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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Jagdgelände schmerzhaft spürte. Louis Landauer kam nicht – er stellte in Berlin gerade seine Gemälde aus, aber natürlich erschien Eugen Kochlowsky, nun ein wahrer Olympier, fett und eingebildet, vom Erfolg verwöhnt und von einer Geliebten ausgenützt, was er natürlich nicht merkte. Er hatte Geld genug, sich nach der neuen englischen Mode zu kleiden, und brachte seine zwei neuen Bücher mit. »Ihr habt euer zweites Mädchen Jenny genannt!« rief er begeistert und drückte Sophie an seinen riesigen Bauch. »Nach meiner Romanheldin! Natürlich werde ich auch bei ihr Pate! Ehrensache!«
    In Erinnerung an die rauschende Taufe in Wurzen wurde diese Taufe eine sehr stille. »Wenn ihr auch nur durch einen einzigen Furz auffallt«, hatte Kochlowsky gedroht, »kenne ich euch nicht mehr! Ich fühle mich hier wohl und will hier auch bleiben.« Aufsehen und Aufregung entstanden nur durch die unfaßbare Tatsache: Auch Willibald Hammerschlag war Pate. Der große, gewünschte Krieg blieb aus, dagegen dämmerte es den Herzogswaldenern allmählich, daß ihr Leben jetzt von zwei groben Klötzen regiert wurde.
    Kochlowskys Haus war groß genug, den ganzen Besuch aufzunehmen, es gab ein lärmendes Wiedersehen zwischen Jacky, dem Spitz, und Cäsar, dem Dobermann, der dick und träge wie sein Herrchen Eugen Kochlowsky geworden war und die für einen Hund seltene Eigenschaft entwickelte, nach dem Fressen genußvoll, ja geradezu menschlich zu rülpsen. Beim erstenmal schrak Kochlowsky am Tisch hoch und starrte seinen Bruder böse an, aber Eugen zeigte nur mit seiner Gabel neben sich und sagte: »Mein guter Cäsar. Es schmeckt ihm ausgezeichnet.«
    Am Tag nach der Taufe nutzte Eugen die Gelegenheit, daß Bruder Leo im Stall bei seinem Reckhardt von Luisenhof war, um mit ihm unter vier Augen zu reden. Er setzte sich ächzend auf einen Schemel und sah zunächst stumm zu, wie Kochlowsky Hafer und Melasse in den Futtertrog schüttete.
    »Du kannst deinen fetten Arsch auch mal bewegen«, sagte Kochlowsky prompt. »Nimm die Forke und hilf beim Ausmisten!«
    »Ich bin ein Dichter!« entgegnete Eugen würdevoll. »Ich miste nicht aus, aber ich kann über das Ausmisten tausend Seiten schreiben. Das kannst du nicht! Jedem das Seine.«
    »Dann geh raus! Ich kann nicht vertragen, wenn mir jemand beim Arbeiten in den Nacken glotzt!«
    Eugen blieb sitzen und schnaufte laut durch die Nase. »Du bist mit diesem Hammerschlag befreundet?« fragte er.
    Kochlowsky drehte sich irritiert um.
    »Was heißt schon befreundet …«
    »Wenn einer Pate wird, muß er der Familie nahestehen! – Und du nimmst an, daß Hammerschlag ein Freund ist?«
    »Ja«.
    »Dann bist du zum erstenmal aufs Kreuz gelegt worden, Bruder Leo. Ich mag in deinen Augen ein poetisches Rindvieh sein, aber mein Beruf bringt es mit sich, daß ich die Psyche meiner Mitmenschen beobachte. – Hammerschlag ist ein Gauner.«
    »Darin sind wir uns einig, Bruder.«
    »Eine ganz miese Type …«
    »Das mußt du mir erklären.«
    »Wer hat mehr von dieser ›Freundschaft‹? Du oder Hammerschlag?«
    »Ich verstehe die Frage nicht.«
    »Er nutzt dich aus, Leo. Du hast zwar überall die große Fresse, aber wir alle wissen, daß du eine butterweiche Seele hast. Und dahinter ist Hammerschlag auch gekommen. Ich frage mich nur, wie!«
    »Durch Emma …«, sagte Kochlowsky gedehnt. Er kam aus der Pferdebox und lehnte sich gegen die Futterkiste.
    »Wer ist Emma?«
    »Unsere Mutter, du Ochse!«
    »Was hat Hammerschlag mit unserer Mutter zu tun?«
    »Seine Mutter heißt auch Emma …«
    »Und da habt ihr beide gemeinsam geweint. Mein kleiner Bruder Leo hing wieder am Schürzenzipfel. Das Leben ist doch ein irrer Kreisel. Ein Glück, daß Hammerschlag ab und zu säuft. Und im Suff hat er am Stammtisch gesagt: ›Der Kochlowsky frißt mir jetzt aus der Hand!‹ – Sagt ein guter Freund so etwas?«
    »Woher weißt du das?« Kochlowsky zog das Kinn an, sein Bart sträubte sich dadurch. Auch seine Stimme wurde tiefer. Jeder, der ihn kannte, wurde jetzt vorsichtig. »Wo hast du das gehört, du Tintenpisser?«
    »Im Ort! Überall, wo ich bin, mische ich mich unter die Menschen und treibe meine Studien. Da sieht und hört man vieles, und manches wird einem zugetragen.«
    »Und es ist die Wahrheit, was du da erzählst?«
    »Ich will sofort vierzig Pfund leichter werden, wenn ich lüge!«
    »Eugen!« Kochlowsky atmete tief durch. »Du bist dir doch hoffentlich über die Tragweite deiner Worte im klaren?«
    »Ich

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