Koch zum Frühstück (German Edition)
weiß jetzt, nach welchem Aftershave er so gut riecht, welche Zahnpasta er bevorzugt und dass er sich offensichtlich nass rasiert. Außerdem benutzt er Antifaltencreme für Männer. Oder sein Freund tut es. Dessen Aftershave riecht übrigens nicht besonders toll. Und sie verwenden Kondome. Jedenfalls hat er welche da, die noch lange nicht abgelaufen und daher wohl ziemlich neu sind.
»Es regnet, Stella«, versucht er grade, ihr mit sanfter Stimme zu erklären, wieso Zoo bei diesem Wetter eine beschissene Idee ist. Und irgendwie mag ich es, wenn er so mit ihr spricht. Aber ich fürchte, es dürfte trotzdem schwierig werden, da an ihre Vernunft zu appellieren.
»Aber man kann doch mit einem Regenschirm«, erwidert sie und schnieft. »Und mit Gummistiefeln.«
»Wir gehen hin, wenn das Wetter wieder besser ist, okay?«, sagt er ein bisschen bestimmter und streichelt ihr übers Haar. »Nicht heute. Wenn du möchtest, dann… spielen wir stattdessen was zusammen oder du kannst mir ein Bild malen oder…«
»Ich mag aber nicht spielen!«, widerspricht sie. »Und ein Bild mal' ich dir auch nicht. Ich mag nämlich nur in den Zoo… mit dem Flori. Du magst ja nur nicht… Erst sagst du, dass wir gehen und dann gehst du überhaupt gar nicht, jawohl du's versprochen hast. Du bist so gemein…« Bevor er sie aufhalten kann, rutscht sie vom Barhocker, stapft wütend an mir vorbei ins Schlafzimmer, wirft sich aufs Bett, vergräbt ihren Kopf trotzig in den Kissen und fängt an zu heulen.
»Na toll!«, seufzt er irgendwo zwischen hilflos und angenervt. Und ich glaube, irgendwie ist ihm ihr Auftritt vor mir ziemlich peinlich.
»Hey… sie hat sich eben gefreut, ist doch normal, dass sie dann enttäuscht ist. So was geht schnell vorbei«, versuche ich, ihn zu trösten. Über die Sache, dass ich es ziemlich gefährlich finde, wenn sie so auf diesen Barhockern rumturnt, reden wir ein anderes Mal.
»Klingt nicht so«, kommentiert er das lang gezogene Heulen aus dem Schlafzimmer trocken.
»Wir können ja irgendwas anderes zusammen unternehmen«, schlage ich vor.
»Fühl' dich frei, einen Vorschlag zu machen«, sagt er resignierend.
»Na ja, erstmal sollten wir vielleicht dafür sorgen, dass sie sich wieder beruhigt.«
***
»Hey, Stella!« Vorsichtig setze ich mich neben sie auf die Matratze. Immer noch liegt sie auf dem Bett und heult. Sie hat sich offenbar wirklich sehr auf den Zoo gefreut.
»Wir holen das nach mit dem Zoo, okay?« Sanft streichle ich mit der Hand ihren Rücken.
»Ich mag aber in den Zoo«, schluchzt sie herzzerreißend. »Der David hat es versprochen!«
»Weißt du, wenn es regnet, dann sind die ganzen Tiere im Zoo ja auch nicht draußen, weil sie ja auch nicht nass werden wollen und dann kannst du sie gar nicht alle sehen. Die Affen nicht und die Löwen und die Elefanten und die Zebras auch nicht und…« – gibt es noch was… ach ja – »… die Pinguine und die Seelöwen…«
Sie zieht die Nase hoch und hört für einen Moment auf zu schluchzen. David steht mittlerweile ein bisschen unsicher im Türrahmen. Aufmunternd lächle ich ihm zu, bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder Stella widme.
»Und weißt du was, wenn das Wetter schön ist, dann kann man dabei zusehen, wie sie gefüttert werden und der Pfleger ihnen Fische bringt.«
»Ehrlich?« Sie dreht den Kopf zu mir.
»Ganz ehrlich. Aber nur, wenn die Sonne scheint. Also lass uns einfach nächste Woche oder so gehen, wenn das Wetter besser ist. Dann bleiben wir ganz lange und schauen uns alles ganz genau an. Vielleicht können wir Mittwoch gehen, da muss David nicht ins Restaurant und wir können so lange bleiben, bis die Tiere schlafen gehen, okay?« Sicherheitshalber sehe ich noch mal zu ihm, um mich zu versichern, dass das in Ordnung geht. Aber es sieht nicht so aus, als hätte er was dagegen.
»Und heute machen wir einfach was anderes«, schlage ich vor. »Irgendwas, wo uns der Regen ganz egal ist… Wie fändest du Schwimmbad, hm?« Er hat ja gesagt, ich solle mich frei fühlen. Und die Idee, David auch mal mit freiem Oberkörper zu sehen, finde ich ziemlich verlockend.
»Kennst du dieses Bad mit den Dinos?«, frage ich sie. Ich bin vorigen Monat mit Dirk, einer meiner Nichten und einem Neffen dort gewesen.
»Was sind denn Dinos?«, will sie wissen.
»Dinosaurier«, erkläre ich ihr. Vielleicht ist sie mit fünf noch ein bisschen zu jung, um das zu wissen. Ich glaube, auf Dinos stehen sie erst später… und auch mehr
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