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Koch zum Frühstück (German Edition)

Koch zum Frühstück (German Edition)

Titel: Koch zum Frühstück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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verzweifelt ist, und alternde Nutten.
    Neben der Leopardenkatastrophe befindet sich immerhin noch eine echte Jeans mit in der Kabine, die wirklich ganz niedlich sein könnte. Außerdem ein Ringelshirt mit einem applizierten Piratenkopf vorne drauf, der grob gestrickte Pullover aus d em Schaufenster, eine längere Strickjacke und ein paar weitere Shirts. Zudem habe ich mich entschieden, ihr ein paar Chucks zu kaufen, die in der entsprechenden Kiste neben mir am Boden stehen. Und ein paar ‚Ugg‘ -Stiefel. Ihre Winterstiefel kann man nämlich niemandem mehr zumuten. Und es ist ja bestimmt wichtig, dass ein Kind warme Füße hat.
    Sie kosten nicht viel weniger als die für Erwachsene, aber sie hat Schuhgröße 28, so klein ist das ja gar nicht. Bei den Gummistiefeln überlege ich noch. Aber wenn sie wirklich in einen Kindergarten gehen soll, dann braucht sie so was bestimmt. Außerdem regnet es hier in Hamburg sowieso dauernd. Wird teuer, aber was soll's? Dafür kauf' ich dann eben den Mantel für 29,90 Euro von ‚H&M‘ , an den ich wegen akuter Mutti-Gefahr nicht rangekommen bin. Ich hoffe, es gibt ihn auch online. Ansonsten schicke ich Nina.
    Die Shirts hat sie alleine geschafft, und in dem Ringelteil sah' sie ganz süß aus. Das rosafarbene nehmen wir auch, ich glaube, das passt unter die Kapuzenjacke. Und unter den groben Pullover, der selbstredend auch in die Tüte wandern wird.
    Bei den Hosen sind wir noch nicht und in der Strickjacke hat sie sich offensichtlich nicht wohl gefühlt. Ich bin nicht sicher, ob sie wirklich Spaß daran hat, sich anzuziehen und uns die Sachen vorzuführen. Aber als sie sich mit dem Piratenshirt im Spiegel gesehen hat und ich ihr gesagt hab', dass ich das schön finde, hat sie ein bisschen gelächelt.
    Vielleicht kennt sie das einfach nicht. Also dass man sich in einem Laden um sie kümmert und die ungeteilte Aufmerksamkeit nur ihr gilt. Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht mehr wirklich, ob ich jemals mit meiner Mutter in so einem Laden gewesen bin. Ich glaube, die meisten Klamotten hat sie uns aus dem Katalog bestellt. Und ich musste die alten Sachen von irgendwelchen Kindern von Bekannten auftragen. Einmal bin ich in der Schule wegen eines roten Pullis mit ‚Bibi Blocksberg‘ drauf beinahe verprügelt worden.
    »Zieh zu dem Pulli mit dem Glitzer doch gleich mal noch die schöne, rosa Hose an, Stella. Und wenn du soweit bist, dann sagst du Bescheid, ja?«, sagt die Verkäuferin, die mich mittlerweile nach ihrem Namen gefragt und mir versichert hat, dass sie ein wirklich hübsches Kind ist – ‚ganz der Papa‘! –, das alles tragen kann. Mit dem ‚Papa‘ meint sie wohl mich und so wie sie gelächelt hat, sollte das wohl ein Kompliment sein. Vielleicht sucht sie aber auch einfach nur einen Idioten, dem sie diesen schrecklichen Glitzerpulli verkaufen kann. Die Tatsache, dass sie mich für ihren Vater hält, lass ich wohl besser mal unkommentiert stehen. Ich glaube, die wirklichen Verhältnisse zu erklären, würde zu weit führen.
    »Hab' den Pullover an. Er funkelt an den Haaren«, kommt es aus der Kabine.
    »Hast du die Hose auch schon an? Dann helf' ich dir mit dem Reißverschluss. Oder soll das lieber der Papa machen?«
    »Er ist nicht mein Papa«, höre ich  sie aus dem Ufo. »Er heißt David… und er ist eine blöde Schwuchtel!«
    Blöde Schwuchtel… Ich spüre förmlich, wie mein Unterkiefer nach unten klappt. In Zeitlupe… Ich fass' es nicht… Ich muss mich verhört haben! Ich meine, sie ist fünf und… bisher hab' ich's nicht wirklich für nötig gehalten, sie über meine individuellen, sexuellen Vorlieben aufzuklären. Woher also bitte hat sie das? Und überhaupt, was denkt sie sich eigentlich?
    »Ich mach' das«, sagt die Verkäuferin ein bisschen betreten zu mir. Ich schlucke. Und könnte Stella grad' umbringen dafür. Und mich… weil ich mich hab' breitschlagen lassen, dieses Kind in mein Leben zu lassen. Aber klar, was habe ich denn anderes erwartet? Sie ist Pamelas Tochter, vermutlich kann ich dankbar sein, dass sie nicht ‚Arschficker‘ gesagt hat.
    »Ich… wir nehmen das dann«, sage ich betreten, hole tief Luft und fummle nach meinem Handy, das in diesem Moment anfängt in meiner Hosentasche zu vibrieren. Einundzwanzig… zweiundzwanzig… dreiundzwanzig… runterkommen, David… runterkommen… Es ist nicht schlimmer, als wenn Frank, unser grenzdebiler Spüler, den Eimer mit der Trüffelessenz an der ich zwei Tage rumexperimentiert hab',

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