Knochenzeichen
der vom gezielten Zufügen von Schmerzen angetrieben wird. Das Problem ist nur, ohne Gewebe …«
»… können wir nicht nachweisen, ob die Opfer gefoltert wurden.« Ein Ausdruck der Frustration zeigte sich auf Andrews’ Gesicht. »Langsam frage ich mich, ob das Entfleischen und Enthaupten einfach nur Teil seiner Vorgehensweise ist. Das Prozedere hilft ihm, sein Verbrechen durchzuführen und die Entdeckung zu vereiteln.«
»Möglich.« Beim Erstellen eines Profils war es wichtig, immer für andere Ideen offenzubleiben. Jedes neue Beweisstück, das sie fanden, könnte das Dokument ein bisschen abändern. Cait nickte zu dem Aktendeckel hin, den Andrews noch immer nicht aufgeschlagen hatte. »Aber wie ich dort schon geschrieben habe, schätze ich, dass wir, sobald wir den Täter finden, auch die Schädel finden.«
»Weil er der Typ ist, der Trophäen nimmt?«
»Weil er so viel Zeit und Energie auf seine Taten verwendet hat. Es sprengt einfach jeden Rahmen, dass er Schädel, Fleisch und Knochen allesamt auf unterschiedliche Arten entsorgt.«
Andrews rieb sich mit dem Handballen die Augen. Sie sah genauso aus, wie Barnes am Telefon geklungen hatte … war das erst heute Morgen gewesen? Als bräuchte sie dringend vierundzwanzig Stunden Schlaf am Stück.
»Na gut. Dann planen wir mal allabendliche Briefings ein, zumindest telefonisch. Aber informieren Sie mich bitte immer sofort, wenn Sie neue Einzelheiten über die Recinos-Sache erfahren. Was haben Sie für morgen geplant?«
»Ich muss Kristy ein paar Bodenproben vorbeibringen. Eigentlich hatte ich ihr versprochen, sie heute schon zu bringen, aber ich hab’s nicht geschafft.«
»Keine Sorge, Mitch hat sie auf Trab gehalten.« Obwohl die Raumtemperatur eigentlich angenehm war, war Sheriff Andrews’ Gesicht gerötet, und sie fächelte sich mit dem Aktendeckel Kühlung zu. »Er hat den Tag damit zugebracht nachzuforschen, welche Firmen biologisch abbaubare schwarze Müllsäcke herstellen, und zwei Deputys losgeschickt, um verschiedene hier in der Gegend erhältliche Probeexemplare zu besorgen. Sie haben sich die Müllsäcke ohne Fingerabdrücke aus dem Labor geholt, und Kristy protokolliert jetzt die Ähnlichkeiten zwischen ihnen.«
»Also, die fluoreszierende Farbe, die wir bestellt haben, müsste spätestens morgen eintreffen. Dann werde ich wahrscheinlich den Tag im Labor verbringen und die Tests durchführen.«
»Wie schnell können wir denn mit der DNA-Probe von Recinos’ Mutter rechnen?«
»Das hängt davon ab, wie schnell Drecker sie in ein Labor beordern kann. Wahrscheinlich frühestens übermorgen.« Da sie den nächsten Kommentar von Andrews schon ahnte, fuhr sie rasch fort: »Ich vergleiche die DNA-Profile, sowie die Probe hier eintrifft.«
Sheriff Andrews nickte ruckartig und ging auf die Tür zu, den Aktendeckel nach wie vor fest in der Hand. »Klingt wie ein Plan.« Sie hatte die Hand schon auf dem Türknauf, ehe Cait sie erneut aufhielt.
»Ich habe hier auch Sharpers Fingerabdrücke, um ihn ausschließen zu können. Und meine.« Sie trat an den Schreibtisch und nahm die zehn Karten, die sie beschriftet und in Beweismitteltüten verpackt hatte. Als sie sie Andrews reichte, versuchte sie nicht daran zu denken, wie peinlich es gewesen war, ihm die Abdrücke abzunehmen. Zachs Stimmung hatte sich verdüstert, als sie ihn nach der Rückkehr zu ihrem Auto an die Fingerabdrücke erinnert hatte. Doch er hatte kooperiert, als sie die Prozedur mit ihm durchgemacht hatte, jeden einzelnen Finger in Tinte zu tauchen und auf die Karte zu pressen. Dabei hatte er die ganze Zeit kein einziges Wort von sich gegeben, sondern sie lediglich mit einem lodernden Blick angestarrt, der ihre Bewegungen seltsam ungeschickt hatte werden lassen.
Nachdem er sich die Finger mit dem Wischtuch gesäubert hatte, das sie ihm gereicht hatte, war er davongegangen, in seinen Trailblazer gestiegen und weggefahren. Und hatte sie mit vagen Schuldgefühlen zurückgelassen, die sie rückblickend noch immer ärgerten. Keinem Mann der Welt war es erlaubt, ihr Schuldgefühle in Bezug darauf einzuimpfen, dass sie ihre Arbeit tat.
Zumindest war es bisher keinem erlaubt gewesen.
Andrews schob die Tüten in den Aktendeckel. »Großartig. Ich bringe die hier selbst zum Regionallabor.« Sie grinste sarkastisch. »Dann sind die Staatlichen wenigstens ein bisschen an der Sache beteiligt, für den Fall, dass wir später etwas von ihnen brauchen. Sie sind nämlich nicht besonders glücklich
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