. »Was hat sie gesagt?«
»Ich hab’s mir hier irgendwo notiert. Moment mal bitte.« Sie hörte ein Rascheln, als würde Drecker Papiere umherschieben. Nach einer kleinen Weile fuhr er fort. »Marissa hatte als Kind etwa zehn Jahre lang Ballettstunden. Lief gerne Ski. Sie hatte ihren Arbeitsplatz zu Hause und hat Websites für Wohltätigkeitsorganisationen designt. Eines ihrer Hobbys war es, ihre selbst fotografierten Bilder aufzuziehen und zu rahmen. Das andere war, in ihrem Dodge Viper Cabrio den Pacific Coast Highway entlangzudüsen.«
Cait war wie elektrisiert und musste um Beherrschung ringen. »Irgendetwas über Gummi? Oder Fische?«
»Ja und nein. Sie war die Alleinerbin eines Vermögens, das ihr Urgroßvater ihr hinterlassen hatte, und der hat sein Geld mit – stellen Sie sich vor – Kaugummi gemacht. Aber zu Fisch fiel der Mutter nichts ein.«
»Sie wurde zum letzten Mal auf dem Pike Place Market gesehen«, sagte Cait nachdenklich. Die berühmte Attraktion in Seattle, wo die Angestellten zum Ergötzen der Touristen Fische durch die Gegend warfen. »Vielleicht könnten Sie Mrs Recinos noch fragen, ob das einer der Lieblingsorte ihrer Tochter war. Und ob sie sich die Liebe zum Ballett als Erwachsene bewahrt hat.«
»Was hat das eigentlich alles zu bedeuten, Fleming?«, fragte der Detective neugierig.
Cait sah hastig zu Sharper hinüber, der nur ein paar Schritte entfernt stand und sie unverwandt anblickte. »Darauf kann ich im Moment nicht näher eingehen. Aber wenn wir eine Übereinstimmung der DNA-Proben finden … dann erkläre ich Ihnen alles ganz genau.«
»Das will ich hoffen.« Drecker klang etwas gereizt. »Ich habe nämlich das deutliche Gefühl, dass Sie einen Treffer landen werden. Als ich mir Marissas Kreditkartenabrechnungen noch mal angesehen habe, habe ich ein paar in Oregon angefallene Beträge gefunden, die etwa acht Monate vor ihrem Verschwinden abgebucht worden sind.«
Cait war überrascht. »Beträge wofür?«
»Offenbar hat sie sich ein paar Tage in der Gegend aufgehalten. In einem Hotel namens Springs Resort.« Er rasselte die Daten herunter. »Ein zweiter Betrag wurde von River Adventures in Springfield abgebucht. Ihre Mutter meinte, sie war mit ein paar Freunden über ein verlängertes Wochenende dort, obwohl so was eigentlich gar nicht ihr Fall war. Offenbar war sie nicht gerade der Outdoor-Typ.« Drecker hielt einen Moment lang inne. »Wenn sich die Knochen als ihre entpuppen, ist sie dem Killer vielleicht bei diesem Ausflug aufgefallen. Was meine Theorie über den Ex zerstören und es wahrscheinlicher machen würde, dass wir nach jemandem aus der Gegend dort Ausschau halten müssen.«
»Das ist momentan aber noch ein großes Wenn.« Die warnenden Worte waren ebenso auf sie selbst gemünzt wie auf Drecker. Doch sie konnte ihre aufwallende Erregung kaum mehr dämpfen. »Vielleicht können Sie ja doch ein paar Recherchen über den Exmann anstellen und rausfinden, ob er sich in der Gegend hier auskennt.«
Drecker lachte belustigt auf. »Ich kann mich umhören, aber davon würde ich mir nicht viel versprechen. Der Typ steht mehr auf Martinis und Maniküren als auf den Busen der Natur.«
Nachdem
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