Koch zum Frühstück (German Edition)
Sous-Chef wie ich…«
»Natürlich nicht.« Ich muss über ihren altklugen Tonfall lachen.
»Weil, der Chef de Küsin ist ja immer nur so gut wie sein Sous-Chef. David?«
»Hm?«
»Kann die Nini mal zu uns kommen und du zeigst ihr, wie man das wirklich macht? Weil, ich wusste es gar nicht mehr so gut und ich darf ja auch gar nicht mit heißem Wasser…«
»Klar«, sage ich und werfe Nina einen triumphierenden Blick zu. »Machen wir.« Offensichtlich hat meine Tomatensoße von neulich bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Überhaupt kann ich mit meinen Kochkünsten bei ihr ziemlichen Eindruck schinden. Und irgendwie mag ich dieses ‚Chef de Cuisine-Sous-Chef‘- Ding zwischen uns. Wir kochen mittlerweile fast jeden Tag, wenn sie aus dem Kindergarten zurück ist, bevor ich im Restaurant anfange.
Sie begleitet mich mit Begeisterung in den Großmarkt und ihr ‚David, was ist das?‘ wird langsam aber sicher seltener. Ich sag' ihr, wie die Dinge heißen, was man daraus kochen kann, wie man erkennt, ob es frisch ist und wenn sie es probieren will, nehme ich es mit. Nur um die Frischfisch-Abteilung machen wir immer noch einen Bogen.
»Ich komm drauf zurück… sofern du in deiner Freizeit seit neuestem nicht was anderes vorhast«, bemerkt Nina grade trocken. »Übrigens, Donnerstag kann ich nicht, ich treff' mich mit dem Typen von Facebook .«
»Donnerstag ist kein Problem, nur Mittwoch wäre gut.« Wir wollen ins Kino gehen. Flo und ich.
»Mittwoch sollte funktionieren…«
»Super, Donnerstag frag' ich dann Lena… oder Flo.« Vermutlich bleibt er sowieso über Nacht. Hoffe ich jedenfalls. Ich steh' eigentlich nicht sonderlich auf Kino, die meisten Sachen schau ich, wenn ich denn mal Zeit habe, auf DVD. Aber ich konnte es ihm nicht abschlagen und außerdem mochte ich den Gedanken, dass er mit mir ausgehen will.
Vielleicht koch' ich ihm vorher was. Schlechtes Fleisch, das in altem Öl schwimmt oder so…
»Womit wir dann wohl beim Thema wären.« Nina lächelt süßlich.
»Welches Thema?« Ich bemühe mich, möglichst unschuldig zu klingen. Denn eigentlich hab' ich keine Lust, mit ihr über ihn zu reden.
Erstens weiß ich selbst nicht so genau, was das zwischen uns jetzt ist, zweitens geht es Nina nichts an und drittens kann ich mir auch ohne jede Ausführung ihrerseits überaus lebhaft vorstellen, was sie von dieser Sache mit Flo und mir, ganz ohne die Aktion, dass ich ihr Stella deswegen aufs Auge gedrückt habe, hält. Schließlich ist sie eine Frau und was mir an Moralvorstellungen fehlt, das ist wohl bei ihr gelandet. Und er ist in festen Händen von jemandem, den sie dummerweise von früher kennt. Für mich bleibt also die Rolle des Arschlochs, das sich in eine romantische Beziehung drängt…
»Flo«, sagt sie knapp. »Weißt du, wenn ich sage, dass es okay ist, wenn Stella über Nacht bleibt, damit du ausgehen kannst, meine ich, dass du ausgehen und es nicht mit meinen Nachbarn treiben sollst.«
»Ich treib's nicht mit ihm.«
»Du küsst niemanden, mit dem du nicht schon gevögelt hast oder es wenigstens vorhast, also versuch' gar nicht erst, mir zu erzählen, dass da nichts läuft, zwischen euch.«
»Können wir das vielleicht ein andermal besprechen?«, frage ich halblaut und werfe einen kurzen Blick auf Stella.
»Oh, es ist also inoffiziell.«
»Natürlich ist es inoffiziell«, brumme ich undeutlich. Ich fürchte, es abzustreiten, kann ich mir sparen. Und ich kenne Nina. Sie wird sowieso nicht locker lassen.
»Okay, und wie lange läuft das schon?«
»Ein paar Tage vielleicht«, weiche ich aus.
»Nicht zufällig die paar Tage, die du ach so beschäftigst warst und nicht genau wusstest, wie spät du rauskommst, oder?«
»Hey, ich…«, murmle ich schuldbewusst.
»Du weißt aber, dass er in einer festen Beziehung ist?«
»Da drüben hängt ein Klingelschild. Ich kann lesen.«
»Und du schläfst trotzdem mit ihm?«, fragt sie geradeheraus.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie sich mehr als nötig für mein Sexualleben interessiert. Das verhält sich im umgekehrten Fall übrigens nicht mal annähernd so. Mir ist es total egal, ob und mit wem sie Sex hat. Im Gegenteil, ich will mir nicht mal vorstellen, dass sie überhaupt welchen hat. Und mich juckt es auch nicht, ob der Typ von Facebook irgendwo noch eine Freundin hat.
»Ja, der Flori schläft manchmal bei uns. Er ist dem David sein Freund«, mischt Stella sich nun von meinem Arm aus ein.
Nina schnappt nach Luft. Na
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