Knochenzeichen
darüber, dass man sie nicht aufgefordert hat, bei den Ermittlungen mitzuhelfen.«
Das erklärte einiges. Cait hatte sich schon gefragt, warum die Suche nach den Fingerabdrücken auf den Säcken ausgelagert worden war, wo sie und Kristy dies doch genauso gut hätten erledigen können. Und es erstaunte sie auch nicht, dass Sheriff Andrews dem Fall gegenüber Besitzansprüche anmeldete. Wenn er erfolgreich aufgeklärt war, wollte sie sämtliches Lob dafür allein einheimsen.
»Wir haben die Fingerabdrücke sämtlicher Mitarbeiter in unseren Unterlagen, also mussten wir nur noch von denen welche nehmen, die zusätzlich mit am Fundort tätig waren, auch von den Zivilpersonen. Die von Ihrer Mitarbeiterin fehlen uns noch.«
»Darum kümmere ich mich morgen«, versprach Cait. Sie würde alles Nötige veranlassen, weil es einfach zur Routine gehörte, auch wenn sie wusste, dass weder Kristys noch ihre Abdrücke auf den Müllsäcken zu finden wären. Dazu waren sie zu vorsichtig gewesen.
»Wenn wir Glück haben, war es der erste Fehler des Täters, den Fingerabdruck zu hinterlassen«, erklärte Sheriff Andrews grimmig. »Und wenn wir ihn erst haben, können wir ihn dadurch festnageln.«
Es wäre ein entscheidendes Beweismittel, mit dessen Hilfe man einen Verdächtigen mit der Tat in Verbindung bringen konnte, stimmte Cait im Stillen zu. Zuerst mussten sie ihn allerdings zu fassen bekommen.
Da fiel ihr noch etwas ein. »Ach, und wir haben heute Kesey gefunden. Einen der vorbestraften Landstreicher, die Barnes ermittelt hat.« Andrews sah sie fragend an, und Cait schilderte ihr kurz ihre Erkenntnisse.
Andrews wurde nachdenklich. »Kaum wahrscheinlich, dass er was mit der Sache zu tun hat, nachdem er nur noch einen Arm hat. Glauben Sie, er sagt die Wahrheit, wenn er behauptet, er hätte einmal nachts jemanden herumschleichen sehen?«
»Glaub ich schon.« Cait warf einen Blick auf den Wecker am Nachttisch. Irgendwann im Lauf des Abends wollte sie sich im Ketcher’s umsehen. »Das Geld hat ihn aus der Reserve gelockt. Ich schätze, wenn er gedacht hätte, dass noch mehr herauszuholen ist, hätte er alles ausgeplaudert, was er weiß.«
Andrews nickte und zog die Tür auf. »Machen sie meistens.«
Eine Stunde später fühlte sich Cait wieder halbwegs wie ein Mensch, nachdem sie es sich ausgiebig in der Badewanne gemütlich gemacht hatte. Sie entwickelte sogar ansatzweise freundschaftliche Gefühle für ihre Wanderstiefel. Nach der Strecke, die sie in den letzten zwei Tagen in ihnen zurückgelegt hatte, hätte eine weniger perfekte Passform ihre Füße vor Schmerzen wimmern lassen. Doch sie waren bereits vor diesem Einsatz gut eingelaufen worden.
Das bedeutete allerdings nicht, dass sie sich nicht auf eine Pause von ihnen freute, wenn sie am nächsten Tag im Labor arbeiten würde.
Beim Anziehen wählte sie die Nummer ihrer Assistentin und erreichte deren Mailbox. Cait verzog das Gesicht, während sie ein grünes Top und Jeans-Shorts überstreifte. Es brauchte nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, wo Kristy war. Oder zumindest, mit wem sie ihre Freizeit verbrachte.
Ihr Handy klingelte fast genau in dem Moment, in dem sie es ablegte, und so griff sie erneut danach, um aufs Display zu spähen, da sie mit Kristys Rückruf rechnete.
Als sie die Nummer erkannte, die dort aufleuchtete, warf Cait das Telefon, ohne sich zu melden, in die Tasche. Dies war das dritte Mal, dass ihre Mutter seit ihrem Gespräch am gestrigen Abend versuchte, sie zu erreichen. Und sie würde diese Nachricht ebenso löschen wie die anderen, ohne sie sich vorher anzuhören.
Ablenkungen waren etwas, das sie sich mitten in einem Fall kaum erlauben konnte. Und Lydia Regatta definierte den Begriff »Ablenkung« noch einmal ganz neu.
Sie zog die Waffe aus dem Halfter und legte sie in ihre Handtasche. Nicht weil sie Sharpers Warnung vor Ärger im Ketcher’s damit Tribut zollte, sondern weil Raiker all seinen Mitarbeitern eingebläut hatte, unbedingt jederzeit bewaffnet zu sein. Es war leicht zu erraten, warum er dermaßen darauf beharrte. Alle seine Angestellten kannten die Geschichte von seinem letzten Einsatz fürs FBI. Nachdem Raiker von dem gesuchten Kindermörder überwältigt worden war, hatte ihn dieser drei Tage lang gefangen gehalten und gefoltert, ehe er sich schließlich befreien und den Mann töten konnte. Die Narben von damals trug er als grausige Souvenirs mit sich herum. Er bestand regelmäßig darauf, für seine Mitarbeiter eine
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