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Knockemstiff (German Edition)

Knockemstiff (German Edition)

Titel: Knockemstiff (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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Muschis ab, als du dir je erträumt hast«, entgegnete Del. »Und Muskeln braucht der auch nicht.«
    »Schwachsinn. Mädchen lieben Muskeln. Und wer ist hier bitte derjenige von uns, der sich am Strand Sand ins Gesicht treten lässt?« fragte Randy.
    »Und du schwimmst noch nicht mal«, gab Del zurück. »Hör mal, den Mädchen ist es scheißegal, wie viele Liegestützen du schaffst. Die wollen nur high werden und Blumen im Haar tragen. Und vielleicht noch ein Auto klauen.«
    »Genau, und dann landen wir alle im Bau wie deine Brüder.«
    »He, ich hab sie angefleht, das hier zu lesen, bevor sie in der Tankstelle eingebrochen haben«, sagte Del.
    »Wovon zum Teufel redest du überhaupt?« brüllte Randy. Er war schon wieder bei der nächsten Übung und hob abwechselnd seine Beine an. Del streckte die Hand aus und drehte
I Don’t Live Today
bis über die kleine Markierung hinaus, die Randys Bruder Albert auf den Lautstärkeregler geklebt hatte. Die Lautsprecher machten komische Geräusche, so als würde sie jemand mit einer der Hanteln, die auf dem Boden lagen, zu Schrott hauen.
    »Lass uns nach Florida gehen und uns ein paar Mädchen suchen«, schlug Del vor und hielt Randy den Buchtitel vor das rote, picklige Gesicht. »Das ist der reinste Hippie-Himmel da unten.«
    »Verdammt, Delbert, die Kleine sieht aus wie die Schwester von jemandem, den ich kenne«, ächzte Randy, kurz bevor die Lautsprecher durchknallten.
    Das Fischstäbchen-Mädchen zog ihre Armeejacke aus und öffnete den Gürtel ihrer abgewetzten Jeans. Dann legte sie sich zwischen all die Wollfussel und Zigarettenkippen auf den Fußboden des Waschsalons und machte Dehnübungen. Del hatte ihr wohl irgendwann mal gebeichtet, dass es ihn anmachte, anderen Leuten beim Trainieren zuzuschauen. Das war keine perverse Sexgeschichte, sondern eher wie das Vergnügen, das man empfindet, wenn man seinen besten Freund den Job verlieren sieht oder ein Reicher mit dem Flugzeug abstürzt. Del fragte sich, was er ihr wohl noch verraten hatte. Er sah zu, wie seine Hose im Maschinenbullauge herumschlappte, und versuchte, das anzügliche Seufzen des Fischstäbchen-Mädchens zu überhören, das es bei jeder langsamen Bewegung von sich gab. Sie war zwar von ein paar Defekten geplagt, konnte sich aber zu Formationen verbiegen, die die meisten nur mit Missgestalten im Zirkus oder mit Weltklasse-Verrenkungskünstlerinnen in Verbindung gebracht hätten. Auch das war, wie er wusste, Teil ihres Plans, ihn zu versklaven.
    Im Bus nach Florida las Del Randy immer und immer wieder die saftigsten Stellen aus dem Buch vor, ließ allerdings stets das Ende weg. Als sie nach Atlanta kamen, konnte Randy tatsächlich das gesamte Kapitel über die Orgie mit der Spanischen Fliege in dem verlassenen Strandhaus auswendig. Er war davon überzeugt, dass die durchgeknallte Dorcie bereits auf ihn warten würde, wenn sie erst mal in St. Petersburg ankämen. Als sein Cousin eingenickt war, schlich sich Del aufs Klo und riss die letzten paar Seiten des Romans heraus. Er brachte es nicht über sich, Randy zu sagen, dass Dorcie, seine kleine Nadelkönigin, von einer Brücke sprang und ertrank, als sich die Bullen näherten.
    »Ich hab Hunger, Mann«, klagte Randy an dem Vormittag, als sie die Staatsgrenze nach Florida überquerten. Der Highway war von Orangenbäumen gesäumt. Alles roch wie Lufterfrischer.
    »Schau mal, die Orangen da sind so groß wie Basketbälle.«
    »Ich verliere Muskelmasse«, sagte Randy. »Ich brauche Eier.« Es stimmte, Randy sah langsam aus wie eine Gummipuppe, die auf einen Nagel getreten war. Er schien Luft zu verlieren.
    »Wir kaufen ein Dutzend, sobald wir an Geld kommen.«
    »Und wie stellen wir das an?« fragte Randy mit brüchiger Stimme. »Steht das auch in deinem Buch?«
    »Mach dir keine Sorgen«, erwiderte Del. »Dein Cousin regelt das schon alles.«
    Drei Tage später lernten sie in St. Petersburg einen Hotdog-Verkäufer namens Leo kennen. Er warf gerade frische Wurst in einen Edelstahldampfkocher. Der Geruch, der vom Stand herüberwehte, hatte Del und Randy fast in den Wahnsinn getrieben, seit sie angefangen hatten, unter dem Pier zu schlafen. »Kommt doch heute Abend mal bei mir vorbei, ihr zwei«, sagte Leo, reichte den Jungs ein paar Hotdogs und ein Streichholzheftchen, auf das eine Adresse gekritzelt war. »Na los, esst schon«, sagte er und zwinkerte Randy zu.
    »He, Del«, fragte Randy später, »glaubst du, der Kerl ist andersrum?« Senf trocknete ihm am Kinn

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