Koch zum Frühstück (German Edition)
weil ich den vorher noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Aber ich mochte es. Also stand ich am nächsten Tag wieder auf der Matte. Sie haben mich dann gefragt, ob ich nicht eine Ausbildung machen will nach dem Abschluss. Es war zu dem Zeitpunkt nicht mal sicher, ob ich ihn schaffe, …aber dann hatte ich ein Ziel und eine Chance, dort weg zu kommen, und ich war nicht sicher, ob ich noch mal eine bekomme…
In der Küche war es egal, dass ich eine Vier in Englisch hatte, woher ich komme und auf welcher Schule ich war. Ich konnte Kartoffeln schälen, ich hatte es nicht eilig nach Hause zu kommen und der Umgangston hat mir nichts ausgemacht. Und es war das erste Mal, dass jemand zu irgendwas, das ich gemacht hab', gesagt hat, dass es gut ist. War nur eine beschissene Vinaigrette, aber das hat gereicht. Na ja, jetzt bin ich einer von den Guten…«
»Du hattest 'ne Vier in Englisch?«, frage ich verwundert. Er hat eine Menge französischer Kochbücher zu Hause und er hat neulich auch auf Französisch mit einem Lieferanten telefoniert und das ziemlich fließend. Aber Englisch ist ja nicht Französisch.
»Mittlerweile geht's, ich war ein Jahr in London. Heute hätte ich vermutlich 'ne Drei.«
»Kamele sind langweilig«, ruft Stella uns zu, kommt zu uns rüber und spielt dabei an ihrer Umhängetasche.
»Was hältst du von Affen?«, frage ich in ihre Richtung. Denn wenn man dem Lageplan glauben kann, müssten die Paviane als nächstes dran sein.
»Ja!«, kommt es begeistert, während sie auf der Stelle hüpft.
»Na, dann geh' mal den Weg lang.«
»Du tust das Richtige«, sage ich zu ihm, als er ihr hinterher sieht.
»Ich bin nicht sicher«, gibt er zu. »Schätze, wenn ich nicht mit ihr verwandt wäre, würden sie nicht mal eine Sekunde drüber nachdenken, sie mir zu geben. Aber es wird so oder so eine Weile dauern und vielleicht wühlen sie ja so tief in meiner Vergangenheit, dass sie zu dem Schluss kommen, dass ich sowieso nicht geeignet bin.«
»So ein Quatsch!«, widerspreche ich. »Nur weil du schwul bist, heißt das doch nicht, dass du kein Kind erziehen und ihr keine richtige Familie bieten kannst. Außerdem ist es ja nicht gesagt, dass du für immer mit ihr alleine bist. Es gibt auch Schwule, die feste Beziehungen haben. Wer weiß, vielleicht läuft dir ja irgendwann der Richtige über den Weg…« Keine Ahnung, was ich damit bezwecken will. Vielleicht will ich ihn zu irgendeiner Aussage herausfordern, aus der ich wenigstens rausinterpretieren kann, dass er vielleicht was für mich empfindet. Auch wenn ich eigentlich weiß, dass ich das lassen kann.
»Ich gehöre nur leider nicht zu denjenigen.«
»Denjenigen?«
»Schwulen die feste Beziehungen haben. Und ich fürchte, mit Kind ist man auch nicht grade der Renner am Markt.«
Na ja, immerhin hat er ‚leider‘ gesagt, ist vermutlich ein Fortschritt.
»Oh, sag' das nicht. Es gibt eine Menge Kerle, denen so was nichts ausmacht…« Und einen dämlichen Idioten, der total auf so was steht. Aber das versuche ich ihm ja schon seit Wochen vergeblich klar zu machen. Allerdings fürchte ich, so lange ich's mir nicht auf die Stirn tätowiere, rafft er's nicht.
»Ach und wo?«, fragt er prompt und ich bin echt nicht sicher, ob man tatsächlich so dämlich sein kann. Aber irgendwie nehm' ich ihm tatsächlich ab, dass er's nicht rafft. Vielleicht gab' es ja wirklich nie jemanden, der ernsthaft in ihn verliebt war. Und wenn, dann hat er's vermutlich nicht bemerkt, weil er einfach zu beschäftigt war mit Kochen. Und es sich auch nicht vorstellen kann.
Ist, bei dem, was er mir da grade erzählt hat, vielleicht auch nicht unbedingt verwunderlich. Ziemlich deprimierend, irgendwie… und ich bin mir sicher, dass er die echt harten Sachen wohl ausgelassen hat.
»Na ja, vielleicht nicht grade im ‚Sixtynine‘ .« Ich kann's irgendwie nicht lassen. Aber ihn zu fragen, ob er dort auch während dieser Sache mit uns Sex gehabt hat, traue ich mich auch dieses Mal nicht.
»Jedenfalls denke ich nicht, dass du dir Sorgen machen musst«, sage ich, um die irgendwie peinliche Stille zu beenden. Er hat auf die Sache mit dem ‚Sixtynine‘ nichts erwidert und mittlerweile sind wir fast am Paviangehege angekommen. »Aber es ist wohl normal, dass du dir trotzdem welche machst.«
Ich lege meine Hand auf seine Schulter. Hoffentlich wirkt es zufällig. Ist es natürlich nicht. Ich will ihn jetzt einfach gerne anfassen. In den Arm nehmen, an mich ziehen und ich glaub', ich würd'
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