Koch zum Frühstück (German Edition)
vielleicht…«
»Ich würd' einfach mit ihr in einen Laden gehen. Verkäuferinnen sehen das meistens sofort. Wie groß ist sie denn? Und ist sie dick oder eher dünn?«
»Dünn, ziemlich dünn. Und na ja, so… hm, einen Meter… einen Meter zehn vielleicht…«
***
Meine erste Idee war, mit ihr zu ‚H&M‘ zu gehen. Die Kindersachen im Schaufenster sind ganz nett und außerdem schwärmt Nina immer von den Kinderklamotten dort. Keine Ahnung, was sie als Singlefrau in die Kinderabteilung treibt. Torschlusspanik vermutlich.
Jedenfalls war es echt 'ne beschissene Idee. Und Verkäufer gibt es da auch nicht. Jedenfalls nicht in der Kinderabteilung. Dafür gibt es dort eine Menge Kinder und zugehörige Mütter, die mit ihren unter Kleiderbergen begrabenen Kinderwagen die sowieso schon schmalen Gänge zuparken und einem missbilligende Blicke zuwerfen, wenn man es wagt, höflich nachzufragen, ob man mal eben vorbei kann. Ich sollte echt mit Nina reden… sich freiwillig ohne Kind in Kinderabteilungen aufzuhalten, kann nicht normal sein.
Also hab' ich Stella am Arm genommen und wieder rausgezogen. Der Widerstand, den sie geleistet hat, ist nicht nur aufgrund ihrer körperlichen Unterlegenheit sehr überschaubar gewesen. Und scheinbar ist sie auch noch keine typische Frau, was Klamotten angeht. War ein hartes Stück Arbeit, sie dazu zu überreden, die braune Kapuzenjacke mit ‚Hello Kitty‘ für 14,95 Euro, an die ich netterweise mal ran durfte, überzuziehen. Schön ist übrigens auch anders. Ich fürchte, wir haben, was das angeht, einen ziemlich unterschiedlichen Geschmack. Überhaupt, ich hab' keine Ahnung, wie man so ein Kind anzieht. Vermutlich sollte ich mir wirklich helfen lassen, die Frage ist nur, wo.
‚Zara‘ ist auch keine so gute Idee, glaub' ich, denn ich fürchte, dort gibt es nicht weniger Mütter mit Kinderwagen und auch nicht mehr Verkäuferinnen.
Ein bisschen ratlos stehe ich also mit der ‚H&M‘ -Tüte in der einen Hand und Stellas in der anderen auf der Poststraße und weiß nicht so recht, ob ich besser Richtung Jungfernstieg gehen soll oder doch lieber Richtung Hanseviertel.
»Wo sollen wir denn weiter nach Sachen für dich schauen?«, frage ich sie also. Aber wie erwartet bekomme ich keine Antwort. Ist ja auch eher unwahrscheinlich, dass sie jetzt plötzlich ‚Prada‘ sagt, sie ist ja generell nicht sehr mitteilsam. Vermutlich sollte ich dankbar sein, dass sie die ‚Hello-Kitty‘ -Jacke abgenickt hat. Und dass ich der Mutti, die mit ihrem Sohn dort war und mich in ein Gespräch verwickeln wollte, schnell genug entkommen bin. Denn während ein Kind bei schwulen Kerlen augenscheinlich nicht mal annähernd als sexy gilt, fühlen Frauen im gebärfähigen Alter sich davon offenbar ermutigt, einen anzusprechen. Vielleicht sollte ich mir für den nächsten Einkaufstrip ein Shirt besorgen, auf dem steht, dass ich schwul bin. Obwohl ich damit ja eigentlich nicht hausieren gehe… Aber ich hab' echt keinen Bock, mich mit irgendwelchen wildfremden Frauen anzufreunden.
Schon gar nicht heute, denn ich bin immer noch angefressen wegen dieser Sache mit Michael. ‚Stevie‘ … ich könnte kotzen!
Ich glaube, ein paar Meter weiter ist ein Kinderladen. Einer von denen, von denen Nico wohl gesprochen hat, als er gesagt hat, dass es einen mit Verkäufern braucht. In weißer Schrift steht ‚Armani‘ an der Scheibe und zuerst dachte ich, es sei ein Laden für Erwachsene, als ich zufällig dran vorbeigegangen bin. Aber es ist ein Kinderladen. Und ich hab' ein Kind hier, das Klamotten braucht. Auch wenn ich dort vermutlich mit 14,95 Euro nicht so weit komme wie bei ‚H&M‘ . Aber es gibt ja, was die Kapuzenjacke angeht, durchaus eine modische Steigerung.
Zum Glück hat Stella mir geglaubt, dass es die nur noch in Dunkelbraun gibt und die in Rosa in ihrer Größe ausverkauft ist. War gelogen, aber die Haarschleife des blöden Katzenviehs ist schon bei der braunen Jacke rosa und mit Glitzersteinchen drauf. Das muss reichen.
Ich muss mich erst an diesen Glitzer-Scheiß gewöhnen und außerdem hab' ich mich zu ein paar passenden ‚Hello-Kitty‘ -Haarspangen am Grabbeltisch vor der Kasse hinreißen lassen. Weil's mir auf die Nerven geht, wenn ihr die Haare laufend ins Gesicht fallen. Vielleicht sollte ich sie mal zu einem Friseur schleppen. Ich hatte vor kurzem einen im Bett, ich glaub', seine Nummer hab' ich noch irgendwo.
Ohne sie vorzuwarnen, ziehe ich sie ein bisschen grob am
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