Koch zum Frühstück (German Edition)
gerne eine betreute Kennenlernphase arrangieren. Sie treffen Stella hier bei uns in der Einrichtung und ein Sozialarbeiter ist dabei. Natürlich betreuen wir Sie auch weiterhin für den Fall, dass Sie sich doch dafür entscheiden sollten, sie bei sich und Ihrem Partner aufzunehmen. Mindestens so lange, bis alle Sorgerechtsfragen geklärt sind. Und vielleicht können Sie ja als Pflegeeltern fungieren. Dann übernimmt der Staat die Kosten für Betreuung und Verpflegung.«
»Es ist kein Geldproblem«, sage ich. Ist es wirklich nicht. Ich hab‘ ein ziemliches gutes Gehalt für einen Koch. Das Problem ist vielmehr, dass sie ein… Kind ist.
Helfersyndrom
Flo
»Sag' mal, du weißt nicht zufällig, wo unser Akkuschrauber abgeblieben ist?«
Eigentlich eine ziemlich dämliche Frage, denn immerhin hab' ich vorhin ungefähr zwei Stunden erfolglos damit zugebracht, besagtes Teil zu suchen. Und es würde mich sehr wundern, wenn Dirk wüsste, wo er ist. Es sei denn, er hat ihn nach seinem letzten, unerfreulichen Erlebnis direkt weggeworfen. Das Ding und er waren auch vorher schon keine Freunde und im Grunde brauchen wir es auch überhaupt nicht. Dirk ist der Typ, der so teure Möbel kauft, dass das Aufbauen im obszönen Preis mit drin ist.
»Akkuschrauber? Was willst du denn damit?«, fragt er verwundert, während er ein paar Hemden aus dem Schrank nimmt, sie einmal faltet und samt Bügel in seinen Koffer packt.
»Schrauben«, entgegne ich. Wüsste nicht wirklich eine andere Verwendung dafür.
»Scherzkeks.«
»Hab' Nina versprochen, ihr morgen mit den Möbeln zu helfen.«
»Wer ist denn Nina?«
»Oh, unsere neue Nachbarin aus der Wohnung gegenüber.«
»Wohnt da wieder jemand? Seit wann das denn?«
»Seit dem ersten, glaub' ich.« Heute ist der neunte.
»Hab' ich gar nicht mitbekommen.« Er geht durch die Verbindungstür ins Bad. Vermutlich sucht er seinen Waschbeutel.
»Könnte daran liegen, dass du seither nicht zu Hause warst«, rufe ich ihm nach.
»Möglich.« Es klingt gleichgültig. Ist ein immer wiederkehrendes Thema zwischen uns. Dirk arbeitet bei einer Unternehmensberatung und wenn ich ehrlich bin, hab' ich keinen blassen Schimmer, was genau er da macht, auch wenn er schon oft versucht hat, es mir zu erklären. Mich nervt, dass er so selten zu Hause ist, aber wenn ich mich drüber beschwere, bügelt er's in schöner Regelmäßigkeit mit einem ‚Ist eben so‘ ab. Auch vorhin grade wieder. Und ich hätte gute Lust gehabt, einmal mehr eine Grundsatzdiskussion darüber vom Zaun zu brechen. Ich hab's dann gelassen. Sein Flug geht in gut zwei Stunden, das Taxi wird in spätestens zwanzig Minuten hier sein.
»Was ist?« Ein bisschen irritiert sieht er mich an, wie ich auf dem Sessel im Schlafzimmer lümmle, ihm zusehe, wie er den Waschbeutel auf seine Klamotten wirft und dann rüber zum Spiegel geht.
»Nichts.« Einen Kommentar dazu, dass wir uns erst in zwei Wochen wieder sehen, spar' ich mir.
»Nina also… soso«. Er grinst und ich bin nicht sicher, ob ich überzeugend war oder er einfach nur vom Thema ablenken will.
»Was ist daran so witzig?«
»Dass mein Freund immer bestreitet, ein klitzekleines Helfersyndrom zu haben.« Er unterstellt mir das laufend. Aber eigentlich stimmt das nicht. Jedenfalls nicht immer.
»Mir macht es nichts aus, ein paar ‚IKEA‘ -Regale zusammen zu schrauben. Ich hab' sowieso Semesterferien.«
»Na dann. Hast du mal im Keller geschaut?«
»Im Keller?«
»Nach deinem Schraubdings.«
»Ja, hab' ich. Aber da ist er nicht.«
»Hm, sorry, dann weiß ich es nicht.« Er schließt seinen Koffer und ich kann an seinem Tonfall hören, dass es ihn eigentlich auch nicht wirklich interessiert.
»Wann hattest du ihn denn das letzte Mal?«, fragt er trotzdem.
»Ich glaube, als ich den großen Stall aufgebaut hab'.«
Ich meine den Kaninchenstall. Ich hab' zwei Kaninchen und das Aufbauen dieses riesigen Dings war eine echte Katastrophe. Am Ende hatte ich einen Freund, der fluchend mit genähtem Finger auf dem Sofa saß. Dabei hatte ich ihm gleich gesagt, dass ich das besser alleine mache. Er ist nicht sonderlich begabt in handwerklichen Dingen. Dummerweise konnte ich diesbezüglich meinen Mund nicht halten und er wollte mir dann natürlich das Gegenteil beweisen. Ein Beteuern meinerseits, dass ich Heimwerken echt nicht sexy finde, hat nicht geholfen.
»Das dürfte gut zwei Jahre her sein.« Er begutachtet kurz seinen Finger. Er hat eine winzige
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