Koch zum Frühstück (German Edition)
ihr zu erklären, dass ich vielleicht in ihn… verliebt bin… und dass ich mir im Gegensatz zu ihm sehr wohl mehr mit ihm vorstellen könnte, wenn er ein bisschen Geduld mit mir hat. Und dass er es ist, der nicht will…
***
»Hi!« Er mustert mich kurz, lächelt und küsst mich dann auf die Wange. Ich kann einen Hauch seines Aftershaves und seines Shampoos riechen. Er sieht echt toll aus. Ich mag, was er da mit seinen Haaren gemacht hat.
»Hey! Komm rein.«
Es ist Mittwoch, kurz nach halb sieben. Stella ist über Nacht bei Nina, trotz meines freien Tages und der Tatsache, dass diese mir bei jeder Gelegenheit mitteilt, dass sie es scheiße findet, wenn ich ihn sehe, und ich… sollte wohl mal zurück an den Herd.
»Das war dein Ernst, dass du was kochst?« Er zieht die Augenbrauen hoch, mustert mich amüsiert und dreht mit den Fingern einen der Knöpfe meiner Kochjacke, den ein Totenkopf ziert.
Ist ein alter Kittel. Vor ein paar Jahren stand ich auf so was. Ich hab' ihn nur eben schnell übergeworfen. Ich muss nachher vor dem Kino sowieso noch mal duschen und außerdem überlegen, was ich anziehen soll. Aber ich wollte abwarten, was er so trägt.
»Riecht gut«, sagt er grade und zieht den Geruch in die Nase. »Was gibt's denn?«
»Schau's dir an«, sage ich leise, greife nach seiner Hand und drücke sie für ein paar Sekunden auf meine Brust. »Aber wehe, du sagst es jemandem.«
»Klingt irgendwie verdächtig nach Fischstäbchen.« Er grinst.
»Das nicht, aber so ähnlich«, brumme ich.
»Na dann!« Er lächelt, mein Herz schlägt ein bisschen schneller und ich komm' mir wie ein debiler Idiot vor. Ich bin echt total in ihn verliebt, glaub' ich.
»Erst wollte ich ja Kaninchen machen –«
»Untersteh' dich!« Er knufft mich kurz, aber dann küsst er mich noch mal, bevor er seine Hand unter meiner wegzieht, mich stehen lässt, seine Jacke, beinahe als würde er nach Hause kommen, aufs Sofa wirft und rüber zum Herd geht.
Er hat auch die letzten Tage hier übernachtet, nur von gestern auf heute nicht, weil er Probe mit seiner Band hatte und nicht sicher war, wie spät es werden würde. Sie haben wohl demnächst irgendeinen Auftritt. Außerdem musste er nach den Kaninchen sehen und wohl auch noch ein paar Dinge erledigen. Vielleicht für die Uni, vielleicht heißt ‚ein paar Dinge erledigen‘ auch, dass er mal wieder länger als nur zwei Minuten mit seinem Typen telefoniert hat. Ich hab' nicht weiter nachgefragt. Ich hab' ihn nur ziemlich vermisst…
»Ist es das, wofür ich es halte?« Grinsend steht er vor der Pfanne, in der zwei Cordon Bleu schwimmen. Es ist gutes Fleisch, ziemlich dünnes Kalbfleisch aus der Kugel, das ich gestern aus dem Restaurant mitgebracht hab', gutes Öl, in dem sie schwimmen, und ich hab' einen Hauch Parmesan dran getan.
Ändert trotzdem nichts daran, dass es immer noch ‚Cordon Bleu‘ ist und ich mich nicht daran erinnern kann, wann ich das letzte Mal welche gemacht hab'. Für mein Ego sollte ich besser auch diese hier möglichst schnell wieder verdrängen. Aber ich wusste nicht, was er sonst so mag.
»Vermutlich.« Sie sind fast fertig, ich sollte wohl eben die Risoleekartoffeln aus dem Ofen holen.
»Wow«, sagt er andächtig, während er auf einem Barhocker sitzt und mir beim Anrichten zusieht. Mittig in einer Linie. Kartoffel, ‚Cordon Bleu‘ , Kartoffel. Rechts zwei Stängel Rosmarin und links ein Streifen Soße. Auf dem Cordon-Bleu selbst eine hauchdünne Scheibe in sich gedrehter Limette. Dazu auf einem kleineren, viereckigen Teller vier Kartoffeln, die ich sternförmig anordne.
»Na ja, ich hab' schon ein paar anspruchsvollere Dinge gekocht«, sage ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
»Ja, ich weiß, aber es sieht… ziemlich hübsch aus…« Er lächelt.
»Kannst dir was drauf einbilden, so was mache ich eigentlich nicht.«
»Unter deinem Niveau?«
»Deutlich. Ich hab' meinen Stolz…«
»Oh, verstehe.« Es klingt ein bisschen amüsiert. Aber das versteht er wohl nicht.
»Wein?«, frage ich und wische einen kleinen Tropfen Soße vom Tellerrand.
»Wenn du welchen hast, der dazu passt…«
»Hab' ich nicht«, sage ich. »Von der Tanke hab' ich keinen hier.«
»Dann nehmen wir wohl einfach irgendeinen aus deinem Angeber-Kühlschrank.«
***
Fünfundvierzig Minuten später trete ich aus der Dusche, mustere mich im Spiegel, mache mir die Haare und rede mir ein, dass es nicht wichtig ist, ob ich gut aussehe.
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