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Koch zum Frühstück (German Edition)

Koch zum Frühstück (German Edition)

Titel: Koch zum Frühstück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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ich sie selbst. Aber das ist okay.
    Was kümmert mich meine Vergangenheit? Ich wohn' auf 180 Quadratmetern in der Hafencity, fahr' einen Audi TT und muss mir keine Gedanken darüber machen, wovon ich meine Rechnungen bezahle. Ich bin gut, in dem was ich tue, und die Leute kommen von überall her in mein Restaurant.
    Ich hab's dann wohl geschafft. Trotz allem. Die blöde Schwuchtel, die aus Wilhelmsburg kommt und es vergessen hat. Die hundert Euro nimmt für ein beschissenes Menü und damit klar kommt und die sich, wenn nicht, einen Therapeuten leisten könnte.
     
     
     
     

Vier Jahre
     
    Flo
     
     
    »Alles okay?« Dirk legt den Arm um mich. »Du bist so still. Dir ist doch nicht etwa übel?«
    »So schlimm war es jetzt auch wieder nicht.« Beinahe automatisch suchen meine Finger den Weg unter seinen Mantel und tasten nach seiner Hosentasche. Vergeblich, denn er trägt einen Anzug. Also lasse ich meine Hand einfach auf dem dünnen Stoff liegen, der seinen Hintern bedeckt. Fühlt sich auch nach vier Jahren noch gut an.
    »Na dann.«
    »Das mit dem ‚Feinschmecker‘ war schon ein bisschen hart. Ich glaube, das hat er dir ziemlich übel genommen.«
    »Ich hab' ihm das, was er uns da für zweihundert Euro vorgesetzt hat, auch übel genommen«, brummt er. »Und den Artikel solltest du mal lesen. Keine Ahnung, wo die zum Essen waren. Im ‚Reuter's‘ jedenfalls nicht.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du den ‚Feinschmecker‘ liest«, kontere ich.
    »Gibt es online. Außerdem wollte ich dich mal schick ausführen, da muss man vorbereitet sein.« Er grinst.
    »War trotzdem fies.« War es wirklich. Mir jedenfalls tat Klein ziemlich leid. Und das lag nicht daran, dass ich ihn ganz… hübsch fand.
    »Da stand drin, dass sein Lamm in Thymiansoße wohl seinesgleichen sucht. Deswegen hab' ich's bestellt, aber es war einfach nur zu kalt und zu durch und überhaupt nicht das, was ich erwartet hab'. Jedenfalls stelle ich mir unter ‚Weltklasse‘ einfach was anderes vor.«
    »Vielleicht solltest du eine Zweitkarriere als Restaurantkritiker anstreben«, entgegne ich spitz. Obwohl ich mir eigentlich auch mehr erwartet hatte, finde ich es grade trotzdem unpassend, dass er immer noch drauf rumhackt. Natürlich ist es nicht Weltklasse gewesen. Bis auf meinen Fisch und den Nachtisch vielleicht. Aber Dirk hätte seine Kritik auch ein bisschen netter formulieren können und weniger arrogant.
    »Jeder kann mal einen schlechten Tag haben«, stelle ich also fest. »Der Laden war rammelvoll. Und immerhin musstest du dein Lamm am Ende ja nicht bezahlen.«
    Als die Kellnerin die Rechnung gebracht hat, hat sie uns diskret darauf hingewiesen, dass sie uns den Fleischgang des Menüs selbstverständlich nicht berechnet haben. Sie hat sich hundert Mal entschuldigt, unsere Espressi gingen aufs Haus und außerdem hat sie uns jede Menge Pralinen gebracht. Die waren wirklich lecker. Nur die letzte, die hätt' ich nicht essen sollen. Ich hab' keine Ahnung, wie ich so vollgefressen heute Abend noch Sex haben soll. Vielleicht kann ich ja unten liegen…
    »Wär' nur nett gewesen, wenn er ihn nicht an unserem Vierjährigen gehabt hätte.«
    »Trotzdem hättest du dich nicht gleich bei ihm beschweren müssen. Das war ziemlich unter der Gürtellinie.«
    »Ich hab' ihm nur höflich meine Meinung gesagt. Und übrigens hatte ich heute Abend noch was anderes vor, als mich wegen eines unfähigen Kochs mit dir zu streiten.«
    »Ich fand's trotzdem bescheuert.«
    »Ja, das ist nicht zu übersehen. Dass er dir gefallen hat, übrigens auch nicht.«
    Scheiße! War wohl ein bisschen zu offensichtlich.
      »Quatsch, so toll ist er jetzt auch wieder nicht«, widerspreche ich. »Ich fand's nur unmöglich, wie du ihn runter gemacht hast. Der Seewolf war zum Beispiel ganz gut.«
    »Da muss er durch, wenn er fast hundert Euro für ein Menü haben will. Das ist nicht McDonalds. Das Paar am Nachbartisch fand das Lamm übrigens auch nicht so toll.«
    »Woher willst du das wissen?«, frage ich.
    »Als du auf dem Klo warst, um dich dort für mich zu schämen, haben sie's mir gesagt.«
    »Die Frauen links von uns waren begeistert.«
    »Das waren Groupies.«
    »Und außerdem hab' ich mich nicht für dich geschämt«, behaupte ich. Ist ein bisschen gelogen. Schätze, das weiß er auch.
     
     
    ***
     
     
    »Komm schon, Flo…« Dirk tritt hinter mich und streicht mir über den Rücken. Er hat eine Flasche Schampus aus dem Kühlschrank gezaubert. Und jetzt stehen wir am

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