Koch zum Frühstück (German Edition)
Lust, deswegen rumzustreiten. Ich muss sowieso erstmal ins Schlafzimmer mit ihr. Und dann wohl auch irgendwie ins Bad.
***
Vorsichtig lege ich sie auf dem Bett ab und ziehe die Tür hinter uns zu. Sie ist vorhin auf der Rückfahrt eingeschlafen. Es ist schon fast halb elf und vermutlich hat dieser Tag nicht nur mich überfordert. Mein erster Tag mit diesem Kind, das ein bisschen so aussieht wie ich und mir doch so fremd ist. Und wenn ich ehrlich bin, ist es ziemlich beschissen gelaufen. Jedenfalls bis ich bei Nina war. Ich weiß nicht, was ich ohne sie getan hätte. Schätze, ich sollte mich für ihre dämliche Feier am Wochenende echt ins Zeug legen.
Aus der Sache mit ‚auf einen Sprung im Restaurant vorbeischauen‘ ist natürlich – wie immer – nichts geworden. Ich bin erst gegen halb acht raus gekommen, viel später als ich eigentlich geplant hatte, musste ein Auge auf die Vorspeisen haben und irgendwie bin ich dann hängen geblieben.
Ich hab' Nina angerufen, nachdem ich gegen sieben auf die Uhr gesehen hab', aber sie meinte, alles wäre in Ordnung und die Kleine sei okay. Ich hab' dann was zu Essen mitgebracht, als ich gegen halb neun vor ihrer Tür stand und bin noch ein bisschen geblieben. Zum Reden. Und weil ich nicht nach Hause wollte. Weil ich keine Ahnung hab', was ich alleine mit ihr anfangen soll.
Laut Nina haben die beiden einen schönen Nachmittag verbracht. Waren noch mal drüben bei Ninas scharfem Nachbarn mit den Kaninchen und haben Stella wohl versprochen, dass ich demnächst mit ihr zum Tierpark Hagenbeck gehe, wenn ich frei habe. Weil es da noch viele andere Tiere gibt und sie Tiere gern hat. Ich sollte mich also vermutlich zurückhalten, in welcher Form ich mich für Tiere begeistern kann.
»Kannst du dir vorstellen, dass sie noch nie im Zoo war?«, hat Nina hinter ihrem Rücken entsetzt geflüstert. Den Kommentar, dass ich's mir ziemlich problemlos vorstellen kann, hab' ich mir dann gespart.
Außerdem haben sie noch ‚Mensch ärgere dich nicht‘ gespielt. Florian hat es gemalt, auf ein Blatt Papier, das jetzt in meinem Auto auf dem Rücksitz liegt. Hab's vergessen mit rauf zu nehmen, aber ich muss sowieso noch mal runter. Nina hat mir ihr Gäste-Bettzeug mitgegeben. Also eine Decke und ein Kissen. Ich hab' keine zweite Garnitur und ich hatte keine Zeit, eine zu kaufen.
»Hey, Stella!«, versuche ich leise, sie zu wecken, und rüttle sie dabei ein wenig am Arm. Sie seufzt und fährt sich mit ihrer kleinen Hand übers Gesicht, bevor sie den Kopf zur Seite dreht und weiterschläft.
Ein bisschen hilflos stehe ich daneben. Ich hab‘ sie schon vorhin in der Tiefgarage nicht wach bekommen. Ist ein ganz schöner Akt gewesen, aber irgendwie habe ich es letztlich geschafft, sie vom Rücksitz auf meinen Arm zu manövrieren.
Ich sollte versuchen, sie umzuziehen. Allerdings hab' ich keine Ahnung, wie, und ich weiß auch nicht, ob bei ihren Sachen ein Schlafanzug oder ein Nachthemd dabei gewesen ist. Aber selbst wenn, ihr Kram ist noch in der Maschine. Ich schätze also, ich sollte mit irgendwas von mir aushelfen. Vielleicht kann sie auch einfach ihr T-Shirt anlassen. Und ihre Unterhose. Gott… ich und ein Kind… und noch dazu ein kleines Mädchen. Das letzte Mädchen, das ich nackt gesehen hab', war meine Schwester. Aber das ist so lange her, dass ich mich nicht daran erinnern kann. Irgendwie glaube ich, bei einem Jungen fiele mir das leichter. Ich sollte vielleicht mit den Schuhen anfangen…
Es ist ein komisches Gefühl, ihr den Rock nach oben zu schieben, den Knopf zu öffnen und dann den kleinen Reißverschluss. Ein bisschen komme ich mir dabei wie ein Perverser vor, aber es nutzt nichts, denn sie kann unmöglich so schlafen. Also greife ich vorsichtig in den Bund und ziehe ihr den Rock mitsamt der Strumpfhose nach unten. Darunter kommt eine geringelte Unterhose zum Vorschein. Für einen Moment ertappe ich mich dabei, zu hoffen, dass sie einigermaßen sauber ist, aber selbst wenn nicht, kann ich ihr wohl kaum eine von mir anziehen. Und eigentlich will ich das auch nicht. Nicht, dass ich an meinen Slips hänge, aber… Na ja, ich glaube, Unterhosen ausziehen bei kleinen Mädchen ist irgendwie was für Fortgeschrittene. Und mir widerstrebt es, das zu tun.
Ein bisschen unschlüssig falte ich ihre Sachen zusammen, streiche den Cordstoff des Rockes glatt und lege beides neben sie aufs Bett. Wieder seufzt sie im Schlaf, bewegt sich ein bisschen, schiebt den einen Fuß an
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