Koch zum Frühstück (German Edition)
erstmal erklären muss, dass sie jetzt weiß, dass es Jungs und Jungs gibt, wie sie das nennt, und dass er sich gefälligst über ihr Bild zu freuen hat. Dass es besser ist, wenn sie dabei schon schläft, versteht sich wohl von selbst.
Ich hab' ihr aus ihrem Buch vorgelesen und jetzt liegt sie da, auf dem Sofa, und ihr ruhiger Atem verrät mir dass sie schläft. Ziemlich fest, mit dem Hasen Felix im Arm. Das Bild liegt neben mir auf dem Küchenblock und ich surfe im gedimmten Licht mit dem Handy ein bisschen im Internet. Es ist halb zwölf, er hat mir grade eine SMS geschickt, dass er auf dem Weg ist. Und ich schwöre, diese Sache mit dem Arschtritt, wenn er ihr Bild nicht würdigt, die hab' ich ernst gemeint.
***
»Hey!« Er klingt erschöpft, als er eine knappe halbe Stunde später die Wohnungstür hinter sich zuzieht.
»Hi!« Möglichst geräuschlos versuche ich, den Barhocker, auf dem ich gesessen hab', über das Parkett zurückzuschieben.
»Wieso machst du kein Licht?«
»Sie schläft… auf dem Sofa«, flüstere ich und gehe dabei ein Stück auf ihn zu. Im Dämmerlicht kann ich erkennen, dass er müde aussieht. Keine Ahnung, ob's nur vom Job kommt oder ob diese Sache mit seinem Ex ihn doch mehr mitnimmt, als er zugeben will. Vielleicht auch beides. Und irgendwie würd' ich ihn immer noch gerne umarmen. Noch lieber als vorhin…
»Auf dem Sofa? Wie hast du das denn geschafft?« Er klingt verwundert.
»Wieso?«
»Weil sie da eigentlich nicht schlafen kann«, erklärt er. Aber ich glaube, er ist zu erschöpft, um sich wirklich drüber zu wundern.
»Oh, war eigentlich kein allzu großes Problem.«
»War sonst soweit alles in Ordnung?«, fragt er nach, geht rüber ins schummrige Licht und stellt einen Vorratsbehälter auf dem Küchenblock ab.
»Ja, alles okay.« Ich folge ihm zurück und für einen Moment stehen wir unschlüssig im Halbdunkel der Küche. Er sieht wahnsinnig gut aus in diesem Licht und irgendwie verletzlich. Erinnert mich an dieses Ding da zwischen uns vor meinem Kühlschrank und daran, dass ich's immer noch bereue, ihn nicht geküsst zu haben. Gott… Ich sollte diese Gedanken nicht haben. Scheiß Helfersyndrom… und doppelt Scheiße, dass dieses Gefühl in mir drin eigentlich nichts damit zu tun hat…
»Mitternachtssnack?«, fragt er mit einem Nicken in Richtung der Dose und öffnet sie dann. Ich kann nicht wirklich sehen, was drin ist, irgendeine Art Mus wohl, aber es riecht ziemlich gut.
»Klingt gut«, sage ich also.
»Na dann!« Er weist mit dem Kopf in Richtung des Hockers. Ich setze mich, stütze die Ellenbogen auf und das Kinn in die Hände und sehe ihm dabei zu, wie er ein Messer aus dem Block zieht und dann Brot aus dem Kasten auf der Arbeitsfläche hinter sich nimmt.
»Isst du Oliven?«
Ich nicke und nehme vorsichtshalber die Augen von seinem Arsch.
»Gut.« Er geht rüber zum Backofen und stellt ihn an, bevor er sich wieder zu mir rüber dreht und damit beginnt, das Brot in fingerdicke Scheiben zu schneiden.
»Soll ich mich irgendwie nützlich machen?«, biete ich an. Denn wenn ich weiter hier sitze und ihn anglotze, wird's auffällig. Ich hätte echt nach Hause gehen sollen, gleich nachdem er zurückgekommen ist. Denn jetzt… würd' ich gern bleiben…
»Kannst Weingläser aus dem Oberschrank nehmen. Was hältst du von einem Sassicaia?« Ich nehme mal an, das ist ein Wein. Und ich bin, obwohl ich mich null mit Wein auskenne und es bestimmt keiner mit Schraubverschluss ist, nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Ich trinke selten. Vielleicht mal ein Bier oder so. Und ich werde dann schnell… anschmiegsam… was in seiner Gegenwart vermutlich keine allzu gute Idee ist. Aber irgendwie will ich auch kein Spielverderber sein.
»Super«, sage ich also, stehe artig auf und öffne den Schrank mit den Gläsern. Es gibt drei Sorten. Die großen, bauchigen sind für Rotwein, glaub' ich. Nur weiß ich leider nicht, welche Farbe sein komischer Sassidingsda hat. Klingt in meinen Augen irgendwie italienisch, ich glaub', ich nehme mal die großen. Meine Chancen stehen ja immerhin 50:50. Und Teller wären wohl auch nicht schlecht. Wenn ich mich recht erinnere, sind die ganz links drüben im äußeren Schrank…
»Wühlst du in Schränken?«
»Was?« Oh Gott! »Nein«, sage ich schnell und ich glaube, wenn es nicht zu dunkel wäre, würde er sehen, dass ich rot werde. »Ich… ich… hab nach dem Schwimmbad deinen Freund nach einer Plastiktüte für meine
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