Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koch zum Frühstück (German Edition)

Koch zum Frühstück (German Edition)

Titel: Koch zum Frühstück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
Vom Netzwerk:
geradeaus.
    »Eine Familie ist nicht immer Mutter, Vater, Kind«, sage ich. »Es gibt heutzutage so viele Alleinerziehende.«
    »Na ja, aber… ich weiß gar nicht, wie das geht und… ich bin alleinerziehend, berufstätig… schwul und… ich hab' keine Ahnung von Kindern…und Erziehung und…weißt du, ich… hatte nie Verantwortung für jemand anderen als mich und ich hab' nicht damit gerechnet, dass sich das mal ändern würde und dass ich sie… gern haben würde… und ich will, dass ich das gut mache, weißt du?«
    »Aber das hast du.« Es ist keine Frage. Es ist eine Feststellung.
    »Na ja, schon… irgendwie.« Er lächelt scheu.
    »Ich finde, du machst das echt gut. Du bist ein cooler Papa und sie weiß das auch.«
    »Denkst du?«
    »Klar, du bist ihr Held.«
    »Dachte, der bist du?«
    »Nein. Höchstens ein bisschen, aber ich hab' ja auch Vorsprung.«
    »Vorsprung?«
    »Was dieses Familien-Ding angeht. Aber du holst auf.«
»Wenn ich sie nicht grade auf der Straße anschreie, weil sie mich in einem Laden eine Schwuchtel nennt…«
    »Das war einmal. Wir machen alle mal Fehler.«
    »Ich eigentlich nicht.«
    »Das ist nicht deine Küche, das ist das Leben. Dafür gibt's kein Rezept und du bist vermutlich nur deswegen ein so guter Koch, weil du dich sowieso nicht dran hältst«, werfe ich ein. »Ich mein, manche Dinge muss man eben ausprobieren, dann sind sie eine Katastrophe, also noch mal von vorne. Ist doch bei allem so. Man weiß nur, ob etwas gut zusammen funktioniert, wenn man es ausprobiert. Und es kommt immer auf einen Versuch an.«
    »Woher hast du das?«
    »Von eurer Homepage. Steht als Zitat von dir unter deiner Vita. Vielleicht solltest du's nicht so eindimensional sehen. Und ja, ich wühle nicht nur in Schränken, ich stalke auch im Internet.«
    »Gott…« Er lacht.
    »Was?«
    »Das Foto auf der Seite ist total beschissen.«
    »Ich finde, es geht… und diese Sache mit der Kleinen geht auch…«
    »Vermutlich hast du recht. Immerhin schaffe ich es, sie nicht anzuschreien und nichts nach ihr zu werfen. Würde mir im Restaurant niemand glauben…«
    »Siehst du.« Ich nicke anerkennend.
    »Und ich werde immer besser im Zöpfe flechten…«
    »Wirst du… und außerdem mutest du mir ihr zuliebe den abturnendsten Sticker der Welt zu beim Sex…«
    »Stört er dich? Ich… kann ihn abmachen…«
    »Er fällt mir immer erst auf, wenn wir fertig sind…«, behaupte ich. Jetzt ist er es, der lacht.
    »Ich sag' dir Bescheid, wenn ich ein Problem damit hab'… aber vermutlich würdest du's merken…«
    »Oh… das ist gut…« Er scheint erleichtert. »Vielleicht findet sie es ja irgendwann wirklich okay, wenn ich ihr Papa bin. Ich hätte es immer cool gefunden, einen zu haben. Jemanden, der mir was vorliest… oder ein Scheiß-Vermögen für einen Zoobesuch bezahlt…« Wieder lacht er. Aber jetzt ist es ein bisschen wehmütig.
    »Du kennst deinen Vater nicht«, taste ich mich vorsichtig heran. Weil ich nicht sicher bin, ob er Lust hat, drüber zu reden.
    »Nein«, gibt er zu. »Diese Sache mit Familie ist nicht sonderlich gut gelaufen. Das… war bei mir zu Hause vermutlich ziemlich anders, als bei dir.« Er stockt und für einen Moment halte ich unser Gespräch für beendet. aber dann bleibt er ein paar Meter von Stella entfernt am Kamelgehege stehen, erwidert ihr Winken, stützt seine Hände auf den Zaun und tut, als würde er sich wahnsinnig für Kamele interessieren, was ich nicht glaube, weil man die Viecher nicht kochen kann, und redet weiter.
    »Ich glaube, wenn ich nicht schwul wäre, hätt' ich nicht mal diese Sache mit der Ausbildung geschafft.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich musste einfach weg da. Es war vorher schon nicht gut, aber als klar war, dass ich schwul bin, war es die Hölle. Kam mir irgendwie so vor, als sei es das Einzige, was meine Mutter interessiert hat. Sonst hat sie sich nicht wirklich um was gekümmert. Außer darum, wie sie den Tag übersteht. Na ja, als Schwuchtel lebt es sich nicht grade komfortabel in Wilhelmsburg. Und ich wusste, dass ich nicht enden wollte wie sie. Allzu viele Möglichkeiten gab es nicht für jemanden wie mich. In der Achten hab' ich dann ein Schulpraktikum gemacht, in der Küche vom ‚Atlantik‘ . War irgend so ein soziales Projekt… Ich wollte eigentlich gar nicht hingehen, keine Ahnung, wieso ich doch dort aufgekreuzt bin, vermutlich weil‘s geregnet hat.
    Ich hab' Teller gespült, Kartoffeln geschält und Spargel, den ich gar nicht kannte,

Weitere Kostenlose Bücher