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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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eine Zigarette nach der anderen, dabei hatte Cait sie noch nie zuvor mit einer Zigarette gesehen. Sie war froh, dass sie sich die Zeit genommen hatte, das Profil zu vervollständigen, nachdem Sharper und sie sich am Abend getrennt hatten.
    Sie trat an den Schreibtisch, griff nach dem Aktendeckel, der darauf lag, und reichte ihn Andrews. »Es ist nur vorläufig«, betonte sie. »Aber es wird sich schnell weiterentwickeln, falls sich diese Spur als tragfähig erweist.«
    Andrews nahm den Aktendeckel, öffnete ihn aber nicht. »Erzählen Sie mir doch einfach das Wichtigste.«
    Wenig überrascht, tat ihr Cait den Gefallen. »Ohne irgendwelche der Unbekannten über Recinos mit einzubeziehen, schätze ich, dass der Gesuchte hier in der Gegend aufgewachsen ist. Womöglich lebt er immer noch hier.« Sie dachte kurz an Sharpers Einschätzung. Er zumindest schien davon überzeugt zu sein. »Anfang bis Mitte dreißig. Gut in Form. Entweder lebt er auf dem Land, oder er hat zumindest Zugang zu einem abgelegenen Anwesen.«
    Andrews blinzelte sie durch den Zigarettenrauch an. »Wegen der Käfer?«
    »Nicht unbedingt. Ich kenne auch Leute, die sie in der Garage halten, aber nicht unser Gesuchter. Bevor die Knochen für die Käfer bereit sind, muss er das Fleisch ablösen. Das ist eine üble Sauerei, die zwangsläufig mit einem penetranten Geruch einhergeht. Das macht niemand mitten in der Stadt, ohne dass es die Nachbarn mitbekommen. Er braucht einen gut belüfteten Arbeitsbereich und außerdem Ungestörtheit und Zeit. Ich vermute, dass er nur geringfügig beschäftigt ist.«
    Sheriff Andrews schnaubte. »Damit haben Sie gerade ungefähr fünfzig Leute hier in der Gegend beschrieben, die ich mit Namen nennen könnte.«
    Cait dachte laut weiter. »Ich kann mir nur nicht ganz erklären, was er mit dem ganzen Gewebe macht, wenn er die Leichen erst einmal entfleischt hat.«
    »Wir können sicher sein, dass er es nicht vergräbt, oder? Sonst würde er ja die ganzen Leichen vergraben, mitsamt den Knochen und allem.«
    »Diese Zeichnungen auf den Schulterblättern …« Cait hielt inne, während ihr die Bilder durch den Kopf gingen. »Wahrscheinlich sind sie der Grund für seine Entsorgungsmethode. Nicht der Akt, die Speckkäfer zu benutzen. Nicht die Höhle an sich. Es dreht sich alles um diese Bilder. Er muss die Opfer in irgendeiner Form markieren. Vielleicht ist es seine Art, sie als seinen Besitz zu kennzeichnen.« Serientäter entwickelten oft einen bizarren Besitzerstolz hinsichtlich ihrer Opfer. »Die Methode, die er verwendet, hat garantiert etwas mit seinen Erfahrungen, seinem Ego zu tun. Sie symbolisiert etwas für ihn. Vielleicht Macht. Zuneigung. Oder gar Reue.«
    »Wenn sich das Opfer als Marissa Recinos entpuppt, dann beziehen sich all die Bilder auf sie. Symbole ihres Lebens. Und ihres Todes«, fügte Andrews hinzu.
    Cait begriff, dass sie damit das letzte Bild, den Totenschädel, meinte, und nickte. »Ich wollte allerdings darauf hinaus, warum er überhaupt den Drang verspürt, die Zeichnungen anzufertigen. Es liegt doch näher, dass sie seine Jagd illustrieren. Wenn er seinen Opfern vorher nachstellt, könnte ich mir denken, dass er Bilder von Dingen zeichnet, die er dabei über sein Opfer in Erfahrung gebracht hat. Es ist eine aufregende Phase für den Jäger, auf der Pirsch nach seiner Beute. In dem Fall wären die Bilder mehr ein Tribut an seine Intelligenz, als dass sie viel mit dem Opfer persönlich zu tun hätten.«
    Andrews ließ ihre gerauchte Zigarette in das Wasserglas fallen, das ihr Cait als Aschenbecher gereicht hatte. »Sie sprachen von Zuneigung. Heißt das, dass er die Opfer kannte?«
    »Möglich, aber ich bezweifle es. Wenn er mit ihnen bekannt war, dann nur dadurch, wie sie überhaupt in sein Visier geraten sind. Aber es kommt nicht selten vor, dass sich ein Täter dem Opfer zum Todeszeitpunkt nahefühlt.« Als sie den schockierten Blick von Sheriff Andrews sah, zuckte sie die Achseln. »Der Mord an sich wird vom Täter oft als eine Form der Intimität empfunden. Vielleicht der intimste Akt, zu dem er oder sie fähig ist.«
    »Aber Sie glauben nicht, dass die Taten etwas mit Vergewaltigung zu tun hatten?«
    »Bei rein skelettalen Überresten lässt sich das nicht mehr feststellen, es sei denn, die Vergewaltigung war so brutal, dass sie zu Knochenbrüchen geführt hat. Aber es wäre ungewöhnlich für einen Serienvergewaltiger, sich an Männern wie an Frauen zu vergehen. Ein Sadist vielleicht. Jemand,

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