KNOI (German Edition)
Stahlbürste poliert, er sehe keinen Hund, worauf alle drei lachten und die Frau sagte, Luise, und der Mann ergänzte, Luise, der Hund. Wobei Luise von Ronald, so der Name des Kindes, und jetzt dämmerte es Lutz allmählich, dass er gerade in der stumpfsten Realität angekommen war, Flocke genannt wurde, wobei es sicher kein Problem sei, Flocke wieder in Luise umzubenennen, so die Mutter, obwohl das mit dem Geschlecht noch nicht ganz geklärt sei, sagte der Vater. Flocke wechsle je nach Tagesverfassung das Geschlecht. Wessen Tagesverfassung, fragte Lutz, der darauf nervöses Stirnrunzeln erntete und den vorbereiteten Rechtfertigungsmonolog über sich ergehen lassen musste, dass sie völlig unterschätzt hätten, wie viel Arbeit mit so einem Hund anfalle, selbst wenn es sich um einen fiktiven Hund handle, unsichtbaren Hund, korrigierte der Vater die Mutter, woran Lutz merkte, dass sie schon einige kinderpsychologische Sitzungen hinter sich hatten. Lutz fragte, ob es sich tatsächlich um den gleichen Hund handle, woran sie das festmachen würden, und da war es wieder, das nervöse Stirnrunzeln der Eltern, die diese demütigende Angelegenheit so schnell wie möglich über die Bühne bringen wollten, und Ronald, der sich bereits unter Tränen von Flocke verabschiedete. Dann lief Luise wedelnd in die Wohnung, direkt in die Arme von Max, der Luises Rückkehr eher distanziert aufnahm. Zum einen hatte er sie diesem Ronald damals geschenkt und nicht geborgt. Außerdem, wie sollte ein Lama groß auf einen kniehohen Hund reagieren?
Lutz, der aufgefahren war, weil er die Polizei vermutet hatte, schloss schweigend die Tür, ging ins Schlafzimmer und legte sich wieder ins Bett. Er schlief. Und wusch sich. Schlief und träumte von dem Wald und Luise, die eine Fährte aufgenommen hatte. Jennifer reckte ihre Hand aus der Erde und umklammerte sein Schienbein. Lutz schreckte hoch, schüttelte die Hand mit aller Gewalt ab. Luise! Jennifer deutete unter die Erde. Lutz sagte, er suche die rote Schaufel von Max. Er vermisse sie. Außerdem sei sie Beweismittel. Lutz erwarte doch nicht etwa, dass Jennifer ihn decke. Schließlich schulde er ihr noch die Zwanzigtausend. Lutz winkte ab. Sie möge sich da keine Sorgen machen, er sei ein Ehrenmann. Schließlich habe sie ja ihre Leistung erbracht. Und selbstverständlich werde er bezahlen. Wie er sich das vorstelle, sagte Jennifer. Jetzt, da sie tot sei, habe es wohl wenig Sinn, das Geld auf ihr Konto zu überweisen. Nicht einmal ein Testament habe sie gemacht. Lutz rief noch einmal nach Luise. Er überlege sich etwas, versprach er, aber er müsse jetzt wirklich, und dann schreckte er hoch, denn es hatte erneut geläutet. Dieses Mal zog er sich die Decke bis zum Kinn und versuchte, regungslos zu lauschen. Er konnte nichts hören. Wurde aber auch nicht geholt. Hörte, wie die Wohnzimmertür geschlossen wurde. Man wollte ungestört sprechen. Über ihn sprechen. War Hilde dabei? Hatten sie ihn angezeigt? Oder hatte diese alte ledrige Hexe bereits seine Entmündigung eingeleitet? Lutz warf die Bettdecke zur Seite und riss entschlossen die Wohnzimmertür auf.
- Stell dir vor, Jennifer ist verschwunden, sagte Rita, die gegenüber von Jakob saß, der an dem Platz saß, wo Lutz immer saß, wenn er mit Rita etwas zu besprechen hatte. Also blieb Lutz stehen. Jakob hatte ihn noch nie in Unterhose gesehen.
- Lutz ist seit zwei Tagen krank, sagte Rita peinlich berührt.
Jakob sah erstaunt auf.
- Seit zwei Tagen?
Lutz nickte und setzte sich jetzt doch hin, weil er nicht wusste, was er mit den Händen anfangen sollte. Im Sitzen verschränkte er sie vor der nackten Brust. Jakob und Rita musterten ihn vom anderen Ende des Tisches.
- Ja, seit zwei Tagen.
- Fieber?
- Ich wollte mich gerade waschen gehen.
Jakob musterte Lutz wie einen Beschuldigten, für den man noch keine passende Anklage gefunden hatte.
- Nein, kein Fieber, sagte Rita.
- Aber krank? fragte Jakob.
- Ja, krank, sagte Lutz und versuchte, ein möglichst abgeschlagenes Gesicht zu ziehen.
- Wo ist Jennifer?
- Verschwunden.
- Spurlos?
- Nicht spurlos. Aber verschwunden.
- Also, verschwunden im Sinn von Trennung?
- Verschwunden. Jakob weiß nicht, was passiert ist.
Jakob sagte, dass möglicherweise auch Jennifers Mutter verschwunden sei, worauf Lutz sagte, dass sie ja vielleicht gemeinsam verreist seien, was Jakob sofort verneinte, denn es gab nichts, das unwahrscheinlicher gewesen wäre. Ob Jennifer irgendwann auch diesen Geruch
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