Knochenzeichen
Kneipe würden es unmöglich machen, das Gespräch drinnen zu führen.
»Caitlin Fleming?« Am anderen Ende war eine Frau. »Hier ist Detective Cindy Purcell, Las Vegas PD. Ich habe Ihre Nachricht in Bezug auf meinen Vermisstenfall unter hundert anderen gefunden, als ich gestern ins Büro zurückgekommen bin.«
»Danke für den Rückruf.« Sie drängte sich zur Tür hinaus und wäre fast mit einem Pärchen zusammengestoßen, das hineinwollte. Keiner von beiden würdigte sie auch nur eines Blickes, als sie an ihr vorbeigingen. »Ich habe sieben menschliche Skelette, und bis jetzt ist kein einziges davon identifiziert.«
»Also, ich wäre wirklich froh, wenn ich den Fall Mark Chastens abschließen könnte. Er wird jetzt seit zwei Jahren vermisst, und jede Spur, die ich verfolgt habe, hat sich in Luft aufgelöst.« Sie hielt einen Moment lang inne, als hätte sie Caits Worte soeben erst verarbeitet. »Sie haben nur Skelette?«
»Genau.« Obwohl sie niemanden in der Nähe sah, war sie mit ihren Antworten vorsichtig.
»Chastens hatte zehn Jahre vor seinem Verschwinden einen schweren Autounfall. Hatte Schrauben und Platten in der rechten Hüfte.« Die Stimme von Detective Purcell klang hoffnungsvoll. »Passt das zu einem der Skelette, die Sie da oben gefunden haben?«
»Nein«, sagte Cait leicht enttäuscht und schaute über den Parkplatz. In irrwitzigen Kreisen umrundeten Insekten eine durch ein Drahtgehäuse geschützte Sicherheitsleuchte auf einem Pfosten. »Das passt zu keinem unserer Opfer.«
»Verdammt.« Das Wort klang wie ein Seufzer. »Sind Sie sicher? Ich meine, vielleicht sind die Schrauben rausgefallen oder so.«
»Dann hätte ich Spuren der Stellen gefunden, wo sie vorher in den Knochen gesteckt haben. Ich habe vier männliche Skelette, aber keines davon klingt wie Ihr Vermisster. Tut mir leid.« Es tat ihr wirklich leid. Von den Vermisstenfällen der Detectives, die ihre mehrfachen Anrufe erwidert hatten, konnte sie damit den dritten auf der Stelle ausschließen. Daher wartete sie jetzt umso gespannter auf das DNA-Profil der älteren Recinos-Frau. Die besten Aussichten, diesen Fall aufzuklären, beruhten darauf, dass sie die Opfer identifizieren konnten.
»Tja, trotzdem danke. Und viel Glück bei Ihren Ermittlungen.« Detective Purcell klang sarkastisch. »Mit sieben menschlichen Skeletten haben Sie auf jeden Fall deutlich größere Probleme als ich mit meinem Vermisstenfall.«
Und das, sinnierte Cait, nachdem sie das Gespräch beendet hatte, war eine prägnante und noch dazu niederschmetternde Zusammenfassung ihrer Lage. Es ließ sich nicht leugnen. Eine Übereinstimmung der DNA-Proben wäre momentan das Einzige, was die Ermittlungen in diesem Fall voranbringen würde.
13. Kapitel
Cait vernahm das Knirschen von Stiefeln auf Kies, kurz bevor die Stimme ertönte. »Ging es um die Ermittlungen?«
Als sie sich umwandte, kam Deputy Tony Gibbs in einem betont lässigen Schlurfgang auf sie zu. Sie schob das Handy in die Hosentasche und musterte ihn kritisch. »Nur eine Spur, die zu nichts geführt hat.«
Er hakte die Daumen in die Gürtelschlaufen. »Barnes hat mich gestern den ganzen Tag Müllsäcke einkaufen lassen. Er meinte, Sie wollen sie mit denen vergleichen, die wir aus der Höhle geholt haben, deshalb hat es mich gewundert, Sie hier zu sehen.«
Sie warf ihm ein unaufrichtiges Lächeln zu. »Haben Sie das heute Abend auch den Männern da drinnen erzählt?«
Die Verblüffung, die nun über seine Miene huschte, sprach Bände, doch er versuchte es trotzdem zu leugnen. »Meine Kumpel und ich haben eine Abmachung. Ich darf ihnen keine Einzelheiten über meine Arbeit verraten. In unserem Beruf ist man auf Diskretion angewiesen, Sie ebenso wie ich. Aber manchmal ist es nicht leicht, wenn man der Einzige ist, von dem alle Antworten haben wollen, oder?«
Nur mit Mühe verkniff sie sich, die Augen zu verdrehen. »Eine echte Belastung.«
Er trat einen Schritt näher und senkte vertraulich die Stimme. »Der Punkt ist, Barnes setzt mich nicht so umfassend ein, wie er könnte. Ich kenne die Gegend und die Menschen hier. Es wäre ein Kinderspiel für mich, Einheimische zu befragen, die für uns von Interesse sind. Sie vertrauen mir. Manche würden sich gegenüber Fremden nicht öffnen, aber mir gegenüber schon.«
Bis sie etwas Konkretes in der Hand hatten, das den Mörder eindeutig als Einheimischen auswies, gab es keinen echten Grund für solche Befragungen, doch das sagte sie ihm nicht. Sie kannte
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