Koch zum Frühstück (German Edition)
Flirten geblieben wäre. Denn ich mache mir keine Illusionen darüber, dass wir uns da vor dem Kühlschrank vermutlich geküsst hätten. Und ich weiß nicht, was danach passiert wäre…
Zum Glück musste er gehen. Und ich sollte wohl dafür sorgen, dass er auch aus meinem Kopf verschwindet. Allerdings macht er diesbezüglich keinerlei Anstalten, im Gegenteil. Er scheint sich ganz wohl zu fühlen da…
Ich hab' das früher schon ein paar Mal gehabt. Nicht allzu oft, aber hey… in vier Jahren Beziehung kommt es schon mal vor, dass man jemanden trifft und ihn, obwohl man glücklich ist, trotzdem ganz interessant findet oder sexy… Und manchmal wohl auch beides in Kombination… Schließlich bin ich auch nur ein Mann. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass es jemals vorgekommen ist, dass ich diesen interessanten Kerl dann auch wirklich küssen wollte und das gestern am Kühlschrank, das war ziemlich real… Ich hatte schon die Augen zu … Und was mich noch viel mehr irritiert, ist, dass ich nicht sicher bin, ob es zu ‚interessant-und-sexy-Finden’ gehört, dass man am nächsten Morgen bereut, es nicht getan zu haben.
Gott… was ist bloß los mit mir? Ich meine, klar, ich bin ein bisschen sauer auf Dirk, weil diese Sache mit dem Versetzen in letzter Zeit mehr und mehr zur Gewohnheit wird, und ich war neugierig. Eigentlich wollte ich nur wissen, ob er wirklich schwul ist, und hab' deswegen ein bisschen mit ihm geflirtet. Besser als nachzufragen. Und es hat am Ende ja zum Ziel geführt.
Ich hätte es lassen sollen, denn jetzt würd' ich mir wünschen, er wäre hetero. Dann wäre es einfacher, ihn aus meinem Kopf zu verbannen. Was ich wirklich schleunigst tun sollte, denn neben der Tatsache, dass er schwul ist, hab' ich auch rausgefunden, dass Lennart ausnahmsweise mal recht hat. David ist vergeben und offenbar lebt er wie ich mit seinem Freund zusammen.
Keine Ahnung also, was uns da gestern am Kühlschrank geritten hat. Und dieses flaue Gefühl, das ich grade im Magen habe, muss Hunger sein… Vielleicht sollte ich sicherheitshalber aufstehen, mir eine große Tasse Kaffee machen und frühstücken. Nur um auszuschließen, dass es nicht eventuell Schmetterlinge sind, weil ich grade drüber nachgedacht hab', wie es wohl wäre ihn zu küssen… Ach und die Sonntagszeitung wär' auch nicht schlecht…
Ich schlüpfe in meine Jeans, nehme das Shirt von gestern und ziehe es mir über den Kopf. Für eben schnell runter zu den Briefkästen reicht's. Das Duschen verschiebe ich am Sonntag, jedenfalls wenn ich alleine bin, meist auf nach dem Frühstück.
***
»Hey!« Es ist Nina, die grade die Tür hinter sich zuzieht, als ich wieder auf dem Weg nach oben bin. Sie trägt einen Plastiksack mit Müll in der Hand.
»Morgen«, murmle ich und unterdrücke ein Gähnen.
»Na, alles klar?« Sie klingt gut gelaunt und vor allem ausgeschlafen.
Ich nicke. Ich brauch‘ nach dem Aufstehen einen Moment, um in die Gänge zu kommen. Und dazu ein oder zwei Tassen Kaffee.
»Fleißig am Aufräumen?«
»Bin schon fast fertig, so viel war's gar nicht. Hab' gestern Abend noch die erste Spülmaschine angeworfen.«
»Wie lange ging's denn noch?«, erkundige ich mich brav.
»So bis irgendwann kurz nach drei.«
»Da hab' ich schon lange geschlafen«, behaupte ich. Auch wenn es nicht stimmt. Denn als ich das letzte Mal auf den Wecker gesehen hab', war es viertel vor drei und ich war noch wach. Hab' im Bett gelegen und an David gedacht, daran, wie es sich wohl anfühlt, ihn zu küssen, und mir vorgestellt, was nach dem Küssen wohl noch alles so kommen könnte… Und Hunger hatte ich auch… oder eben dieses Gefühl im Magen, das ich seit dem Aufwachen dafür halten will.
»Falls du willst, leih' ich dir meine Spülmaschine für die gefühlten hundert Nachtischgläser«, biete ich an.
»Lieb' von dir, aber lass mal. David holt seinen Kram sowieso erst gegen drei, bevor er ins ‚Reuter's‘ muss, bis dahin bin ich längst fertig.«
‚Strike!‘ Sie hat tatsächlich angebissen.
»Bringt er Stella vorbei?«, frage ich möglichst unschuldig.
»Ja.« Sie nickt.
»Kommt doch mit ihr rüber, falls sie mag.«
»Okay«, meint sie lang gezogen und scheint ein wenig verblüfft. Hoffentlich war das jetzt nicht zu auffällig
»Na ja, ich… hab' heute nichts vor«, erkläre ich schnell. »Eigentlich wollte Dirk ja kommen, aber jetzt sitzt er in Italien. Wenn sie also Elmo und Herrn Hase ‚Hallo‘ sagen will, gerne…
Weitere Kostenlose Bücher