Koch zum Frühstück (German Edition)
unserem Haus aus seinem Wagen steigt. Er fährt einen silbernen TT und hat seine Initialen als Kennzeichen. Und sein Geburtsdatum. Weiß ich von seinem Lebenslauf im Internet.
Er öffnet die Beifahrertür, legt den Sitz nach vorne und lässt Stella aus dem Fond krabbeln, bevor er sie hochnimmt und seitlich auf seine Hüfte setzt. Sie hält ein Kuscheltier im Arm, ich glaube, es ist ein Hase. Und während ich ihn beobachte, wie er die paar Schritte zur Eingangstür geht, macht sich unwillkürlich wieder dieses warme Gefühl in mir breit.
Es ist eine Scheiß-Idee, jetzt den Müll rauszubringen. Wahrscheinlich stammle ich nur Blödsinn und hab' nicht mal halb so viel bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen wie er bei mir. Und die Mülltüte ist auch gar nicht voll, obwohl ich vorhin, politisch unkorrekt, noch ein paar Verpackungen reingestopft hab', die eigentlich fürs Recycling sind. Vermutlich rafft er also sofort, was Sache ist.
»Hi!« Er lächelt. Und ich stehe nicht nur vor ihm, sondern auch vor der nur schwer zu bewältigenden Aufgabe, mit einer Mülltüte in der Hand sexy auszusehen… Muss ich erwähnen, dass ich grade eben noch mal im Bad gewesen bin um meine Haare zu checken?
»Hallo, Flori!« Das ist Stella.
»Hey, ihr zwei! Alles in Ordnung?«
»Ja, alles okay.«
Stella löst ihre Arme und er setzt sie auf dem Boden ab. Das Tier, das sie an sich drückt, ist tatsächlich ein Hase. Allerdings nicht sehr naturgetreu, im Grunde eine Puppe mit langen Armen, langen Beinen, einem Stummelschwänzchen und Hasenohren.
»Hey, du hast ja auch einen Hasen«, sage ich.
»Ja. Das ist der Hase Felix. Hab' ich vom David.« Sie streckt ihn mir hin, damit ich ihn begutachten kann.
»Hab' ich aus der Buchhandlung, ich hab' zwei Kochbücher abgeholt und… na ja, sie hatte gar nichts zum Spielen dabei. Ich bin noch nicht dazu gekommen, ihre Sachen zu holen, und ich dachte, als Kind… ich hatte auch immer ein Kuscheltier…« Es klingt fast so, als wolle er sich dafür entschuldigen. Keine Ahnung, warum.
»Ich auch«, sage ich. Wird schon stimmen…
»Dachte, ist vielleicht ganz nett, damit sie sich nicht so einsam vorkommt…« Er weicht meinem Blick aus und irgendwie sieht er dabei seltsam aus. Wehmütig vielleicht… oder verletzlich… oder auch irgendwas dazwischen…
»Du guckst ja gar nicht, Flori«, unterbricht Stella unser Gespräch und hält das Vieh noch ein Stückchen höher, bevor ich weiter ruminterpretieren kann.
»Natürlich guck‘ ich«, widerspreche ich, beuge mich zu ihr hinunter und streiche dem Hasen über den Kopf.
»Das mag er, aber du musst ganz vorsichtig sein«, sagt sie und imitiert dabei meinen Tonfall von neulich.
»Oh, der ist aber schön und er hat ganz weiches Fell«, sage ich und versuche, möglichst entzückt dabei zu klingen. Gar nicht so einfach, wenn man dabei von einem Augenpaar angesehen wird, das einen nervös macht, und noch dazu überflüssigerweise eine halbvolle Mülltüte in der Hand trägt…
Stella nickt, zieht den Hasen wieder an sich und küsst ihn auf seinen runden Kopf.
»Na komm, lass' uns zu Nina rüber gehen«, sagt er ungewohnt sanft und streicht ihr kurz mit der Hand übers Haar, bevor er sie in Richtung Eingangstür dirigiert.
»Der Nachtisch war übrigens super«, versuche ich, ihn irgendwie aufzuhalten.
»Welchen hast du denn probiert?«
»Beide. Aber ich mochte den mit den Erdbeeren ein bisschen lieber.«
»Klingt beinahe so, als hätte ich mich wirklich rehabilitiert.« Er lächelt. Gott… ich… Shit! Er ist so… hübsch. Was mache ich eigentlich hier?
»Bist du… gut nach Hause gekommen, gestern?« Ziemlich dämliche Frage, denn wenn dem nicht so wäre, wär' er ja jetzt nicht hier.
»Ja.« Er nickt. »Tut mir leid, dass ich so plötzlich weg musste.«
»Kann passieren.« Ich winke ab und stelle die Tüte auf den Boden. »Hoffe, es war nicht so dramatisch.«
»Nein, war es nicht. Sie hat schon wieder geschlafen, als ich nach Hause gekommen bin, und die Studentin passt in Zukunft öfter auf sie auf.«
Das ist dann wohl mein Stichwort.
»Falls du mal eine Alternative brauchst…«
»Alternative?«
»Na ja, mein Angebot gestern… das steht noch.«
»Welches meinst du?« Jetzt grinst er. Und zwar so, dass ich ziemlich genau weiß, dass er nicht nur diese Sache mit dem Babysitten meint. Irgendwie bin ich erleichtert.
»Ich meinte, dass ich ab und zu auch mal auf sie aufpassen kann«, sage ich schnell.
»Ach so.«
»Was hast du
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