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KNOI (German Edition)

KNOI (German Edition)

Titel: KNOI (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schalko
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für Mord.
    - Was ist mit ihren Nachrichten?
    - Ich finde, die sprechen für Mord.
    - Sie hat den Mörder gekannt.
    - Wie kommst du auf diese Idee?
    - Er hat sie gezwungen, die Nachrichten zu schreiben.
    - Oder er hat sie selbst geschrieben.
    - Warum sollte er?
    - Ein Ablenkungsmanöver.
    - Warum hat er die Leiche nicht einfach verschwinden lassen?
    - Er hat die Leiche einfach verschwinden lassen.
    - Bitte sprich nicht, als wäre sie tot.
    - Jakob, wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen.
    - Loch oder nicht Loch, Wurzelbehandlung oder nicht Wurzelbehandlung, ein Leben in Schwarzweiß, sagte Rita spöttisch.
    - Macht, was ihr wollt, aber denkt an meine Worte.
    Lutz stand auf.
    - Wir sollten die Polizei rufen, fasste Rita zusammen.
    - Sowieso, sagte Lutz.
    In Rohrbach wunderte sich der Postbote, dass die Post noch im Postkasten lag. Der Rohrbacher fuhr nie auf Urlaub, weil es woanders nicht wie in Rohrbach war. Und die Kerbler, die er selbst schon seit Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte, deren Existenz aber durch das tägliche Verschwinden der Post nachgewiesen war, die hatte nicht nur keinen Grund, sondern auch allen Nicht-Grund, auf Urlaub zu fahren. Am ehesten in den Norden, wenn die Tage finster blieben, dachte der Postbote, der wusste, dass die im Postkasten verbleibende Post nicht selten der Vorbote einer schlechten Nachricht war. Anders gesagt: Wenn der Postbote in der Post die Post vom Vortag fand, dann trug er auch bald die Paten aus. So eine alte Rohrbacher Weisheit.
    Als dort am nächsten Tag erneut die Post vom Vortag lag, verständigte der Postbote die Rohrbacher Polizei. Man durchsuchte das Haus, aber von Marie Kerbler fehlte jede Spur. Inzwischen hatte sich ihr Geruch verflüchtigt. Die Tapeten rochen nur noch nach Tapeten, selbst im Schlafzimmer, wo es immer am stärksten menschelte, roch es nur nach den Vorhängen. Von dem Glas Rotwein im Wohnzimmer ging ein zart stechender Geruch aus, der aus dem Umkreis des Tisches aber nicht hinausdrang. Nichts sonst weise auf eine hier wohnhafte Marie Kerbler hin, so die beiden Polizisten, außer natürlich der bis vor zwei Tagen entleerte Postkasten, der dem Postboten Beweis genug war, den Kriminalisten allerdings nichts bewies, denn eine Post konnte jeder in Besitz nehmen, und sei es, um vom Verschwinden einer Person abzulenken. Ein Rohrbacher, der in der Post eines anderen Rohrbachers herumstöbere, das könne kein Rohrbacher sein, sagte der Postbote. Das habe auch nie jemand behauptet, sagte der Polizist. Diese ganze Angelegenheit trage für ihn ohnehin keine Rohrbacherische Handschrift. Da gab es andere Kräfte, fremde Kräfte, und dem Postboten lief der Schauder kalt über den Rücken, und die Polizistin rieb sich die Stirn. Wahrscheinlich sei sie zu ihrer Tochter gefahren, sagte der Polizist, was aber nicht so klang, als würde er daran glauben. Andererseits, warum solle jemand der Kerbler etwas antun wollen, sagte die Polizistin, die Kerbler habe doch überhaupt keine Feinde gehabt, so wie sie auch überhaupt keine Freunde gehabt habe, ergänzte der Postbote, was bei alten Menschen nicht ungewöhnlich sei, so der Polizist, außerdem habe die Kerbler in der Nacht gelebt, mit wem solle man da schon befreundet oder gar befeindet sein. Dann spuckte der Polizist aus, die Polizistin seufzte angewidert, und der Postbote starrte in den Speichel des Polizisten, in dem sich eine Ameise verfangen hatte, der er beim Sterben zusah. So entstand eine längere Stille, die ein wenig nach Ratlosigkeit klang. Also, sagte der Polizist, also was, sagte die Polizistin, ich nehme an, Sie werden jetzt ihre Verwandtschaft kontaktieren, sagte der Postbote und hob den Blick, worauf die Polizistin nickte, und Sie behalten den Postkasten im Auge, zwinkerte ihm der Polizist zu, der in seinen Speichel stieg und damit unabsichtlich die Ameise von ihrem Leid erlöste. Die Polizistin verzog erneut ihr Gesicht und sagte, man werde von sich hören lassen, und der Postbote versprach, ebenso Laut zu geben, und der Polizist murrte nur zustimmend, denn ein weiterer Satz, der versprach, einander auf dem Laufenden zu halten, erschien ihm redundant. Und so gingen alle ihrer Wege, und als man weder Jennifer noch Conny erreichte, um sie über Frau Kerblers Verschwinden zu unterrichten, läutete Jakobs Telefon, während er mit Lutz und Rita darüber diskutierte, was zu tun sei, bemerkte es aber nicht, weil es in der Manteltasche steckte, was einerseits das gerade stattfindende Gespräch

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