Knochenzeichen
und registrierte, dass er amüsiert dreinsah. »Man kann nie wissen«, erwiderte sie gelassen. »Was für einen Laden haben Sie denn?«
»Al’s. Ist Ihnen wahrscheinlich nicht aufgefallen.«
»Das Geschäft für Tierpräparate.« Sie studierte die Frau mit neuem Interesse. »Nun, ich hätte nicht damit gerechnet, dass der Ihnen gehört.«
»Kathy macht seit etwa sechs Jahren den größten Teil der Arbeit dort«, erklärte Zach hinter ihr.
»Eher zehn. Al hat schon lange das Interesse daran verloren. Ich war immer da. Ich habe bereits lange vorher seine Bücher geführt und seine Anrufe entgegengenommen. Irgendwie bin ich da einfach reingerutscht, ihm bei der Arbeit zur Hand zu gehen, und ehe ich mich versah, bin ich an seine Stelle getreten, als er in den Ruhestand gegangen ist.«
Der Barkeeper stellte ein Getränk vor Kathy hin und räumte ihren leeren Becher weg, ohne dass sie irgendein Zeichen gegeben hätte. Es entging Caits Aufmerksamkeit nicht, dass er es dabei schaffte, kurz über Kathys Hand zu streicheln.
Sie lächelte die andere Frau lässig an. »Da haben Sie ja eine einzigartige Beschäftigung. Ich habe im Fenster ein vollständiges Skelett gesehen – war das ein Fischotter?«
»Das kann ich mir nicht zugute halten.« Kathy nippte an ihrem Cocktail. »Das war Als Werk. Ich hätte nicht die leiseste Ahnung, wie ich das Skelett eines Tieres wieder zusammensetzen soll. Manchmal mache ich im Kundenauftrag ein paar Tierschädel, aber die koche ich immer aus.« Sie zog die Nase hoch. »Al hat immer Käfer benutzt, um die Knochen zu säubern, aber das fand ich einfach zu ekelhaft. Mir hat dermaßen vor den Käfern gegraust. Er fand es immer zum Brüllen komisch, mir einen ins Haar zu setzen.« Sie erschauerte. »Manchmal konnte er sich ganz schön dämlich aufführen. Ich habe ihn gezwungen, sie abzuschaffen, als er in den Ruhestand gegangen ist. Lieber koche ich die Schädel aus, als dass ich mit den verdammten Käfern herumhantiere.«
»Wissen Sie, was er mit ihnen gemacht hat?«
»Weiß ich nicht, und will ich auch gar nicht wissen. Wahrscheinlich hat er sie verschenkt. Nach Arizona konnte er sie ja nicht mitnehmen. Da ist er doch hingezogen, nicht wahr, Zach?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Zach lakonisch. »Ich war damals nicht hier.«
»Ach, stimmt ja.« Kathy zwinkerte ihm zu. »Ich bin schon so daran gewöhnt, dein hübsches Gesicht hier zu sehen, dass ich ganz vergessen habe, dass du eine Weile weg warst.«
»Zwölf Jahre«, sagte er tonlos. »Ich kann verstehen, dass dir das entfallen ist.« Ihr Wortgeplänkel besaß den lockeren, neckenden Ton alter Bekannter.
»Kathy, brauchst du noch was?«
Sie sah den Barkeeper von der Seite an. »Ich hab erst vor ein paar Minuten einen neuen Drink gekriegt, Rick. Schon vergessen?«
»Wir besorgen uns einen Tisch.« Nach dieser Ankündigung umfasste Zach Caits Ellbogen und steuerte sie zu einem der Tische, die sie vorhin auf dem Weg zur Bar passiert hatten.
Kaum hatten sie Platz genommen, erklärte Cait: »Ich bin hierhergekommen, weil ich mit ein paar Einheimischen reden will.« Und um zu hören, was diese zu ihrem Fall zu sagen hatten.
»Du kommst schon noch zum Zug.« Er hob die Hand, um das Winken eines neuen Gasts zu erwidern, der gerade auf die Menge an der Bar zuging. »Alle hier haben gesehen, wie du mit Kathy gesprochen hast, also wissen sie, dass du zugänglich bist. Binnen einer halben Stunde werden sie einer nach dem anderen hier rüberkommen. Zumindest die Mutigsten von ihnen.«
Sie zog die Brauen hoch. »Du glaubst, mit mir zu reden erfordert Mut?«
»Eine Frau mit deinem Aussehen kann ziemlich einschüchternd wirken.« Er schaffte es, seine Äußerung locker klingen zu lassen. »Aber Alkohol trübt den gesunden Menschenverstand, also würde ich sagen, gib ihnen eine halbe Stunde.«
Da schwer zu entscheiden war, ob sie jetzt beleidigt sein sollte oder nicht, wechselte Cait das Thema. »Sie sind ein ziemlich seltsames Paar.«
Zachs Hand stoppte mitten in der Bewegung, als er den Becher zum Mund führte. »Wer?«
Sie nickte leicht in Richtung Bar. »Kathy und der Barkeeper.«
Sein Blick folgte ihrem. »Rick Moses. Woher weißt du, dass sie zusammen sind?«
»Ich bin eine geübte Beobachterin, Sharper.« Sie genoss sein Erstaunen, lehnte sich zurück und ließ den Blick durchs Lokal wandern, wobei sie mehr als ein Augenpaar registrierte, das auf sie gerichtet war. »Und er war eifersüchtig, weil sie mit dir geredet hat. Deshalb
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