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Knuddelmuddel

Knuddelmuddel

Titel: Knuddelmuddel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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gehe an die Bar und durch die Hintertür neben der Theke nach draußen. Ich stehe auf der Straße und atme die frische Luft ein. Der Sommer ist jetzt ganz eindeutig vorbei. Die ersten braunen Blätter liegen auf der Straße. Die Nächte sind frisch und das tut gut nach dieser Sommerhitze. Ich hätte mir die Jacke mitnehmen sollen, aber ich werde da jetzt nicht noch mal zurückgehen. Ich atme tief durch. Früher hätte ich mir jetzt eine Zigarette angezündet. Aber die Zeiten sind vorbei. Zum Glück. Leider. Nein – zum Glück, ist schon besser so.
    Plötzlich steht Ricky neben mir und drückt mir ein Glas in die Hand.
    „Was ist das?“, frage ich.
    „Pianistin in einer Bar und weiß nicht, was ein Cocktail ist“, sagt Ricky. „Tss tss tss ...“
    „Das schon, klar weiß ich, dass das ein Cocktail ist, aber welcher?“, sage ich.
    „German Virgin“, sagt Ricky. „Damit du hier heute Abend keine Dummheiten machst“.
    „Danke“, sage ich.
    „Man sollte nie einen Fehler zweimal machen“, sagt Ricky, „jeder Fehler sollte einzigartig sein, nur so kann man daraus lernen.“
    „Schlaumeier“, sage ich.
    „Theoretisch bin ich richtig gut in diesen Beziehungssachen“, sagt Ricky und grinst. „Nur praktisch hapert es manchmal noch ein bisschen.“
    Ich nippe am Cocktail. Bruno steckt seinen Kopf zur Tür raus, Ricky, kommst du mal, da will einer was von dir. Und schon ist Ricky wieder weg. Ich nippe wieder am Cocktail. German Virgin. Wer denkt sich bloß solche Namen aus? Komischer Geschmack, Bier, Wodka, Himbeersirup und noch irgendetwas, das ich nicht identifizieren kann. Aber solange kein Ingwer drin ist, ist alles gut. Ingwer will ich nur als Tee. Eigentlich trinke ich ja keinen Alkohol, solange ich spiele. Aber ungewöhnliche Ereignisse erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.
    „Ist dir klar, dass heute der Sprich-wie-ein-Pirat-Tag ist“, sagt João neben mir.
    „Mann, hast du mich erschreckt“, sage ich.
    „Tut mir leid“, sagt João. „Wollte ich nicht.“
    „Wie so manches in deinem Leben, was du mir angetan hast?“, sage ich.
    „Elke, ich ...“, fängt João an und sagt nichts weiter.
    „Wo ist Vivian?“, frage ich.
    „In Seattle, wo sie hingehört“, sagt João.
    „In Seattle, wo sie hingehört?“, frage ich.
    „Ihrer Mutter geht es nicht so gut, und Vivian muss sich um sie kümmern“, sagt João. „Und unserer Ehe geht es auch nicht so gut, und da ist eine Pause vielleicht mal ganz gut.“
    Wie lange sind die verheiratet? Gerade mal ein paar Wochen.
    „Lass dich wieder scheiden“, sage ich.
    „Ja“, sagt João. „Daran habe ich auch schon gedacht.“
    „Wirklich?“, frage ich.
    „Ich weiß auch nicht“, sagt João. „Das ging alles so schnell und ja, womöglich habe ich einen Fehler gemacht. Ich weiß nicht. Die Ereignisse haben mich irgendwie überrollt.“
    „João, ich ...“ sage ich.
    Aber ich weiß garnicht, was ich dazu sagen soll.
    „Und ich vermisse dich“, sagt João.
    „Wirklich?“, frage ich.
    Und da heißt es, verbale Ausdruckweise wird bei Männern überbewertet, ich bin hier aber heute auch nicht gerade der wandelnde Thesaurus.
    „Ja, wirklich“, sagt João.
    Vielleicht sagt er das einfach nur so? Vivian ist in Seattle, ich stehe hier direkt vor seiner Nase. Und da sagt er mir einfach ein paar nette Sachen.
    „Und was genau vermisst du?“, frage ich.
    „Dass ich dir morgens den Kaffee ans Bett bringen durfte“, sagt João.
    Ja, das mit dem Kaffee war ein schönes Ritual. Jetzt muss ich ihn mir immer selber holen. Ein secondary loss des Alleinelebens.
    „Deine Filmbeispiele immerzu“, sagt João. „Wenn ich früher Seattle gesagt hätte, hättest du doch bestimmt auf der Stelle von drei Filmen erzählt, die in Seattle spielen ...“
    Ich lache.
    „Dein Lachen“, sagt João.
    Klar fällt mir da auf der Stelle Schlaflos in Seattle ein. Und dieser andere Film mit Aaron Eckhard, und Jennifer Aniston, den ich neulich mit Evelina gesehen habe, wie heißt der doch gleich, ach ja Love happens . Wo der Typ ein Buch über Trauer schreibt und wie man damit fertig wird, und selber hat er natürlich alles abgeblockt und abgeschottet und tut nur so, als wäre er über den Tod seiner Frau weg, bis ihm Jennifer Aniston über den Weg läuft und er wieder zu leben anfängt. Eine Liebeskomödie übers Trauern. Erstaunlicherweise funktioniert´s.
    „Für den dritten Film müßte ich vielleicht eine Weile nachdenken“, sage ich.
    „Und deinen Humor“, sagt

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