Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koch zum Frühstück (German Edition)

Koch zum Frühstück (German Edition)

Titel: Koch zum Frühstück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
Vom Netzwerk:
heute nicht dort, wo ich bin.
    Man kann nur richtig gut sein, wenn man sich Dinge zutraut und sie einfach ausprobiert… auch wenn man sie nie zuvor gemacht hat. Aber ein kleines Mädchen ist dummerweise kein Zwischengericht, das man mit einer exotischen Beilage oder einer neuen Saucenvariation rausschickt.
    Die Wohnung ist dunkel, nur in der Küche brennt eines der Oberlichter. Flo ist ganz offensichtlich nicht mehr wach. Schade eigentlich, ich steh' drauf, wenn ich nach Hause komme und er's ist.
    Allerdings ist es später geworden, als ich gehofft habe. Küchenschluss ist ein dehnbarer Begriff und die Von Kolzenbergs sind da gewesen. Stammgäste. Der Alte feiert alle Geschäftsabschlüsse bei mir und lässt sich die, seinen Smalltalk mit mir, und dass ich ihn mit Namen begrüße, regelmäßig was kosten. Reuter hätte mich also vermutlich gevierteilt, wenn ich sie hätte wegschicken lassen.
    Ich hab' dann auch nur ganz kurz Olaf aus dem Service, der's mir eingebrockt hat, angebrüllt, weil er mich nicht gefragt hat und sowieso ein Idiot ist. Und außerdem Pierre, weil ich grade schon dabei war, aber entgegen vermutlich aufkommender Gerüchte, hab' ich nicht mit Tellern nach ihm geworfen.
    Ich gehe durch den Wohnraum, lege meine Jacke auf dem Sofa ab, schlüpfe, ohne mich zu bücken, aus meinen Sneakers, lasse sie einfach liegen und gehe rüber zum Kühlschrank. Wie in Zeitlupe öffne ich die Tür, greife nach einer Wasserflasche, nehme einen Schluck und wische mir dann mit dem Handrücken den Mundwinkel ab. Ich bin echt müde, ich sollte ins Bett.
    Leise öffne ich die Tür zu ihrem Zimmer. ‚Stella Sous-Chef‘ steht in bunten Holzbuchstaben dran. Sie hat auf das ‚Sous-Chef‘ bestanden, Flo musste extra noch mal mit ihr in diesen Laden.
    Das Nachtlicht, ohne das sie nicht schlafen kann, erhellt den Raum. Vorsichtig gehe ich ein paar Schritte hinein und betrachte sie. Friedlich schlafend liegt sie da, in diesem Bett, dessen mittlere Schublade Flo ihr tatsächlich mit dem Rest der Wandfarbe rosa bemalt hat, und hält den Hasen Felix im Arm. Die Maus, dieses letzte, beschissene Stück Erinnerung daran, wo sie herkommt, sitzt oben auf dem Bettrand. Den Rest gibt es nicht mehr. Ich hab' ihn entsorgt und sie vermisst nichts davon.
    Einen Moment lang sehe ich uns beide wieder da, auf diesem Sofa. Fühle die Enge dieser Wohnung, rieche die Gerüche nach fettigem, schlechtem Essen auf dem tristen Flur. Sehe die Kritzeleien im Fahrstuhl, das Flackern des Neonlichts.
    Aber da draußen vor meinem Fenster sind die schicken Appartements in der Hafencity. Da ist nicht Wilhelmsburg. Nirgendwo…
     
     
    ***
     
     
    »Flo?«, frage ich wieder, als ich wenig später leise die Tür zum Schlafzimmer öffne. Er schläft schon, liegt auf dem Bauch, den Kopf in den Armen vergraben und die dunkeln Locken wirr auf dem Kopfkissen verteilt. Sein Oberkörper ist nackt und sein Rücken hebt und senkt sich leicht im Rhythmus seines ruhigen Atems.
    Ich sehe ihm für ein paar Sekunden beim Schlafen zu und versuche, mich zu wehren, gegen die Wärme und dieses Gefühl, das ich in diesen unbeobachteten Momenten habe. Ich hasse mich dafür. Dafür, dass mir diese Sache mit ihm längst entglitten ist, und dafür, dass ich ihm nicht einfach sagen kann, was ich für ihn empfinde.
    »David? Bist du da?«, murmelt er verschlafen.
    »Ja, bin zu Hause…«
    Er dreht sich auf den Rücken, seufzt und tastet dann nach dem Schalter der Nachttischlampe.
    »Wie spät ist es?«, fragt er und klingt ein bisschen tadelnd, während er seine Augen mit dem Handrücken vor der Helligkeit schützt.
    »Kurz vor eins«, lese ich die Zeit vom Wecker auf meinem Nachttisch ab.
    »Gott…«, murmelt er und dann etwas, was verdammt nach ‚Scheiß-Workaholic‘ klingt. Aber es klingt auch irgendwie… liebevoll…
    »Sorry, wir hatten noch Stammgäste um kurz vor zehn«, versuche ich eine Entschuldigung. »Ich bin gleich bei dir, muss nur eben ins Bad.« Ich unterdrücke ein Gähnen. Ich bin echt ziemlich erledigt. Für einen ganz normalen Dienstag war echt höllisch viel los.
    »Alles okay?« Verschlafen tappt er hinter mich, umarmt mich und drückt mir einen Kuss auf die Schulter.
    Ich bin mittlerweile bis auf die Pants ausgezogen und stehe vor dem Spiegel im Badezimmer. Eigentlich sollte ich duschen. Ich rieche nach Küche und Schweiß. Meine Haare sehen scheiße aus und irgendwie fühle ich mich grade definitiv nicht sexy. Ich weiß nicht so recht, wie ich auf seine

Weitere Kostenlose Bücher