Koch zum Frühstück (German Edition)
Kartons.«
»Steffen…« Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Das ist dann wohl sein Neuer. Wobei der so neu vermutlich gar nicht mehr ist. Schätze, dass ist dann der, mit dem er schon eine ganze Weile was hat. Vermutlich ist da mehr. Wie romantisch…
»Schätze, es ist seine Wohnung, die du gefunden hast«, bemerke ich sarkastisch.
»Wir wollen nichts überstürzen«, entgegnet er und ich verschlucke mich beinahe an meinem Kaffee, weil ich über die Ernsthaftigkeit, mit der er das sagt, lachen muss. Wirklich absurd, dass er mir jetzt auch noch irgendeinen Fick als seine große Liebe verkaufen will und denkt, ich falle drauf rein.
»Was ist so witzig daran?«, fragt er prompt.
»Ach nichts«, sage ich immer noch amüsiert. »Außer vielleicht, dass du nicht wirklich der Typ bist, der irgendwas langsam angehen lässt.«
»Wenn du meinst«, entgegnet er ruhig. »Aber weißt du, nur, weil du nicht dazu fähig bist, eine echte Beziehung zu führen und gefühlsmäßig jemanden an dich ran zu lassen, heißt das nicht, dass ich das auch nicht bin.«
»Na dann wünsch' ich dir mal viel Spaß. Gefühlsmäßig und so.«
»Danke!«, entgegnet er.
»Und übrigens bin ich sehr wohl in der Lage, eine Beziehung zu führen«, behaupte ich. »Ich hab' nur keinen Bock drauf, mit jedem Kerl, mit dem ich vögle…«
»Ja, sicher…« Jetzt ist er es, der lacht.
»Arschloch!«, funkle ich ihn an. Irgendwie kann ich das nicht auf mir sitzen lassen.
Aber er reagiert nicht. Nimmt den letzten Schluck, steht vom Barhocker auf, geht an mir vorbei und stellt seine Tasse in die Spülmaschine.
***
»Hey, Nico!« Ich weiß, dass ich ein schlechter Freund bin. Ich hab' ihn seit Ewigkeiten nicht angerufen.
»David?« Er klingt verwundert. Vermutlich hat er nicht damit gerechnet, in diesem Leben noch mal von mir zu hören.
»Sag' mal, kennst du dich mit Kinderklamotten aus?« Nico ist der Einzige, der mir außer Nina eingefallen ist, aber die erreiche ich nicht. Alle anderen aus meinem sowieso sehr minimalistischen Freundeskreis haben keine Kinder. Ich hab' sowieso mehr Bekannte. Na ja, auch nicht wirklich. Ich fürchte, ich bin in meinem Privatleben nicht sehr unterhaltsam. Nico kenne ich schon seit der Ausbildung. Er wollte auch mal Koch werden, hat es sich dann aber ziemlich schnell anders überlegt. Ich glaube, er ist zu schwul für so was. Er hatte echte Probleme mit den Schwuchtel-Witzen, die in einer Küche so fallen, und mit dem rauen Umgangston. Er konnte nicht für sich behalten, dass er auf Kerle steht, vielleicht wollte er's auch nicht, keine Ahnung. Jedenfalls war's grade während der Ausbildung keine gute Idee.
Ich hab' das erste Mal kein Geheimnis mehr draus gemacht, dass ich mit Frauen nichts anfangen kann, da war ich schon Sous-Chef. Bis dahin hab' ich schön den Mund gehalten und wie alle anderen versaute Witze gerissen, den Mädels aus dem Service nachgepfiffen und der ein oder anderen an den Hintern gegrabscht.
Ich wollte nicht, dass jemand erfährt, dass ich schwul bin. Vermutlich sind mir im Gegensatz zu Nico deswegen ein paar Dinge erspart geblieben. Nico ist nach der Sache mit dem lauwarmen Joghurtdressing nie wieder zur Arbeit gekommen. Zwei Jungs haben es ihm, angeblich versehentlich, ins Gesicht und über die Jacke geschüttet und der eine meinte dann, dass er auf so was doch stehen würde. Alle haben gelacht, ich auch. Eine Woche später hat er gekündigt.
Mittlerweile arbeitet er als Verkäufer in einem Laden auf dem Neuen Wall. Sie verkaufen nur Frauensachen da, glaube ich, aber vielleicht kennt er sich trotzdem mit Kinderklamotten aus. Einen Versuch ist es jedenfalls wert.
»Klar.« Er lacht.
»Welche Größe hat denn ungefähr ein fünfjähriges Mädchen?«
»Das war ein Scherz, David, wieso sollte ich mich mit Kinderklamotten auskennen? «
»Du bist Verkäufer?«
»Ja, aber für Damenoberbekleidung. Kinderklamotten gehen mir am Arsch vorbei!« Offensichtlich findet er die Metapher mit dem Arsch, weil er schwul ist, witzig. Schwule haben keine Kinder, es sei denn, sie heißen Elton John und David Dingsbums… oder wie dieser Typ der bei ‚How I met your mother‘ , die Oberhete mimt und dieser scharfe Kerl mit dem er rumschiebt. Soweit die Theorie. Dachte ich auch mal. Falsch gedacht.
»Sehr witzig.«
Im Moment find' ich, ehrlich gesagt, überhaupt nichts mehr witzig. Im Gegenteil, Michaels Auftritt mit seinem Steffen, den er ‚Stevie‘ nennt und der permanent an ihm
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