Koch zum Frühstück (German Edition)
falls David nichts dagegen hat, natürlich…« Ich muss mich konzentrieren, dass ich nicht rot werde. Mein Kopf wird ganz warm, wenn ich an ihn denke.
»Quatsch, was sollte er dagegen haben? Er ist froh, wenn sie versorgt ist.«
»Ja, ich weiß. Er hat mir gestern ein bisschen davon erzählt. Also, dass er nicht ihr Vater ist und so…«
»Oh, ja, ihr wart 'ne ganze Weile weg, aber sieht ihm ähnlich, dass er vor der offenen Kühlschranktür hockt und die Konsistenz seiner Mousse beobachtet.« Sie lacht. Offenbar hat sie keinen Verdacht geschöpft.
»Hat er gar nicht«, widerspreche ich. »Wir haben ein Bier getrunken und dann hat sein Freund angerufen und er musste dringend weg wegen der Kleinen. Es gab wohl Probleme…«
»Oh, sein Kerl ist ein einziges Problem!« Sie verdreht die Augen. »Ist ein ziemlicher Arsch, wenn du mich fragst. Aber wie heißt es so schön: Gleich und gleich gesellt sich gern. Na ja, jedenfalls meistens. David ist ja auch…« – sie scheint zu überlegen, wie sie es am besten formuliert – »ziemlich speziell…«
»Oh…«
»Na ja, ab und zu jedenfalls. Aber im Grunde ist er schon okay.«
»Ich finde ihn eigentlich ganz nett«, sage ich leise.
‚Vielleicht sogar ein bisschen mehr als nett‘ . Aber das behalte ich nicht nur vor Nina besser für mich.
***
Ich weiß, dass es albern ist, und ich fürchte, albern ist noch eine der netteren Bezeichnungen dafür. Denn ich komme mir, gelinde gesagt, seit dem Frühstück definitiv wie ein Stalker vor. Einer, der einen gewissen Sternekoch stalked, um genau zu sein.
Eigentlich wollte ich nur meine Emails checken, aber am Ende hab' ich ihn über eine Stunde lang gegoogelt und mir so ziemlich alle Restaurants, in denen er jemals gekocht hat, angesehen. Und ich hab' mir zwei Fotos von ihm auf den Rechner kopiert. Eins von der ‚Reuter's‘ -Homepage und eins von der ‚Feinschmecker‘ -Seite. Darauf sieht man eigentlich nur sein Gesicht und es wirkt beinahe so, als würde er sein Kinn hinter dem Teller, auf dem irgendwelches Zeug ist, aufstützen, während er mit seiner Hand im Vordergrund irgendwas anrichtet. Er wirkt konzentriert und irgendwie hat er beinahe was Liebevolles in seinem Blick dabei… Jedenfalls finde ich das. Und wenn das mal nicht echt total krank ist, dann weiß ich auch nicht.
Und jetzt hab' ich den Rechner runtergefahren, sitze seit einer Viertelstunde am Fenster, sehe hinaus, zupfe dabei ein bisschen auf meiner akustischen Gitarre und… warte.
Darauf, dass es drei Uhr wird und er Stella bringt.
Weil ich ihm nochmal sagen will, dass diese Sache mit dem Babysitting meinerseits ein absolut ernst gemeintes Angebot ist. Auch wenn ich mich ein bisschen dafür schäme, dass die Motive dahinter, nüchtern betrachtet, ziemlich nieder sind. Denn dass ich ihm anbiete, auf die Kleine aufzupassen, hat herzlich wenig mit dem mir nachgesagten Helfersyndrom zu tun. Denn selbst wenn ich es wohl besser nicht sollte, hätt' ich einfach Bock, ihn ab und an zu sehen. Und da die Sache gestern ziemlich abrupt geendet hat und ich keine Zeit hatte, ihn nach seiner Nummer zu fragen, steht jetzt ernsthaft mein Hausmüll fest verknotet neben der Tür, damit ich ihn als Alibi runter bringen kann, sobald er auftaucht. Darf man echt niemandem erzählen…
Ich hab' mir die U2-CD angehört, die er so mag, und ich muss sagen, sie ist wirklich gut. Und jetzt spiele ich ein bisschen die Akustik-Version von ‚Stuck in a Moment‘ nach, die ich vorhin auf ‚YouTube‘ gefunden hab'.
Gott… Scheiße, was mach' ich hier eigentlich? Und was zur Hölle ist mit mir los?
Seit dieser Kerl mir über den Weg gelaufen ist, ist er drin in meinem Kopf. Von dem flauen Gefühl in meiner Magengegend, das natürlich auch nach dem Frühstück und der zweiten Tasse schwarzem Kaffee immer noch nicht verschwunden ist, mal ganz zu schweigen. Dabei ist kein Platz für ihn in meinem Kopf… in meinem Bauch… in meinem Leben…
Ich bin mit Dirk zusammen und eigentlich sind wir auch glücklich. Alles ist so, wie ich es mir immer vorgestellt hab'. Dirk ist treu und liebevoll, weiß, was er will, macht mich glücklich und meine Eltern mögen ihn. Es ist alles perfekt sozusagen und dann kommt David daher mit diesen scheiß-wunderschönen, faszinierenden Augen, die ihn immer ein bisschen unnahbar wirken lassen, und ihn, zusammen mit seinem Lächeln, so anziehend machen für mich…
***
Es ist ein paar Minuten nach drei, als er vor
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