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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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noch vor einigen Angehörigen des Küchenpersonals, denn außer Wanda befanden sich noch ein paar Mägde im Hintergrund und grinsten verhalten vor sich hin.
    Die Suttkamm wird's ihm schon zeigen, dachten sie. Er ist zwar der ›Feldherr‹, aber hier in der Küche, hier im Schloß, ist er nur einer von vielen! Gut, daß man ihm das einmal sagt.
    Kochlowsky hob die buschigen Augenbrauen, musterte Elena von Suttkamm stumm und genoß mit ohnmächtiger Wut den Anblick ihrer reifen Schönheit. Dann drehte er sich brüsk um, hieb mit der Reitpeitsche über den zunächst stehenden Herd und verließ mit knallendem Schritt die Küche. Dabei mußte er an der Baronin vorbei, und im Vorbeigehen zischte er ihr zu:
    »Ich treffe Sie in einer Stunde im Pavillon am See …«
    Sprachlos über so viel Frechheit blieb Elena stehen, als sei sie versteinert. Erst als die Pendeltür quietschend hin und her schwang und anzeigte, daß Kochlowsky gegangen war, atmete sie tief auf. Wanda Lubkenski begann zu weinen und stotterte:
    »So ein Kerl! So ein Kerl! Will von mir eine Aufstellung, wieviel Koteletts ich aus einem Schweinenacken schneide. Der kriegt es fertig und zählt die Bohnen in der Bohnensuppe nach …«
    Alles wehrte sich in Elena von Suttkam gegen diesen Leo Kochlowsky – aber eine Stunde später war sie doch am See im fürstlichen Park und sah Kochlowsky vor dem weißen klassizistischen Pavillon stehen.
    Langsam kam Elena näher, versteifte den Nacken in würdevoller Abwehr und zog den Schal über ihrer vollen Brust straffer. Ihr Herz hämmerte plötzlich, und es half auch nichts, daß sie sich vorsagte: Du bist die Baronin von Suttkamm, geborene Freiin von Loebkausen, und er ist nur ein Kochlowsky, ein Bürgerlicher, ein Viehtreiber.
    Ja, das hatte sie ihm an den Kopf werfen wollen: Sie Viehtreiber! Das mußte ein Schlag sein, der ihn fällte. Er platzte ja fast vor Stolz und Eigenliebe.
    Leo Kochlowsky kam Elena nicht entgegen, wie es jeder Kavalier getan hätte. Er wartete stur am Pavillon, bis sie ihn erreicht hatte. Seine Augen strahlten, und zum zweiten Mal erschauerte sie unter diesem Blick, denn es schien ihr, daß dieser Mann fast magische Augen hatte. Sein Blick verbrannte alles, riß alle Schutzwälle ein, durchdrang alle Abwehr, machte sie willenlos.
    Elena riß sich von diesen Augen los, blickte über den See mit den Fontänen und den steinernen Statuen, den Laubengängen und Blumenbeeten am Ufer. Es war ein warmer Frühsommertag, die Blüten dufteten, und im Gefieder der Schwäne blitzte die Sonne.
    »Was haben Sie mir zu melden?« fragte Elena hochmütig und gab ihrer Stimme einen befehlenden Klang. »Sie wollen sich entschuldigen?«
    »Nein! Wofür?« Kochlowsky fegte mit der Reitpeitsche ein Blatt von seinen blanken Stiefeln, Maßarbeit eines polnischen Schusters, die als die besten der Welt galten. »Wanda ist ein Trampel!«
    »Und Sie sind ein Viehtreiber …«
    Jetzt platzt er, dachte Elena und wartete, aber Leo Kochlowsky nahm den Schlag ungerührt hin.
    »Ich habe mich über Sie erkundigt«, sagte er statt dessen. »Auch wenn Sie eine Baronin sind – Sie sind genauso ein armes Schwein wie ich! Die Geschwister Ihres gefallenen Mannes werfen Sie einfach vom Gut. Ihre Angehörigen, die Loebkausens, sind froh, daß sie vom Ertrag ihrer paar Äcker leben können. Sie müssen arbeiten wie ich, katzbuckeln, sich anschnauzen lassen, immer ja und amen sagen. Sie sind angewiesen auf das Wohlwollen der hohen Herrschaften und glücklich, wenn man Ihnen ein Lächeln und ein paar gute Worte schenkt. Sie sind von Adel und doch nur ein Putzlappen. Ich bin der Sohn eines Buchhalters von der Ziegelei in Nikolai und wahrhaftig nur – wie Sie sagen – ein Viehtreiber. Aber wir sind mächtig in unserem Bereich. Die noch tiefer stehen, schauen zu uns auf und achten uns. Die ganz Mächtigen sind wie unerreichbare Berggipfel, aber mit uns kann man reden, über uns wird ihrer aller Leben abgewickelt, wir regulieren ihr Schicksal. Die adelige Obermamsell und der Viehtreiber – wir müßten eigentlich sehr gut zusammenpassen.«
    »Sie sind der abscheulichste Kerl, der mir je begegnet ist!« sagte Elena von Suttkamm mit zusammengebissenen Zähnen. »Der ungehobeltste Klotz! Ein Widerling sind Sie! Man sollte Sie schlagen! Sie haben mich beleidigt … Ich werde es der Fürstin melden!«
    Vier Tage später wurde Elena von Suttkamm Leos Geliebte. Sie kam von selbst, getrieben von einer Leidenschaft, der sie keine Gegenwehr

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