Koch zum Frühstück (German Edition)
Es ist eher ein anderes Problem, das ich mit ihm habe. Denn wenn wir miteinander vögeln, kann ich dieses Papa-Ding ziemlich gut ausblenden…
»Oh, na ja, so übel klingt das doch gar nicht«, sage ich also. »Und außerdem sieht sie dir so dermaßen ähnlich, dass die Leute auf den ersten Blick sowieso glauben, dass du ihr Vater bist, ganz egal, ob sie dich nun David, Küsin oder eben Papa nennt.«
»Chef de Cuisine«, korrigiert er.
»Ich hab' sie damals bei Nina ja auch für deine Tochter gehalten«, ignoriere ich seinen Kommentar. »Und dich für eine Hete…«
»'ne Hete.« Er grinst.
»Hätte ja sein können. Sie sieht dir eben echt ähnlich. Aber falls es dich interessiert, ich fand's ziemlich gut, dass du schwul bist.« Ich muss lachen, weil dieser Gedanke, dass ich echt gedacht hab', er sei hetero, mittlerweile so absurd scheint.
»Ach?« Amüsiert zieht er die Augenbrauen hoch.
»Na ja, ist doch beruhigend, dass das Radar noch funktioniert«, sage ich schnell.
Das ‚nach vier Jahren‘ schlucke ich wohl besser herunter. Denn eigentlich will ich weder ihn noch mich an diese Baustelle erinnern. Ich bin erschreckend gut im Verdrängen und wenn sich das mit David nicht so gut anfühlen würde, würd' ich mich deswegen ganz schön mies fühlen.
Tu' ich auch so schon… jedenfalls manchmal, wenn ich alleine bin. Aber Beziehungen gehen eben nun mal vorbei. Und selbst wenn David nicht gewesen wäre, irgendwann hätte ich wohl auch so bemerkt, dass zwischen Dirk und mir irgendwas nicht mehr stimmt.
Ich bin vierundzwanzig. Vermutlich hat Lukas recht und es war dämlich, zu denken, dass es in diesem Alter schon für immer ist. Und wenn zwischen Dirk und mir alles in Ordnung gewesen wäre, dann hätte ich mich wohl gar nicht erst in David verliebt…
In ein paar Tagen kommt Dirk zurück und das mit David und mir… na ja, für mich ist es was Ernstes, ganz egal, was es für ihn ist. Ich schätze also, ich muss Dirk diese Sache beichten. Und vielleicht sollte ich mal drüber nachdenken, wo ich mit meinem Kram hin soll.
David wäre bestimmt nicht begeistert, wenn ich mit den Kaninchen anrücke. Auch wenn sich sonst wohl nicht viel ändern würde. Ich bin ja sowieso die meiste Zeit bei ihm.
»Ich wusste einfach nicht, wie ich's ihr sonst erklären soll«, holt er mich grade aus meinen romantischen Gedanken ans klebrige Familienidyll mit Papa, Flori, Stella und Kaninchen. »Das Jugendamt meinte, in unserer Situation spräche nichts dagegen, ein Adoptionsverfahren einzuleiten, wenn ich das will. Ich dachte, das ginge wegen ihres leiblichen Vaters nicht, aber da sein Aufenthaltsort seit längerem nicht bekannt ist, kann das Gericht an seiner Stelle die Zustimmung zur Adoption erteilen. Sie haben ihn schon nach ihrer Geburt gesucht wegen des Unterhaltsvorschusses, den sie meiner Schwester für Stella gezahlt haben, aber sie haben ihn nicht gefunden. Und wenn ich ehrlich bin, dann hoffe ich, dass das so bleibt…«
»Dass sie ihn nicht finden?«
»Irgendwie schon«, gibt er zu und starrt zu Boden. »Sie nervt echt, aber ich hab' mich irgendwie an sie gewöhnt, weißt du?«
»Ich auch ein bisschen«, gebe ich zu. Und nicht nur an sie…
»Ich dachte, sie hätte dann jemanden, zu dem sie gehört. Sie kann nirgendwo hin sonst. Da… ist nicht viel Familie außer mir. Fürchte, ein schwuler Workaholic ist alles, was übrig ist. Nicht grade viel, oder?« Er lächelt scheu.
»Na ja, aber auch nicht wenig«, sage ich.
»Hm«, macht er unbestimmt.
»Deswegen hast du sie Lennart gegenüber deine Tochter genannt«, stelle ich fest.
»Oh, das war eigentlich eher, um ihn abzuschrecken, als um mich dran zu gewöhnen«, behauptet er.
»Du lügst schlecht.« Ich lache.
»Na ja«, murmelt er verlegen. »Spricht jedenfalls formell wohl nichts dagegen, das Verfahren einzuleiten. Man muss sowieso mit mehr als einem Jahr rechnen, bis die Sache dann rechtsgültig ist…«
»Behörden«, werfe ich ein.
»Ich… hab' gesagt, das ist okay, auch wenn ich nicht sicher bin, ob es die beste Idee ist…« Er kickt einen kleinen Stein mit der Schuhspitze ein paar Meter weiter.
»Wieso denn nicht?«, frage ich nach.
»Na ja, ich… mein Leben ist nicht ausgerichtet auf ein Kind. Wenn ich Nina und dich nicht hätte, dann würd' ich's vermutlich nicht schaffen. Und manchmal frage ich mich immer noch, ob sie woanders nicht besser aufgehoben wäre als bei mir. In einer richtigen Familie eben…« Er stockt und starrt stur
Weitere Kostenlose Bücher