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Koch zum Frühstück (German Edition)

Koch zum Frühstück (German Edition)

Titel: Koch zum Frühstück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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behaupten, dass ich sie in irgendeiner Weise vermisst hab'. Beruhte vermutlich auf Gegenseitigkeit.
      »Sie machen sicherlich gerade eine schwere Zeit durch…«
    »Geht schon«, sage ich knapp. Ich hab' echt keinen Bock, das alles vor ihr auszubreiten, zumal sie's vermutlich sowieso längst in meiner Akte nachgeschlagen hat.
    »Gut. Wie schon erwähnt, geht es um Stella. Oder, genauer gesagt, um ihren weiteren Verbleib.«
    »Ja, Sie hatten so etwas angedeutet«, sage ich. 
    Keine Ahnung, was für eine Rolle ich da spielen soll. Schließlich kenne ich dieses Kind überhaupt nicht.
    Vielleicht müssen sie mich ja einfach fragen, was sie jetzt mit ihr machen sollen, weil ich eben ihr Onkel bin. Meine Mutter lebt nicht mehr, eine Oma gibt es also nicht und auch sonst nicht wirklich irgendwelche näheren Verwandten. Meinen Vater kenne ich gar nicht. Alles, was ich von ihm weiß, ist sein Vorname, dass er nicht Pamelas Vater ist und, natürlich, dass er sich für mich schämen würde, weil ich eine Schwuchtel bin. Hat meine Mutter mir netterweise mitgeteilt, da war ich ungefähr fünfzehn. Daraufhin hab' ich beschlossen, nicht nach ihm zu suchen, wenn ich achtzehn bin. Und bis heute hab' ich's nicht getan. Ich hätte sowieso nicht gewusst, was ich mit ihm reden soll …
    Ansonsten hab' ich noch eine Tante und zwei ziemlich bescheuerte Cousinen. Aber ich fürchte, die kommen erst nach mir, was die verwandtschaftlichen Verhältnisse angeht. Wobei es ja auch zu der Kleinen irgendwo einen Vater geben muss. Aber der ist vermutlich ähnlich interessiert an seinem Kind wie meiner es an mir war. Manche Dinge wiederholen sich. Und Pamela hatte schon immer eine echte Vorliebe für Idioten.
    »Wenn so etwas passiert«, reißt Frau Schroth mich aus meinen Gedanken, »und ein Kind in diesem Alter seine Bezugsperson verliert, suchen wir natürlich nach einer Möglichkeit für den weiteren Verbleib des Kindes. Soweit wir das in Erfahrung bringen konnten, gibt es diesbezüglich keinerlei Vereinbarungen, die Ihre Schwester für diesen Fall getroffen hat. Meist ist es dann im Sinne des Kindes, zu versuchen es innerhalb der Familie unterzubringen. Und in diesem Fall kommen dafür nach unserem momentanen Kenntnisstand nur Sie in Frage. Die Großmutter ist verstorben und der Aufenthaltsort des leiblichen Vaters unbekannt. Außerdem hat er nach der Geburt bestritten, ihr Vater zu sein, und zahlt daher auch keinen Unterhalt. Dem gerichtlich angeordneten Vaterschaftstest hat er sich bisher entzogen. Ihre Schwester hat für Stella bisher einen staatlichen Unterhaltsvorschuss erhalten.«
    »Und den wollen Sie jetzt von mir zurück haben?«, frage ich misstrauisch. Denn ehrlich gesagt hab' ich immer noch keinen wirklichen Plan, was sie eigentlich von mir will.
    Nervös schaue ich auf meine Armbanduhr. In einer guten Stunde muss ich wegen einer Lieferung im Restaurant sein. Ich sollte wohl eben dort anrufen und Bescheid geben, dass ich später komme. Die Frage ist nur, wer dann die Garnelen kontrolliert und die Austern, die ich heute Abend als Vorspeise pochieren wollte. Ich bin nur noch nicht ganz sicher, ob ich sie auf Lauch oder doch lieber auf Blattspinat serviere...
    »Nein, natürlich nicht«, sagt sie und lächelt.
    »Sondern?« Vielleicht könnte Claas es machen. Oder Martin…
    »Nun, Herr Klein, ich weiß, das kommt ziemlich überraschend… Aber wie schon gesagt, für ein Kind in Stellas Situation wäre es das Beste, wenn man… Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, sie bei Ihnen unterzubringen?«
    »Bei mir?« Ach du heilige Scheiße! Ich bin schwul. Vielleicht sollte ich das mal erwähnen. Aber selbst wenn man dieses nicht unwichtige Detail meines Privatlebens außer Acht lässt, kann das ja wohl nicht ihr Ernst sein! Nein, das muss definitiv ein Witz sein. Ein ziemlich übler, wenn ich genauer drüber nachdenke. Ich und ein Kind? Völlig indiskutabel! Ich hab' einen Job, der mich ziemlich auslastet, und vor allem rein gar nichts für Kinder übrig.
    Um ehrlich zu sein, hasse ich sie. Sie sind Dilettanten. Sie rennen in Restaurants rum, mögen mein Essen nicht und wollen alles mit Ketchup. Außerdem sind mir Menschen, die auf Fischstäbchen stehen, per se suspekt. Zum Glück verirrt sich nur alle Schaltjahr mal ein Kind in meinen Laden. Und für die Pommes, die ich Pierre dann machen lasse, verlange ich, gegen Reuters Widerstand, zehn Euro. Schmerzensgeld…
    Ich glaub', ich entscheide mich spontan für die Rückzahlung des

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