Koch zum Frühstück (German Edition)
Allerdings bin ich dabei nicht sehr überzeugend und könnte meine Haare verfluchen. Rasiert hab' ich mich schon, bevor ich mit seinen Katastrophenschnitzeln angefangen hab'.
Eigentlich waren sie gar nicht so übel. Er mochte sie jedenfalls. Und es ist beruhigend, zu wissen, dass ich jederzeit in einem Imbiss anfangen könnte...
Ich sehe durch den Spalt der halboffenen Schlafzimmertür, dass er es sich auf dem Sofa bequem gemacht hat und irgendwas im Fernsehen ansieht. Es ist halb acht, der Film beginnt in einer knappen Stunde. Ich sollte mich beeilen. Allerdings weiß ich immer noch nicht, was ich anziehen soll. Schließlich kann es nicht schaden, wenn ich ihm gefalle.
Ich fürchte nur, in Yuppie-Klamotten, auf die er wohl ansonsten so steht, seh' ich ziemlich lächerlich aus. Vielleicht kann ich ein Poloshirt anziehen. Einen Anzug finde ich fürs Kino ziemlich übertrieben…
»Können wir?« Ich schiebe mich aus der Tür. Hab' mich für die enge, dunkel Jeans entschieden und nachdem das Shirt scheiße aussah, für ein weißes, ziemlich figurbetontes Hemd. Darüber hab' ich meinen dünnen, dunkelblauen Pullover gezogen, der mir, wie ich finde, ganz gut steht. Hoffe, er findet es okay.
»Wow!«, sagt er, während er vom Sofa aufsteht und zu mir rüber kommt.
»Wow?«
»Du siehst… verdammt gut aus«, stellt er leise fest und haucht mir einen Kuss hin.
»Geb' mir Mühe«, murmle ich, spiele mit meinen Fingern am Saum seines Shirts und erhasche dabei mit dem Handrücken eine kleine Berührung seiner warmen, weichen Haut, die Lust auf mehr macht. »Aber ich glaube, wir sollten dann los.«
***
Es ist nicht sehr weit bis zum Kino und da Mittwoch ist, war es auch nicht sonderlich problematisch, einen annehmbaren Parkplatz zu finden.
Schweigend gehen wir dicht nebeneinander, so dicht, dass sein Oberarm beinahe zufällig immer wieder meinen berührt, und grade eben hab' ich ziemlich sicher auch seine Hand gespürt.
Ich sehe zu ihm rüber, aber er sieht einfach nur stur geradeaus, als sei nichts gewesen. Einen Moment lang sehe ich ihn an. Seine Locken, die wippen beim Gehen, seine Nase, sein e Lippen, sein Kinn, seine dunk l e n Augen. Er ist so verdammt perfekt, aber das ist nicht grade eine neue Erkenntnis. Immerhin hab' ich ‚Cordon Bleu‘ für ihn gemacht.
Ich bin nur nicht sicher, was ich mit dieser Erkenntnis anfangen soll. Irgendwie habe ich gehofft, es würde sich irgendwann von selbst erledigen, aber vermutlich tut es das nicht, im Gegenteil. Ich fange an, mich an ihn und das hier zu gewöhnen, auch wenn ich weiß, dass das nach hinten losgehen wird, wenn sein Typ zurück ist. Aber so weit will ich gar nicht denken…
Keine Ahnung also, was in mich gefahren ist, als ich nach seiner Hand greife, aber irgendwie ist mir danach. Vielleicht, weil es irgendwie einfacher für mich ist, als ihm zu sagen, dass ich ihn wirklich mag. Und Typen wie er finden so was vermutlich ziemlich romantisch.
Ich eigentlich nicht, ich glaube, das letzte Mal Händchen gehalten hab' ich, als ich ungefähr sechzehn gewesen bin.
»Besser nicht«, sagt er leise und zieht sie erschrocken zurück.
»Schon okay«, sage ich. War sowieso 'ne blöde, sentimentale Idee.
»Echt?« Da ist Unsicherheit in seinem Blick.
»Klar«, versuche ich tapfer. Keine Ahnung, woher diese Anwandlung grade gekommen ist.
»Weißt du… na ja, Dirk und ich… wir bewegen uns nicht grade groß in der Szene, aber…«
»… aber du solltest vielleicht trotzdem nicht unbedingt händchenhaltend mit einem anderen Kerl durch Hamburg spazieren«, beende ich den Satz.
»Vielleicht nicht«, gibt er zu. »Es ist kein Problem, mit einem Freund auszugehen, ich geh' öfter mit Freunden weg, weil er ja unter der Woche meist nicht da ist, aber das sind… einfach nur ‚Freunde‘ …« Hilflos sieht er mich an.
»Schon kapiert«, sage ich leise. Und es ist kein schönes Gefühl in mir drin. Schätze, es war keine besonders gute Idee, mit ihm auszugehen… Aber es ist sein Vorschlag gewesen, dass wir was unternehmen. Und er hat auch unmissverständlich klar gemacht, dass dieser Abend nach dem Kino nicht beendet ist… Ich werd' Stella erst morgen früh wieder bei Nina abholen. Wir haben also nicht nur den Abend für uns.
Aber ich sollte verdammt noch mal aufhören, mir Hoffnungen zu machen. Ich und er, das ist eine Affäre. Wir haben nur Sex und wir gehen ins Kino, aber wir sind kein Paar. Und wir sind auch nicht richtig zusammen… werden wir
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