Koch zum Frühstück (German Edition)
zehn Jahre hatte ich weder Zeit noch Lust, ins Schwimmbad zu gehen. Ich kann mich nicht mal wirklich daran erinnern, wann ich das letzte Mal diese beschissene Badehose getragen hab', die dummerweise eigentlich vielmehr ein Höschen ist und die ich letztlich aus purer Verzweiflung in die Sporttasche zu ihrem rosa Badeanzug und dem Handtuch mit dem ‚Lillyfee‘ -Scheiß geworfen hab'. Denn dummerweise hab' ich nicht wie alle Welt eine Short von ‚H&M‘ sondern nur dieses alte, schwarze Teil von ‚Adidas‘ . Mit einem weißen Band, mit dem man vorne ein Schleifchen binden kann und drei weißen Streifen an der Seite. Und ich fürchte, ich sehe darin ziemlich bescheuert aus. Mit neunzehn… na ja, irgendwie ist mein Hintern da wohl noch ein bisschen kleiner gewesen… oder mein Schwanz. Keine Ahnung, jedenfalls sitzt das Teil ziemlich, ziemlich eng und eigentlich hab' ich keine Lust, aller Welt inklusive Flo zu demonstrieren, auf welcher Seite ich meinen Schwanz trage. Auch wenn ich mich im Gegensatz zu manch anderen Typen wenigstens für eine Seite entscheiden muss. Meistens nehm' ich die linke. Aber es geht ihn trotzdem nichts an.
Außerdem ist es mir nicht nur wegen dieser bescheuerten Badehose unangenehm, sondern auch weil ich ziemlich blass bin und darüber hinaus ewig keinen Sport mehr gemacht hab'. Kann ich vermutlich in Zukunft sowieso abhaken. Mir fehlt ja meistens schon ohne Kind die Zeit zum Joggen. Und ich glaube nicht, dass sie meine fünf Kilometer durchhält. Gott sei Dank ist es nicht so, dass ich ein echtes Problem hab'. Ich bin immer noch so gut in Form, dass es für einen Durchschnittsmann wie Mike allemal locker reicht, aber ich fürchte, mit Flo kann ich vermutlich nicht mithalten. Denn als er da eben vor mir gestanden hat, musste ich mich wieder zwingen, nicht allzu offensichtlich hinzusehen. Ich muss echt wahnsinnig sein, mit diesem Typen in ein Schwimmbad zu gehen.
Vermutlich sollte ich sicherheitshalber auch nachher keinen allzu genauen Blick riskieren, denn mein tolles ‚Adidas‘ -Höschen offenbart nicht nur die Seite sondern auch, wenn er sich spontan für die Mitte entscheidet. Und zwar verdammt deutlich. Ich kann von Glück sagen, wenn dann noch genug Stoff da ist um ihn komplett zu bedecken.
»Der Flori braucht aber ganz schön lange«, bemerkt Stella vom Rücksitz.
»Hm…«
»Vielleicht muss er sich auch noch rasieren«, spekuliert sie. Denn natürlich ist sie auf der Suche nach ihrem bescheuerten Handtuch in einem ziemlich unpassenden Moment ins Bad gekommen. Also hab' ich kurzerhand behauptet, dass alle Männer das machen, bevor sie ins Schwimmbad gehen. Auch wenn das natürlich nur ein frommer Wunsch ist. Nicht zuletzt deswegen finde ich öffentliche Bäder ziemlich widerlich.
»Ja, vielleicht«, sage ich und hoffe inständig, dass sie nicht nachfragt und diese Sache von vorhin auch ansonsten nicht weiter ausführt, falls er in diesem Leben noch mal runterkommt. Nicht, dass ich es eilig hätte, in dieses beschissene Schwimmbad zu kommen, aber ich hab' auch keinen Bock mehr, noch länger auf ihn zu warten.
***
»Sorry, hat ein bisschen gedauert.« Er lächelt entschuldigend und wirft seine Tasche in den Fußraum, bevor er einsteigt. Er hat sich trockene Klamotten angezogen, riecht verdammt gut und ich glaube, er hat sich auch die Haare gemacht. Dabei mochte ich es, als sie nass waren. Er hat dann mehr Locken als sonst und ich finde, er sieht damit ziemlich niedlich aus. Ich steh eigentlich überhaupt nicht auf niedlich, aber bei ihm tu' ich's. Ziemlich sogar…
»Endlich kommst du, Flori!« Sie klingt ein bisschen vorwurfsvoll. Aber zum Glück fragt sie ihn nicht nach irgendwelchen Details.
»Na dann!« Ich starte den Wagen und setze zurück auf die Straße. »Ich hoffe, du kennst den Weg.«
***
Es scheint nicht allzu viel los zu sein, jedenfalls ist es kein Problem, in der Tiefgarage einen Parkplatz zu finden.
Das Bad ist ziemlich neu. Ich hab' gar nicht mitbekommen, dass sie es wohl erst vor ein paar Jahren aufwändig renoviert haben.
Der Fahrstuhl bringt uns in den Eingangsbereich, ich erstehe ein paar Schwimmflügel für Stella, die Flori ihr trotz des grellen Oranges wie auch immer schmackhaft macht, und eine 3-Stunden Karte für zwei Erwachsene und ein Kind.
»Soll ich sie mitnehmen zum Umziehen oder willst du?«, fragt er, als wir schließlich vor der Männer-Umkleide ankommen. »Wir können allerdings auch in die
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