Koch zum Frühstück (German Edition)
Sachen gefragt und er war nicht sonderlich präzise…« Ist tatsächlich so. Ich würde doch nie in seinen Schränken rumwühlen, nicht in seinen Küchenschränken jedenfalls. Bad ist ja noch mal was anderes… und außerdem hab' ich den Fön gesucht.
»Ex-Freund«, korrigiert er mich, nimmt eine Flasche aus dem Weinkühlschrank und streicht mit dem Daumen über das Etikett, bevor er sie zwischen uns auf den Küchenblock stellt. Rotwein, Gott sei Dank!
»Vielleicht renkt es sich ja wieder ein«, versuche ich zaghaft. Obwohl's mich eigentlich gar nicht stört, dass er wieder Single ist. Mich stört eher, dass ich dummerweise keiner bin. Aber schön, dass es mir wenigstens noch einfällt.
»Wohl eher nicht«, sagt er. »Aber das ist schon okay.«
»Sicher?«, hake ich nach. Irgendwie nehm' ich's ihm nicht so wirklich ab.
»Sicher«, er nickt und versucht ein Lächeln. Aber es wirkt ziemlich angestrengt, »ist wohl nur insgesamt nicht so wirklich mein Tag heute.«
»Ich hoffe, es war nicht wieder so ein Arsch im Restaurant und hat sich über dein Essen beschwert?«, versuche ich einen Witz. Außerdem kann es wohl nicht schaden, wenn ich auch ihm noch mal ins Gedächtnis rufe, dass ich mit jemandem zusammen bin.
»Nein, hab' mir die Runde geschenkt heute. Ich steh' sowieso nicht drauf«, entgegnet er knapp. Er ist fertig mit dem Brot.
»Aber… du bist doch… der Koch…«, stelle ich wenig geistreich fest.
»Schon, aber ich hatte, als ich einer geworden bin, nicht auf dem Plan, dass ich darin mal so gut werden würde, dass ich fast hundert Euro für ein Menü nehmen kann«, sagt er.
»Klingt ein bisschen, als sei das echt dumm gelaufen.« Ich lache leise.
»Im Gegenteil«, widerspricht er, »ist so ziemlich das einzige in meinem Leben, das ganz gut gelaufen ist. Eigentlich bleibe ich lieber in der Küche, aber mein Chef legt Wert drauf dass ich mich zeige und außerdem ist es in der Branche üblich. Die Gäste erwarten das von einem. Also lass ich mir den Arm tätscheln und mich beweihräuchern, auch wenn's nervt. Aber vermutlich sollte ich mich nicht beschweren. Das, was ich erreicht hab', ist ziemlich viel für einen wie mich.« Er rafft das geschnittene Brot mit den Händen und trägt es an sein Shirt gepresst rüber zum Ofen. Ich stehe auf und öffne die Tür.
»Danke!« Jetzt ist es ein echtes Lächeln.
Er verteilt die Scheiben auf dem Rost, während ich ihm über die Schulter schaue und ihn dabei eher zufällig am Arm berühre.
»Was gibt's eigentlich?«, frage ich leise an seinem Ohr und ich kann im Licht des Backrohrs sehen, wie Gänsehaut seinen Hals überzieht. Ich würd' ihm gerne die Strähne da in seinem Nacken glatt streichen, ihm durchs Haar fahren, ihn berühren und ihn trösten, auch wenn er sich nach Kräften bemüht, nicht niedergeschlagen zu wirken. Und ich würd' gerne wissen, was er gemeint hat mit seinem ‚für einen wie mich‘ .
»Reste und altes Brot«, sagt er, tritt ein bisschen weiter als nötig zur Seite und löst seinen Körper so von meinem Oberarm. »Ich… sollte wohl mal den Wein aufmachen.«
***
»Jedenfalls weiß sie jetzt, dass es Jungs und Jungs gibt und dass man niemanden eine blöde Schwuchtel nennt…«
»Ich hoffe nur, das kann sie sich merken.« Er nimmt einen Schluck.
Mittlerweile sitzen wir ein bisschen träge an den Küchenblock gelehnt auf dem Boden. Die Weinflasche ist leer, das Gefühl von Wärme hüllt mich ein, der Oberschenkel seines aufgestellten Beins berührt meinen und ich hab' nicht den Eindruck, als würde ihn meine Nähe stören. Vielleicht ist es der Wein… oder er braucht wirklich nur ein bisschen Trost.
»Sie hat es sicher nicht böse gemeint. Ich glaube, sie wusste gar nicht wirklich, was dieses Wort überhaupt bedeutet.«
»Ja, ich weiß. Ist vielleicht wirklich grade alles ein bisschen viel für mich…« Er streicht sich das blonde Haar aus der Stirn und starrt auf einen Punkt am Boden.
»Kann ich verstehen«, sage ich sanft. »Erst zieht dein Kerl aus, dann versetzt der Babysitter dich und dann ihr Auftritt…«
»Ich hab' überreagiert«, gesteht er. »Aber… na ja, ich… reagiere wohl generell ein bisschen empfindlich, wenn man mich eine Schwuchtel nennt. Ich hab's zu oft gehört. Von ihrer Mutter… und von meiner.«
»War das so wichtig? Also, ich meine, versteh' mich nicht falsch, aber du… bist doch ziemlich erfolgreich in dem, was du machst. Sind sie da nicht stolz auf dich?«
»Nicht
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