Koch zum Frühstück (German Edition)
setzt mein Herz aus, weil ich irgendwie Panik hab', dass es Dirk sein könnte, aber natürlich ist er es nicht. Er ist immer noch in Italien, ich hab' mit ihm telefoniert, bevor ich zu David gefahren bin, und Dirk ist nicht der Typ für spontane Überraschungs-Rückflüge. So schnell ändert sich ein schade in ein zum Glück .
Ich drehe mich um und sehe mit Entsetzen, dass Lennart hinter mir steht… mit irgendeinem anderen, offensichtlich ziemlich schwulen Typen.
»Oh… hi…«, sage ich und klinge vermutlich beinahe so wenig begeistert, wie ich es tatsächlich auch bin.
Lennart. Gott, dieser Vollidiot hat mir grade noch gefehlt. Er ist ein Freund von Dirk - oder eher ein Bekannter – und ich finde ihn wirklich furchtbar. Er ist nervig, redet die ganze Zeit irgendeinen Scheiß, lacht selbst am lautesten über seine völlig unlustigen Witze und weiß noch dazu über alles und jeden Bescheid.
Dass David schwul ist, hatte Dirk ja auch von ihm. Ich glaube allerdings, es war nur Zufall, dass es tatsächlich gestimmt hat. Die meisten Sachen, die er so verzapft, sind nämlich totaler Bullshit. Manchmal frage ich mich, ob Lennart selbst das eigentlich überhaupt nicht merkt.
»Na, alles klar?« Eigentlich sagt er es zu mir, aber mit seinen Augen und einem ziemlich plumpen Lächeln ist er längst bei David.
»Klar.« Ich nicke und versuche, möglichst lässig zu klingen. Gar nicht so leicht, denn mir wird mit einem Mal ziemlich heiß. Tausend Gedanken schießen durch meinen Kopf... und davon machen ‚Verdammt' und ‚Scheiße' etwa neunundneunzig Prozent aus.
Wieso muss ich bitte ausgerechnet jetzt auf Lennart treffen? Ich hab' nicht oft Mitleid mit mir selbst, aber grade hab' ich welches. Denn im Klartext heißt dieses Treffen hier, dass Dirk erfahren wird, dass ich mit David unterwegs gewesen bin, und halb Hamburg darüber hinaus vermutlich auch. Halb Hamburg ist mir ja egal, aber Dirk ist es nicht wirklich…
Shit! Ich atme tief ein, um mich ein bisschen zu beruhigen. David ist... ein Freund, der Freund meiner Nachbarin. Ich passe manchmal auf seine Nichte auf und zufällig haben wir den gleichen Filmgeschmack… oder so ähnlich. Manchmal sieht man Typen eben nicht an, dass sie auf französisches Programmkino stehen.
»Wie geht's Dirk?«
Klar, diese Frage musste ja kommen. Vermutlich denkt er sich nicht mal sonderlich viel dabei. Trotzdem hab' ich keine Lust drauf, sie zu beantworten. Nicht vor David. Weil ich mir blöd vorkomme und es nicht nur ihm, sondern auch mir deutlich macht, dass es ihn eben immer noch gibt und dass ich mit ihm zusammen bin. Affären sind echt scheiße!
»Gut, denke ich. Er ist in Italien, kommt erst übernächstes Wochenende wieder zurück… leider…« Ich hoffe, ich bin überzeugend. Aus dem Augenwinkel schiele ich rüber zu David, aber der steht einfach nur da, hat die Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben, die Schultern ein bisschen hochgezogen, verzieht keine Miene und tut so, als würde ihn das alles nicht interessieren. Vielleicht tut es das ja auch wirklich nicht…
»Schon stressig in diesem Laden. Ein Freund von einem Freund arbeitet auch dort. Der ist auch ständig nur unterwegs.«
»Wem sagst du das?« Ich zwinge mich zu einem Lachen, aber ich kann selbst hören, wie aufgesetzt es klingt.
»Na ja, kommen auch wieder bessere Zeiten.« Wieder betatscht er, dieses Mal sanfter, meine Schulter. Vermutlich ist es dieses Mal als Aufmunterung gemeint.
»Und du bist…?«, wendet er sich nun direkt an David. Dreist war er schon immer. Vielleicht sollte ich ihn einfach auffliegen lassen und sagen, dass er doch wohl weiß, dass das hier David Klein ist, der mit jemandem zusammen war, der jemanden kennt und so weiter… Aber ich glaube, das wäre nicht sonderlich klug. Obwohl ich wirklich gute Lust dazu hätte, denn wie er David grade ansieht, gefällt mir irgendwie nicht. Ich muss mir echt was einfallen lassen, um zu verschwinden.
»David«, sagt David ruhig. Mehr nicht. Offensichtlich ist auch er nicht wirklich an einer Unterhaltung interessiert.
»Kommst mir irgendwie bekannt vor, kennen wir uns?«
»Kann ich mir nicht vorstellen«, erwidert er in ziemlich arrogantem Tonfall und taxiert Lennart abfällig. Er kann echt ein Arsch sein, wenn er will. Aber irgendwie finde ich das grade ziemlich sexy.
»Aus dem ‚Sixtynine‘ vielleicht?«, hakt Lennart nach.
» ‘ Sixtynine‘ ? Kenn' ich nicht«, behauptet David. Dass er vor ein paar Tagen dort gewesen ist, ist
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