Knockemstiff (German Edition)
gefahren und hatte den Großteil des Tages damit verbracht, mit ein paar seiner nichtsnutzigen Cousins Hufeisen zu werfen. »Der Stoff ist sauberer als bei der letzten Lieferung«, hatte Porter beteuert und ihm einen Joint mit Angel Dust gereicht. Del hasste PCP, es war, als würden die Götter ihm jedes Mal einen Streich spielen, wenn er den Mist rauchte. Und tatsächlich, als er in die Stadt zurückfuhr, blinkte im Rückspiegel wie eine Bierreklame immer wieder ein bärtiger Kerl mit schlechten Zähnen auf, der sich in ein Stück Rasenteppich gewickelt hatte und irren Scheiß aus Dels Highschoolzeit erzählte.
»Was?« rief Del, schoss von der Couch hoch und pustete ein paar Kissenflusen aus dem Mund. »Wo willst du hin?« fragte er Geraldine. Sie hatte sich Lippenstift ins Gesicht geschmiert und ein paar matte Locken in die fettigen Haare gedreht.
»Das geht dich einen Scheißdreck an!« spuckte sie aus. »Vielleicht geh ich ins Topper. Wie würde dir das gefallen, du Arsch?« Das Topper war gleich auf der anderen Straßenseite, gegenüber der Plastikfabrik. Alle Gäste dort hatten wunde, rote Gesichter von der Hitze der Öfen und Brandmale an den Armen. Kein Kunde dort war ganz ohne Verletzungen.
»Was ist mit Veena?« fragte Del und sah sich auf dem Fußboden nach seiner Hose um. Er wusste, seine Frau ging nirgendwohin; Geraldine hatte das Haus seit sechs Monaten nicht verlassen.
»Sie gehört heute Abend ganz dir, Daddy«, entgegnete sie hasserfüllt. »Und übrigens, wo zum Teufel warst du heute Morgen?«
»Ich glaube, ich hab ein grünes Bier erwischt.«
Sie starrte ihn ein paar Sekunden lang an und sagte dann: »Du bist so was von jämmerlich, Del, weißt du das?« Sie zündete sich eine Zigarette an und baute sich mit einem hässlichen, verächtlichen Grinsen über ihm auf. Sie stand nur ein paar Zentimeter vor seiner Nase. »Ich sag dir was, Kumpel, du solltest dich endlich mal zusammenreißen.«
»Ich weiß, Geri, ich weiß«, sagte Del beschwichtigend. Dann sah er zu ihr auf und fügte an: »Ich werd mich bessern, versprochen.« In letzter Zeit wünschte er sich allerdings immer öfter die alten Zeiten zurück, als er sie nur als Fischstäbchen-Mädchen gekannt und sie an den Ampeln um Kleingeld gebettelt hatte. Stöhnend zog er seine Jeans an und stapfte durch den Flur zu Veenas Zimmer. Er hob sie aus dem Kinderbett. »Sie ist nass«, brüllte er.
»Dann wechsle die Windel«, sagte Geraldine und ging auf die Wohnungstür zu. Sie klimperte mit den Autoschlüsseln und wackelte mit dem Hintern, als wollte sie auf einen Laufsteg. Sie hatte ihre gute Jeans an, und ihre großen Füße steckten in billigen spitzen Schuhen.
Del legte Veena vorsichtig auf der Couch ab und zog die letzte Windel aus dem Pampers-Karton. Unten im Karton lag ein kleiner Vorrat Fischstäbchen in ein fettiges Papiertuch eingewickelt. Del starrte die braunen, krümeligen Riegel ungläubig an. Seit er Geraldines Vormund geworden war, hatte sie kein Fischstäbchen mehr angerührt; das hatte zu ihrer Abmachung gehört. Er wischte Veena sauber und puderte die wunde Haut an der Innenseite ihrer pummeligen Schenkel ein. Del sah seine Tochter an und spürte plötzlich eine tiefe Trauer in sich aufsteigen. Er ging in die Knie und wollte gerade das Baby um Verzeihung bitten, als er seine Frau wieder durch den Flur trampeln und die Schlafzimmertür zuschmeißen hörte. Tochter und Vater schreckten bei dem Lärm auf, sie noch voller Unschuld, er Tausender Vergehen schuldig.
Nachdem er Veena gefüttert und ins Bett gebracht hatte, setzte sich Del vor den Fensterventilator, aß Weißbrot, schaute fern und lauschte den Krankenschwestern, die oben feierten. Er wartete ungeduldig, bis er glaubte, dass Geraldine eingeschlafen war, dann klaute er die paar Dollar, die sie in Veenas Ausbildungsspardose gesteckt hatte. Er nahm ein paar ihrer Xanax aus dem Medizinschrank und schluckte sie trocken herunter. Dann schlich er aus dem Haus, sprang in den Cavalier und fuhr direkt zum Quikstop, um sich ein Zwölferpack Bier zu kaufen. Gleich neben der gläsernen Eingangstür stand ein glänzender neuer Cadillac. Ein fetter Kerl lehnte am Tresen und gaffte die kleine Verkäuferin an, während sein Bauch die Süßigkeiten auf der Theke zerquetschte. Das Mädchen hatte sich vorgebeugt, kaute nervös auf einer Strähne seiner langen braunen Haare und riss eine Stange Zigaretten auf. Der Mann, der eine weiße Hose und ein seidenes blaurotes Hemd trug, hatte
Weitere Kostenlose Bücher