Koch zum Frühstück (German Edition)

nickt.
    »Ich meine… ich werd' sicher nicht für ein bisschen aufregenden Sex einfach vier Jahre Beziehung wegwerfen. Ist einfach nur 'ne nette Abwechslung.« Vielleicht hilft es ja tatsächlich, sich das einzureden…
    Für einen Moment denke ich drüber nach, einfach aufzustehen, ihm zu sagen, dass er überhaupt nichts kapiert hat und dass ich ihn nie mehr wiedersehen will. Aber ich fürchte, der Zeitpunkt, an dem ich es kontrollieren und reumütig in Dirks Arme zurückkehren kann, als sei nichts gewesen, ist längst überschritten…
    Gott, Scheiße, verdammte… Ich empfinde was für ihn… Und ich kann nicht genau sagen, ob diese Erkenntnis oder die Tatsache, dass da auch noch Dirk existiert, mich härter trifft. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beidem, keine Ahnung.
     
     
    ***
     
     
    »Wie siehst du denn aus?« Lukas begrüßt mich charmant wie immer. »Und wo zum Teufel hast du die ganze Zeit gesteckt?«
    Er hat die letzten Tage ziemlich oft versucht, mich zu erreichen. Seit ich ihn für David in diesem Café hab' sitzen lassen, hab' ich mich nicht mehr bei ihm gemeldet. Und jetzt ist es wohl das schlechte Gewissen, das mich treibt. Allerdings nicht das, was ihn betrifft.
    Unsere Freundschaft ist zwar so eng, dass ich Dinge über ihn weiß, die ich lieber nicht wissen will, und er sogar welche weiß, die ich nicht mal Dirk erzähle, aber trotzdem sehen wir die Treffen eher locker. Mal sehen wir uns regelmäßig und dann wieder wochenlang nicht.
    »Oh, das ist… kompliziert…« Eigentlich würd' ich mich lieber erstmal setzen und meine Gedanken sortieren. Aber das versuche ich seit ungefähr drei Stunden. Genauer gesagt, seit ich mit der völlig überflüssigen Erkenntnis, in ihn verliebt zu sein, Davids Wohnung verlassen hab' und nach Hause gefahren bin. Aber ich wusste schon fünf Minuten, nachdem ich die Tür hinter mir zugezogen hatte, dass ich es niemals den ganzen Tag dort aushalten würde. Also hab' ich eben die Kaninchen versorgt, geduscht, meine Klamotten in die Maschine geworfen und Lukas eine SMS geschrieben. Ein Glück hatte er Zeit…
    Und jetzt stehe ich hier. In diesem Café, in dem wir uns meistens treffen. Und ich hab' die vage Hoffnung, dass ich die Sache mit den Gedanken und dem Sortieren vielleicht hinbekomme, wenn ich mit jemandem darüber reden kann. Über alles, was passiert ist. Meine Beziehung, Dirk… und David…
    »Kompliziert klingt vielversprechend.« Lukas grinst.
    Vermutlich hat er sowieso schon längst eine Ahnung. In so was ist er nämlich echt gut. Und ich fürchte, meine Situation ist darüber hinaus ziemlich nach seinem Geschmack, denn er ist, was diese Beziehungs-Sache angeht, ein bisschen anders als ich.
    »Also?« Auffordernd sieht er mich an, kaum dass wir an einem kleinen Zweiertisch sitzen. Er ist beim Friseur gewesen. Steht ihm.
    »Ich… hatte einen Two-Night-Stand«, murmle ich verlegen.
    »Du hattest was?«
    »Na ja, zweimal Sex mit einem Kerl.«
    »Glückwunsch!«, feixt er.
    »Das ist überhaupt nicht witzig«, zische ich halblaut. »Ich meine, ich hab' 'ne Affäre… glaub' ich. Und ich hab' Dirk betrogen.« Ich schlage die Augen nieder und versuche, mich auf die Getränkekarte zu konzentrieren. Der Text verschwimmt vor meinen Augen. Macht nichts, ich weiß sowieso, was sie haben.
    »Und?« Der Schock in Lukas' Stimme bleibt aus. Aber das war eigentlich zu erwarten.
    Für ihn ist Sex einfach nur Sex. Und wenn er an meiner Stelle wäre, würde er sich nicht mal halb so viele Gedanken machen, wie ich das tue. Im Gegenteil, er würde den Sex mit David genießen und völlig entspannt diese dämliche Affäre oder was auch immer haben. Beziehungen sind nämlich etwas, das er definitiv nicht führt. Keine Ahnung, wieso er sich damals mit mir drauf eingelassen hat. Vielleicht sollte ich ihn mal mit David bekannt machen. Ich bin sicher, die beiden würden sich super verstehen. Nur fände ich selbst das vermutlich ziemlich unlustig. Gott, ich betrüge meinen Freund und bin eifersüchtig…
    »Na ja, so richtig. Ich… hab' mit ihm geschlafen…«, sage ich, um Lukas auf den Ernst der Lage aufmerksam zu machen.
    »Dass du nicht nur beim Wichsen an ihn gedacht hast und es dann für eine Affäre hältst, dachte ich mir schon.«
    Irgendwie kann ich nichts dazu sagen. Schöne Scheiße! Die Kellnerin kommt und wir bestellen. Ich nehme eine Cola. Es ist früher Nachmittag. Und was Härteres würde mir, auch wenn mir der Sinn danach stünde, vermutlich nicht