Koch zum Frühstück (German Edition)
Fingern.
»Ist das… okay?« Fragend sehe ich ihn an.
Er zuckt mit den Schultern. Ist ihm offenbar scheißegal. Jedenfalls tut er so. Na toll… Und mit einem Mal bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob er Samstag wirklich eifersüchtig war. Oder ob ich's mir nur gewünscht hab', weil ich's an seiner Stelle gewesen wäre. Total idiotisch also, hier aufzukreuzen. Ich hätte zu Hause bleiben sollen. Aber ich hab's nicht ausgehalten, ich musste ihn einfach sehen…
***
Ehrlich gesagt, komm' ich mir ein bisschen dämlich vor, als wir wenig später zu dritt auf dem Weg zu ihrem neuen Kindergarten sind. Man kann ihn zu Fuß erreichen, also gehen wir nebeneinander auf dem Bürgersteig. David, Stella und ich. Sie hält unsere Hände in ihren, hüpft über die Fugen der Platten und plappert vor sich hin. Ihre kleine Tasche, die sie immer noch um den Hals trägt, schlägt rhythmisch gegen ihren Oberkörper dabei.
Ich seh' kurz rüber zu ihm, aber er starrt stur geradeaus und würdigt mich keines Blickes. Vielleicht ist er ja doch sauer wegen Samstag… oder irgendwie verletzt… Aber egal, er sieht zwar echt schlecht gelaunt, aber immer noch umwerfend aus. Manchmal glaube ich, er weiß gar nicht, wie hübsch er ist.
»Flori?«
»Hm?«
»Der David hat mir gestern Fischstäbchen gemacht.«
»Wirklich?«, frage ich nach und verkneife mir ein: ‚Waren sie lecker?‘ Denn ich glaube nicht, dass das seine Laune grade heben würde.
»Ja. Weil, ich war nämlich der Chef de Küsin und David nur der…« - sie scheint einen Moment zu überlegen - »Posjeh.«
»Poissonnier«, korrigiert er sie prompt, ohne den Kopf merklich zu drehen. »Und außerdem warst du nur der Sous-Chef.«
»Stimmt ja gar nicht«, protestiert sie empört. »Ich war gar nicht der Sous-Chef, Flori…«
»Der Sous-Chef, soso…«
»Das ist Französisch«, erklärt sie mir. »David kann nämlich Französisch.«
»So, kann er das?«, kann ich mir nicht verkneifen. Jetzt sieht er für einen kurzen Moment doch rüber zu mir. Und offenbar passt es ihm nicht, dass ich grinsen muss.
»Ja«, sagt Stella und nickt heftig dabei. »Und ein Posjeh ist der Koch, der den Fisch kocht… wie in dem Film mit dem Sebastian. Aber der David sagt, dass die den Fisch gar nicht mit dem Beil tot machen, der ist nämlich schon längst tot, weil er aus dem Meer kommt und schon alt ist und krank.«
»Aha!« Ich muss einen Moment nachdenken, was sie meint. Wir haben bei mir neulich ‚Arielle‘ angesehen. Und ich erinnere mich vage daran, dass es da wirklich eine Szene mit einem Koch gibt, die nicht sonderlich kindgerecht ist.
»Du schaust übrigens tolle Image-Filme mit ihr an«, kommentiert er grade.
»Oh, das war… ‚Arielle‘. Dass es da eine Szene mit einem Koch gibt, hatte ich, ehrlich gesagt, vergessen«, gebe ich ein bisschen zerknirscht zu. Und als wir bei der Szene angelangt waren, war der Kopf vom Fisch dummerweise schon ab, bevor ich die Fernbedienung gefunden hab', um es zu überspringen.
***
»Okay, ich hol' dich dann um zwölf wieder, ja?«, sagt er leise, lächelt kurz, streicht ihr das Haar hinters Ohr und hält ihr dabei den Hasen Felix hin, den er den ganzen Weg lang artig in seiner freien Hand getragen hat. Er geht vor ihr in die Knie und sieht sie an. Und ich steh' dämlich in der Tür der Kindergartengruppe und hab' ein warmes Gefühl dabei in mir drin.
Ich mochte es schon vorhin, draußen, als er ihr mit den ‚Hello-Kitty‘- Hausschuhen geholfen hat, und ich finde, irgendwie steht ihm diese Sache mit dem Kind gar nicht mal so schlecht. Und ich fahr' voll drauf ab. Ich sollte wohl aufhören, ihm auf den Arsch zu starren... Aber das ist dummerweise nicht einfach.
Sie sagt irgendwas zu ihm, aber ich kann es nicht hören, weil sie flüstert, bevor sie ihre Arme um seinen Hals schlingt und sich an ihn schmiegt.
»Alles klar, Sous-Chef?«, fragt er. Sie nickt tapfer und lässt ihn los. Er rückt ihre kleine Tasche zurecht und mustert sie. Dann steht er auf und schiebt sie ermutigend in Richtung der Erzieherin, die wohl für Stellas Gruppe zuständig ist. Die bückt sich zu ihr hinunter, legt den Arm um ihre Schulter und nimmt sie dann mit an einen kleinen Tisch, an dem ein paar andere Kinder sitzen.
Ich kann's nur von hinten sehen und eigentlich würd' ich auch lieber weiter auf seinen Hintern glotzen. Aber das hier ist ein Kindergarten, ich fürchte, das wäre nicht angebracht. Und außerdem wäre es ziemlich
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