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Knockemstiff (German Edition)

Knockemstiff (German Edition)

Titel: Knockemstiff (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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gefahren?«
    »Ach, keine Ahnung«, antwortete Del. »Ich hatte da dieses Buch gelesen. Wir haben wohl nach einem besseren Leben gesucht, könnte man sagen.«
    »Und, habt ihr es gefunden?«
    »Nein, war ja nur ein bescheuertes Buch. Hab seitdem keins mehr gelesen.«
    Als Leo mit Randy fertig war, winkte er Del zu sich, er sollte ihm aufhelfen. Der alte Mann schnappte nach Luft. Del konnte seine Knie beim Aufstehen knacken hören. Es klang wie ein Erdrutsch in einem alten Cowboyfilm. Auf seiner Unterlippe lag noch ein Batzen von Randys Erguss, wie eine salzige Schnecke. Leos Bademantel ging auf und enthüllte rote Dehnungsstreifen, die sich über seinen aufgedunsenen Bauch zogen. Dann furzte er, humpelte zu seiner Listerine-Flasche hinüber und hob sie an wie ein Säufer. Randy stand nur stumm und verwirrt da wie ein Tankstellenjunge, der auf den nächsten Wagen wartet.
    Leo nahm etwas Kleingeld aus einem Glas und streute es in Randys Hand, so als würde er Goldstaub aus einem Beutel rieseln lassen. »Das ist alles?« fragte Randy schließlich und starrte die Pennys, Zehner und Vierteldollarmünzen an.
    »Das ist ein ganz schönes Sümmchen«, meinte Leo.
    »Ich hab Sie meinen Schwanz lutschen lassen!« brüllte Randy.
    »Still, du«, sagte Leo mahnend. »Das ist alles, was ich für so etwas abdrücke. Du hast noch ’ne Menge zu lernen. Da hätte ich ja mit ’ner Scheibe Schinken mehr Spaß gehabt.« Er zog ein süßes Brötchen aus der Tasche seines Bademantels und biss ein Stück davon ab. »Und jetzt«, befahl er, »nimmst du deinen hässlichen Freund und verschwindest. Jungs wie ihr machen einem nur Ärger.« Krümel flogen durch die Luft wie winzige goldene Mücken.
    Randy sah Del an und nickte. »Ich will mehr«, sagte er, und Del holte mit der Lampe aus.
    Das Fischstäbchen-Mädchen hielt sich an einer der Metallstangen fest, an die die Leute ihre Sachen hängten, und drehte sich wie eine Tänzerin in einem Striplokal. Del ließ seine nasse Jeans in den Trockner fallen und ging wieder ans Fenster zurück. Er schaute zu, wie sich ihr Spiegelbild in der Scheibe immer schneller drehte. Del glaubte, gleich würde sie gegen die Wand schleudern oder von einer der Waschmaschinen abprallen. Das Mädchen gab ein hohes Quietschen von sich, das sich anhörte wie ein vorbeirasender Rettungswagen auf dem Highway. Del wich zurück und wartete auf den unvermeidlichen Unfall. Es war wie am Familientag auf dem Atomic Speedway, wenn man hoffte, dass einer der Fahrer Scheiße baute und draufging, damit die Kinder ihren Spaß hatten.
    Kurz nachdem Randy den Wettbewerb zum Mr. Ohio gewonnen hatte, kam Del bei ihm vorbei und bat ihn um einen Gefallen. »Keine Chance«, sagte Randy. »Du zahlst es ja eh nie zurück.« Im Büro der Autowerkstatt, die er zusammen mit seinem Bruder Albert betrieb, lehnte er sich in seinen Sessel zurück, der hinter einem grauen Metallschreibtisch stand. Der große Pokal thronte hinter ihm auf einem Regal.
    »Du bist doch jetzt berühmt«, sagte Del, der merkte, dass er es auf eine andere Art versuchen musste. »Wie ist das denn so?«
    »Scheiße, keine Ahnung«, antwortete Randy. »Geld verdiene ich damit jedenfalls nicht, falls du das meinst. Ich hab nicht mal den Werbespot für Bob Evans gekriegt.« Dabei quetschte er ununterbrochen einen kleinen Gummiball in der Hand. Jedes Mal, wenn er zudrückte, wackelten seine Ohren. Del konnte sich nicht vorstellen, dass Randy im Fernsehen Werbung für Bratlinge machte.
    »Hör mal, Mann, ich hab nie ein Wort über das verloren, was in Florida passiert ist, das weißt du.«
    »Ha! Delbert, du redest doch von nichts anderem«, entgegnete Randy. »Scheiße, du hast ja selbst Sheriff Matthews davon erzählt.«
    »Wie wär’s mit zweihundert«, bettelte Del. »Die lassen mich nicht mehr in mein Zimmer zurück.«
    »Ich hab keine zweihundert. Weißt du, was das kostet, so einen Wettbewerb zu gewinnen? Ich hab mehr Geld in diese Arme gesteckt, als du in deinem ganzen Leben klauen kannst«, sagte Randy. »Hör mal, ich will dir ja nicht vorschreiben, was du machen sollst, aber du gehst jetzt besser, bevor Albert zurück ist. Seit du seine Stereoanlage ruiniert hast, ist er ziemlich sauer auf dich.«
    Schließlich wurde Randys Herz zu groß für seinen Körper. Er war einer dieser Fanatiker, die niemals aufhören zu powern und sich nicht um die Folgen scheren.
    »Die lassen mich nicht rauchen«, keuchte er, als Del ihn im Pflegeheim besuchen kam. Del sah zu dem

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