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Koch zum Frühstück (German Edition)

Koch zum Frühstück (German Edition)

Titel: Koch zum Frühstück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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nicht viel los. Sie sind die Einzigen, die am Zaun vor dem kleinen Graben stehen, der die Elefanten von den Besuchern trennt.
    Flo hat Stella hoch genommen und einer der Elefanten hat vermutlich das Futter erspäht. Er turnt beängstigend nah am Rand des Geheges herum und streckt seinen Rüssel in ihre Richtung. Ängstlich schmiegt Stella sich an Flo und umklammert mit einer Hand die Futtertüte.
    »Es ist genau wie bei Elmo.« Er greift nach einer Möhre und hält sie dem Vieh todesmutig vor den Rüssel. Es greift danach, zieht sie zu sich und lässt sie in seinem Maul verschwinden.
    »Oh«, sagt Stella ein bisschen unentschlossen, während ich mich mit dem Hintern halb auf die Absperrung vor dem Gehege setze.
    »Versuch's mal«, motiviert er sie.
    »Aber kann er nicht beißen?« kritisch mustert sie den Dickhäuter.
    »Nein«, sagt Flo. »Aber wenn du willst, machen wir es zusammen, okay?«
    Sie nickt, während er ihr die Tüte abnimmt und sie mir in die Hand drückt. Schön, wenn man plötzlich wieder eine Daseinsberechtigung hat.
    Vorsichtig hält sie ein Salatblatt über den Graben. Der Rüssel nähert sich, greift danach und lässt es im Elefantenmaul verschwinden. Ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. Stolz und irgendwie erleichtert.
    »Super!«, lobt er sie.
    »Hast du gesehen, ich hab' ihn gefüttert?«, fragt sie triumphierend in meine Richtung.
    »Ja, hab' ich.« Ich nicke.
    »Magst du auch mal?«, bietet sie an.
    »Nein, mach du das«, sage ich. Irgendwie hab' ich keinen Bock auf Elefanten. So aus der Nähe betrachtet, sind die nämlich ziemlich groß.
    »Oh, schau mal, da ist ein ganz kleines Baby«, ruft Stella begeistert, als ein kleiner Elefant unter seiner Mutter hervortritt, die aus dem Elefantenhaus auf die Freifläche kommt.
    »Ja, tatsächlich.« Flo hält ein Stück Lauch vor den Rüssel, der erwartungsvoll vor seinem Gesicht herumfuchtelt.
    »Das ist aber süß!« Stella ist hingerissen.
    »Total niedlich«, konstatiere ich und versuche, möglichst enthusiastisch zu klingen. Ich glaube, ich bin nicht wirklich geschaffen für den Zoo. Ich hab's nicht so mit lebenden Tieren...
    »Ist es ein Mädchen oder ein Junge?«, will Stella wissen.
    »Ich glaube, es ist ein kleiner Junge«, antwortet er. Keine Ahnung, ob das spekulativ ist oder ob er es wirklich weiß. Ich jedenfalls sehe nirgendwo etwas, das man für einen zweiten Schwanz halten könnte.
    »Und das da ist seine Mama?«
    »Denke schon.«
    »Wo ist denn sein Papa?«
    »Ich denke, der ist in einem anderen Gehege.«
    »Aber warum ist der denn nicht bei dem Baby?«
    »Weil das Baby in der Herde bei seiner Mama, seinen Tanten und Cousinen lebt. Der Elefantenpapa kommt nur manchmal zu Besuch«, erklärt er.
    »Bei der Lara kommt der Papa auch nur manchmal zu Besuch«, erzählt sie ihm. Lara ist ein Mädchen aus dem Kindergarten. Ihre Mutter ist alleinerziehend. Und ziemlich verzweifelt. Jedenfalls verzweifelt genug, dass sie mich zum Kaffee eingeladen und gemeint hat, die Mädchen könnten währenddessen ja spielen.
    »Na, siehst du.«
    »Aber ein Kind kann ja auch bei einem Papa wohnen, oder?« Fragend sieht sie erst mich kurz und dann wieder Flo an.
    »Klar«, sagt er und nickt zur Bestätigung. »Natürlich kann ein Kind auch bei seinem Papa wohnen.«
    »Weil, ein Kind ist ja gar kein Elefant«, stellt sie fest und lacht. Offensichtlich findet sie den Vergleich komisch.
    »Nein, da hast du recht.«
    »Weil, der David hat nämlich gesagt, wenn die Frau vom Jugendamt es erlaubt, dann wird er vielleicht mein Papa.«
     
     
     

Vier in Englisch
     
    Flo
     
     
    »Der Papa also, soso«, sage ich halblaut und muss ein bisschen grinsen, als Stella sich endlich von der Elefantenfamilie mit den etwas komplizierten Familienverhältnissen losgerissen hat. Sie kann uns nicht hören, denn sie geht ein paar Schritte voraus und steuert das Gehege mit Kamelen und irgendwelche Gazellen auf der anderen Seite an.
    »Klingt bescheuert, ich weiß. Und natürlich wird sie mich auch nicht so nennen«, knurrt er undeutlich und gibt sich dabei alle Mühe, so zu tun, als fände er diese Sache, dass sie ihn dann ‚Papa‘ nennen könnte, ziemlich abturnend.
    Aber das gelingt ihm nicht. Und außerdem finde ich die Vorstellung, dass sie ihn so nennt, irgendwie süß. Und die Tatsache, dass er selbst diese Vorstellung mag, auch wenn er grade versucht, es abzustreiten, irgendwie auch.
    Für mich ist diese Sache, dass er ein Kind hat, sowieso vollkommen okay.

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