Koch zum Frühstück (German Edition)
Kochschürze immer noch verdammt attraktiv finde, nicht übel wäre. Denn dieser hier ist eine Hete. Noch dazu eine mit einer niedlichen, kleinen Tochter.
Aber ist auch besser so. Ich bin nämlich glücklich vergeben, auch wenn es mir, als er mich angesehen hat, grade kurzzeitig entfallen war. Nur blöderweise hat mein toller Herr Freund sich bei ihm über sein Essen beschwert, woran er sich vermutlich mindestens genau so gut erinnert wie ich, weil er die Leute, die sich bei ihm beschweren, bestimmt an einer Hand abzählen kann. Vermutlich stehen wir auf seiner internen Blacklist und haben bis ans Ende unserer Tage Hausverbot.
Und dann steht dieser Typ ernsthaft in unserem Arbeitszimmer und Nina denkt, ich komme gleich rüber. Ich will nicht. Und ich will auch gar nicht wissen, was er von mir denkt. Klassischer Fall von ‚dumm gelaufen‘ sozusagen.
Keine Ahnung, was ich anziehen soll. Ist im Grunde ja auch völlig irrelevant. Er ist eine Hete mit Kind, vermutlich verheiratet und ich bin der Arsch, dessen Freund über sein Essen gemeckert hat. Ich sollte also nicht weiter drüber nachdenken und versuchen, ihm zu gefallen.
Aber trotzdem will ich irgendwie diesen ersten Eindruck vom halb nackten, schwulen Nachbarn, der mittags noch mit ungemachten Haaren im Schlafanzug rumläuft wieder wettmachen. Gott, ist das peinlich… Und er hat ziemlich seltsam auf meine Piercings geschaut. Ich will gar nicht wissen, was er von mir denkt. Wo zum Teufel ist eigentlich meine helle Jeans?
Fünf Minuten später drücke ich auf Ninas Klingelknopf. Die Jeans hab' ich zwar gefunden, aber die Sache mit meinen Haaren hab' ich aufgegeben. Ich hasse meine Haare. Und halb na ss sind sie besonders schlimm. Beschissene Naturlocken… Hab' ich von meiner Mutter geerbt, genau wie meine Schwestern. Allerdings ist der kleine Unterschied, dass es die attraktiv macht, während es bei mir in achtzig Prozent der Fälle die Vermutung nahe legt, dass es in meiner näheren Verwandtschaft einen Wischmopp gibt. Dass heute kein Tag ist, der zu den anderen zwanzig Prozent gehört, ist jetzt auch keine allzu große Überraschung mehr.
Nachdem ich die Haare aufgegeben hatte, hab' ich mir einfach irgendein T-Shirt gegriffen, das sich als Band-Shirt von den Chili Peppers entpuppt hat. Das weiße mit der Fliege und der Tablette. Vermutlich findet er Chili Peppers doof, wobei, vielleicht kann ich ja wenigstens mit ‚Chili‘ irgendwie punkten. Ein Shirt mit Meerrettich, auf den er ja offenbar so sehr steht, besitze ich leider nicht.
Vielleicht sollte ich mich einfach bei ihm entschuldigen. Für Dirks Verhalten. Aber auf der anderen Seite würde ich dann die winzig kleine Chance, dass er sich vielleicht nur an Dirk und nicht auch an mich erinnert, zunichtemachen. Ich schätze, einfach so zu tun, als sei nichts gewesen, und zu hoffen, dass er's nicht rafft, ist wohl in meiner Situation die beste Taktik. In einem Chili-Peppers-Shirt sehe ich sowieso nicht aus wie jemand, der sich ein Essen in seinem Schicki-Laden leisten kann.
»Hey!«, Nina öffnet die Tür. »Da bist du ja. Wir haben schon mal angefangen.«
»Kein Problem. Ich… wollte sowieso eigentlich nur das Paket… und…«
»Komm doch erstmal rein«, bietet sie an. Und ich fürchte, wenn ich mein ‚Wah-Wah‘ will, hab' ich keine Alternative. Echte Scheiße, dass Nina eine offene Küche hat.
Ich folge ihr also in den Wohnraum. David steht an der Arbeitsplatte und schüttet gerade Milch in eine Rührschüssel. Die Kleine sitzt auf dem Sofa und sieht ihm zu.
»Hey!«, begrüße ich sie möglichst lässig. Aber ich finde, es klingt ein bisschen zu angestrengt.
»Hey!«, erwidert er und deutet ein Lächeln an. Und diese Sache, die ich im Restaurant gedacht hab', also, dass ich ihn ziemlich attraktiv fände, wenn er lächelt, die ist definitiv richtig. Er ist verdammt sexy, wenn er's tut, auch wenn's völlig irrelevant ist.
»Na, soll ich mich zu dir setzen?«, wende ich mich an Stella. Sie nickt eifrig und rückt in die linke Ecke des Sofas. Ich hocke mich neben sie auf die Kante, komme mir aber albern vor und lasse mich nach ein paar Sekunden nach hinten gegen die Lehne fallen.
»Dein Paket steht übrigens im Arbeitszimmer. Am besten hol' ich es eben, sonst vergisst du's am Ende noch.«
»Ich kann das machen«, sage ich dankbar.
»Quatsch, bleib sitzen. Du hast alles, Dave?« Offensichtlich meint sie ihn. Und offensichtlich steht er nicht sonderlich drauf, dass man ihn ‚Dave‘ nennt.
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