Koch zum Frühstück (German Edition)
versaut hat. Was bei ihm wohl kaum der Fall sein dürfte, denn dass er auf Frauen steht wäre mir neu.
»Ist sie noch nicht im Bett?« Um diese Uhrzeit sollte sie da längst sein.
»Doch, aber sie ist nicht eingeschlafen. Und jetzt heult sie und will zu ihrer Mama und deine kompetente Babysitterin hat die Nase voll. Also schieb' gefälligst deinen Arsch hierher und sorg' dafür, dass sie sich beruhigt. Ich muss nämlich bis morgen diesen Scheiß-Artikel fertig machen.«
»Bin unterwegs«, sage ich knapp und drücke ihn dann weg. Nicht der richtige Ort und schon gar nicht der richtige Zeitpunkt, um das zu diskutieren. Zumal Flo mittlerweile Licht gemacht hat, nicht mal fünf Meter von mir entfernt steht und – egal wie leise ich spreche –, alles mitbekommt.
»Probleme?«
»Na ja, ich bin spät und… sie ist aufgewacht…«
»Oh…«
»Scheinbar läuft's nicht so toll mit dem Babysitter. Ich muss nach Hause.« Ein bisschen verlegen stehe ich immer noch in seinem Flur.
»Ja, bist spät dran.« Irgendwie ist das Gespräch mit einem mal seltsam befangen.
»Ja, ich… also… danke dann… für das Bier…«
»Da nicht für.« Er lächelt scheu. Offensichtlich kann er genauso wenig einordnen, was da grade passiert ist. Wobei… ich hätte nichts dagegen gehabt, ihn zu küssen…
»Und falls du Hilfe brauchst… oder einen anderen Babysitter. Ich kann unter der Woche auch abends, falls Nina mal keine Zeit hat.«
»Danke, vielleicht komm' ich drauf zurück.« Jetzt bin ich es, der sich an einem Lächeln versucht.
»Ich muss dann!«
»Ich sag' Nina Bescheid und bring' ihr den Nachtisch.«
***
Ich hab' höchstens zehn Minuten gebraucht, von Michaels Anruf bis zu meiner Wohnungstür. Umso verwunderter bin ich, dass es still ist, als die Tür leise hinter mir ins Schloss fällt.
Im Arbeitszimmer brennt Licht, vermutlich tippt Michael dort seinen bescheuerten Artikel. Lena sitzt auf dem Sofa, ist in ein Buch vertieft, das ziemlich nach Lehrbuch aussieht, und ich‘… komm mir verarscht vor. Ich hab' jetzt nicht im Ernst zwei rote Ampeln überfahren für das hier!
»Hi!«, sage ich, schlüpfe aus meiner Jacke und lege sie über einen der freien Barhocker, die am Küchenblock stehen.
»Hallo!« Geräuschvoll klappt Lena das Buch zu und steht vom Sofa auf.
»Sorry, hat ein bisschen gedauert, ich zahl' dir das natürlich«, murmle ich verlegen.
»Quatsch, ist kein Thema, sind doch nicht mal fünfzehn Minuten.«
»Na ja, ich hab' gehört, sie hat ziemlichen Stress gemacht.«
»Stress? Nein. Sie ist nur vorhin einmal kurz aufgewacht und hat geweint. Wahrscheinlich schlecht geträumt. Ist doch normal in der fremden Umgebung und nachdem, was sie mitgemacht hat. Aber ich hab' mich ein paar Minuten zu ihr gesetzt, ihr was erzählt und dann war alles wieder in Ordnung. Sie ist drüben im Schlafzimmer und schläft.«
Na super! Das glaub' ich jetzt nicht…
»Okay«, sage ich langgezogen und muss mich sehr zusammenreißen, nicht auf direktem Weg ins Arbeitszimmer zu gehen. Aber ich glaube, dazu sollte ich erstmal Lena aus der Wohnung komplimentieren. Besser ist das.
»Also, wenn das okay ist, kann ich an zwei Abenden die Woche vorbeikommen, auch gern länger als heute. So bis zwölf, danach bekomme ich keinen Bus mehr.«
»Wenn's daran scheitert, kann ich Taxigeld drauflegen«, biete ich an. »Aber meistens bin ich um zwölf schon raus aus dem Restaurant.«
»Das klappt schon irgendwie«, sagt sie und packt ihr Buch in die Tasche. »Bis Dienstag dann.«
Ich glaube, ich hätte doch noch mal zurück auf die Party gehen und mich bei Astrid nach ein paar Yoga-Übungen erkundigen sollen. Würde sicherlich auch Reuter begrüßen, denn der macht, wann immer ich ein Messer in der Hand habe, einen großen Bogen um mich. Und ganz kurz hatte ich drüber nachgedacht, zur Feier des Tages für die nun folgende Diskussion mit Michael mein ‚Wabôchô‘ aus der Schublade zu holen. Aber dann lasse ich es. Wenn ich in den Knast komme, hat sie überhaupt niemanden mehr...
»Sag' mal, kannst du mir erklären, was das sollte?«, zische ich kampflustig. Ich bin wütend, richtig wütend… Und das nicht nur, weil er mir bei Flo die Tour vermasselt hat.
»Was was sollte?« Er sieht vom Laptop auf.
»Dein beschissener Anruf eben.«
»Sie war wach und bei diesem Rumgeheule kann ich mich nicht konzentrieren.«
»Und deswegen musst du mich her zitieren?«
»Ich muss arbeiten und das kann ich nicht, wenn sie
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