KNOI (German Edition)
die angerufen hatte. Und der Leichnam der Kerbler wurde auch nicht in ihrem alten Mercedes gefunden. Es war der spuckende Polizist, der eigentlich mit Jennifer sprechen wollte, weil er Conny in Australien nicht erreicht hatte. Dreimal habe er nachgerechnet, ob er sich auch mit der Zeitverschiebung nicht vertan habe, aber jemand, der morgens um sieben Uhr nicht abhebe, der sei prinzipiell schwer zu erreichen. Das sage ihm der Hausverstand, und auf diesen vertraue er bei seinen Ermittlungen. Also habe er beschlossen, lieber gleich Frau Jennifer Kerbler anzurufen, aber diese habe kein Tonband, auf das man sprechen könne. Und so hätten ihn seine Ermittlungen zu Herrn Jakob Schober, ob das richtig sei, Jakob bejahte, geführt. Jakob fragte, wieso Ermittlungen, Jennifer sei bloß verschwunden, also aus seinem Leben verschwunden, was ja noch keinen kriminalistischen Tatbestand erfülle. Da wurde der Polizist stutzig. Er sagte, es gehe auch nicht um das Verschwinden von Frau Jennifer Kerbler, sondern um das von Frau Marie Kerbler. Wie er auf die Idee komme, auch Jennifer Kerbler sei verschwunden. Jakob musste beinahe lachen, als ihm auffiel, dass er beim Fahren telefonierte, während er mit der Polizei sprach, was ihm ein wenig die Angst nahm. Auch die haben keinen Masterplan, dachte er, und der Polizist fragte, ob er, Jakob Schober, jetzt bitte die Frage beantworten würde, außerdem wäre es gescheiter, wenn er zufahren würde, da sich viele Einvernommene wie im Verhör fühlten und dementsprechend nervös agierten. Jakob schluckte und fragte, wie er darauf komme, dass er beim Fahren telefoniere, er halte das für noch verantwortungsloser, als alkoholisiert zu fahren. Bloß keine Zugeständnisse. Also, wenn er jetzt so freundlich sei, seine Frage zu beantworten, wie er darauf komme, dass auch Jennifer Kerbler verschwunden sei, und Jakob sagte, dass er doch eben gesagt habe, dass Frau Kerbler, also Jennifer, nicht verschwunden sei, zumindest nicht in einem kriminalistischen Sinn. Nein, er wisse nicht, wo sie stecke, sie hätten sich vor ein paar Tagen getrennt, und da sei es nicht weiter verwunderlich, wenn sie nicht erreichbar sei. Der Provinzpolizist räusperte sich, für Jakob klang es, als würde er ausspucken, aber warum sollte jemand am Telefon ausspucken, dachte er, und der Polizist sagte, dass Frau Jennifer Kerbler nicht nur nicht erreichbar sei, sondern dass jemand offenbar ihre SIM-Karte entfernt habe, sonst würde man eine andere Art von Ansage hören. Das hätten sie in einer Schulung gelernt, gehöre quasi zum Basiswissen eines Kriminologen. Vielleicht habe Jennifer ja in der Wut ihr Telefon entsorgt, sagte Jakob, der sich gleichzeitig auf den Verkehr konzentrierte, und dabei habe sie vorher die SIM-Karte rausgenommen, fragte der Polizist, der allmählich misstrauisch wurde. Kein Wunder, dass sich die meisten wie in einem Verhör fühlten, sagte Jakob, worauf sich der Polizist noch einmal räusperte und jetzt ganz eindeutig ausspuckte und sagte, er, Jakob Schober, könne auch gerne in der Wachstube vorbeischauen, wenn ihm das lieber wäre, aber Jakob verneinte. Stattdessen suchte er nach einer Parklücke, fand aber keine. Also, die Trennung, wie sei die denn vonstattengegangen, fragte der Polizist, und Jakob sagte, dass das wohl kaum Gegenstand von kriminellen Ermittlungen, kriminalistischen Ermittlungen, korrigierte der Polizist, egal, sagte Jakob, er, der Polizist, wolle Jennifer doch eigentlich nur über das Verschwinden ihrer Mutter unterrichten. Was mit Frau Kerbler denn passiert sei, aber der Polizist gab keine Antwort, ließ sich jetzt nicht ablenken, und Jakob sagte, er könne da wirklich nichts für ihn tun, betrachte es, um ehrlich zu sein, auch nicht mehr als seine Angelegenheit, da müsse er ihn verstehen, der Trennungsschmerz sitze tief, die Trennung sei schließlich Privatangelegenheit und noch lange kein Kriminalfall, und wenn ihn nicht bald jemand die Spur wechseln lasse, dachte er, dann müsse er das ganze Verhör im Fahren durchstehen, eine perfide Foltermethode sei das. Er brauche sich nicht gleich aufzuregen, sagte der Polizist, er sei nur derjenige, der feststellen müsse, ob es kriminalistischen Handlungsbedarf gebe, und falls dem so sei, dann würden sich ohnehin andere drum kümmern. Profis, die solche Telefone orten, Gesprächsdaten abrufen und Textnachrichten lesen könnten. Meistens seien solche Fälle innerhalb weniger Stunden erledigt. Es komme ihm eben nur seltsam vor, dass so
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