Koch zum Frühstück (German Edition)
und seinen Bauch riskieren würde. Und ich will nicht, dass er mich für einen Spanner hält. Und eigentlich auch nicht, dass er sofort rafft, dass ich schwul bin. Aber er ist… wow… wirklich verdammt sexy. Ziemlich schwierig, ihm nur in die Augen zu sehen.
»David«, wiederholt er prompt. Ich muss kurz wegsehen. Und schlucken. Woher zur Hölle kenne ich ihn?
In Gedanken gehe ich alle Aushilfen im Service der letzten Monate durch, an die ich mich erinnern kann, aber es gelingt mir nicht, ihn dort einzuordnen. Vielleicht hab' ich ihn mal irgendwo in einem Club getroffen. Aber wenn es ein schwuler Club gewesen wäre, dann könnte ich mich vermutlich ziemlich genau an ihn erinnern und hätte mit ihm gevögelt.
»Ich hab' Stella nur eben Elmo und Herrn Hase gezeigt, aber ich glaube, wir setzen Elmo jetzt auch wieder zurück zu seiner Freundin in den Stall«, erklärt er eher Stella als mir, bückt sich zu ihr nach unten, greift nach dem Kaninchen, nimmt es auf seinen Unterarm, trägt es die paar Schritte zum Käfig und setzt es behutsam zurück in die Sägespäne.
»Möchtest du den Riegel zumachen, Stella?«
»Ja!« Sie nickt, steht vom Boden auf und tritt an den Stall. Er greift sie an der Hüfte und hält sie hoch, damit sie den Riegel in die Vorrichtung schieben kann.
»Tschüß Elmo!«, sagt sie dabei mit leiser Kinderstimme. »Und tschüß Herr Hase!« Anzunehmen, dass Herr Hase der Name der suizidgefährdeten Inspiration für meine Speisekarte und die glasierten Maronen ist. Nur bei der Sache mit der Freundin komm' ich, obwohl ich schwul bin, noch nicht so ganz mit.
»Na gut, ich denke, wir sollten dann mal wieder rüber gehen, Lust, vielleicht mit zu essen? Wenn ich dich schon um Eier anschnorren muss.« Umständlich steht auch Nina vom Boden auf und wirft ihr Haar nach hinten. Gott, das ist jetzt irgendwie echt plump.
»Oh, ich… weiß nicht«, sagt er und sieht dabei nicht in ihre, sondern in meine Richtung. Und zwar so wie…Ist der etwa schwul? Der?
Vermutlich sollte ich gedanklich doch mal meine betrunkenen One-Night-Stands durchgehen. Vielleicht kommt er mir deswegen irgendwie bekannt vor und sieht mich grade so komisch an. Und ich glaube, er ist von Ninas Idee, rüberzukommen und mit uns zu essen, nicht sonderlich begeistert.
»Du wolltest doch sowieso dein Paket holen«, versucht Nina ihn zu überreden. Offenbar hält sie den Plan, ihn in ihre Wohnung zu locken, für eine gute Idee.
»Oh, das ist… nicht so dringend… Ist nur, na ja, so ein Teil für die Gitarre, hat keine Eile.« Irgendwie wirkt er ein bisschen verlegen.
»Ach, komm' schon. Davids Pfannkuchen sind legendär. Normalerweise nennt er sie Crêpes und nimmt zwanzig Euro dafür.«
»Crespelle«, korrigiere ich dämlich. Denn ich erinnere mich dunkel an welche mit einer Füllung aus Pecorino und grünen Bohnen. Aber irgendwie denke ich im Moment eher drüber nach, ob er mich so ansieht, weil er schwul ist. Und wieso es mich nervös macht, wenn er das tut. Ich sollte ihm echt nicht so auf die Nippel starren…
»Klingt nach 'ner ziemlich guten Alternative zu Tütensuppe«, sagt er grade leichthin.
»Ist es«, bestätigt Nina. »Und Stella würde sich bestimmt freuen, oder?«
»Ja!« Stella nickt heftig. »Bitte, Flori«, sagt sie dann, ihre Augen leuchten dabei und sie lächelt. Eigentlich ist sie, nüchtern betrachtet, ziemlich süß wenn sie das tut.
»Na gut«, sagt er, aber immer noch klingt er irgendwie nicht so, als ob er's für eine wirklich gute Idee hält. »Dann komm' ich gleich zu euch rüber. Zieh' mir nur eben was an und mach' mich menschenähnlich…«
Backstage
Flo
Oh… mein… Gott! Scheiße, Scheiße, Scheiße! Ich hätte diesem Tag schon nicht trauen dürfen, als es an der Tür Sturm geklingelt hat. Denn der Typ, der zu dem kleinen Mädchen gehört, ist, wenn mich nicht alles täuscht, der Koch. Dieser Kerl von letzter Woche und dem katastrophalen Essen mit Dirk.
Ich dachte echt, mich trifft der Schlag, als er da plötzlich in meiner Wohnung stand.
Für ein paar Sekunden hab' ich gebetet, dass ich mich irre und er es doch nicht ist. War leider nicht der Fall. Ich hab' ein ziemlich gutes Gedächtnis, was so was angeht, und außerdem finde ich ihn viel zu attraktiv, um ihn nicht auch in normalen Klamotten wiederzuerkennen. Ich bin mir also ziemlich sicher.
Es sei denn, er hat einen eineiigen Zwillingsbruder, was vielleicht in Anbetracht der Umstände, dass ich ihn ohne
Weitere Kostenlose Bücher