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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gipfel erreicht. Er brachte Sophie eine holzgeschnitzte Wiege. Kochlowsky reagierte sofort, warf die Wiege zum Fenster hinaus auf den Komposthaufen und schrie: »Wenn hier jemand eine Wiege für mein Kind kauft, dann bin ich es!« Und Sophie hatte in ihrer stillen, duldsamen Art geantwortet: »Recht hast du, Leo. Aber ich wollte Herrn Langenbach ja nicht beleidigen. Schließlich ist er dein Vorgesetzter …« Das war ein Hieb, den Kochlowsky zwar einsteckte, aber nie verdaute.
    »Wo ist meine Frau?« fragte Kochlowsky grob, als er vom Wagen heruntersprang. Hinter ihm keuchte Eugen aus dem Kremser, seine Fülle vor sich herschiebend.
    »Sie steht in der Küche und backt für den Besuch Waffeln.«
    »Und Sie? Was machen Sie hier?«
    »Ich habe in der großen Holzschüssel den Teig angerührt. Für Ihre kleine Frau ist diese Arbeit noch zu schwer. Die Geburt hat sie sehr geschwächt. Sehen Sie das denn nicht?«
    »Ich sehe noch mehr!« knirschte Kochlowsky und starrte Langenbach giftig an. Dann wurde er plötzlich zur Seite gedrückt, Eugen schob sich vor und rief: »Guten Tag, ich bin Eugen Kochlowsky!«
    »Sie sind Eugen Kochlowsky?« vergewisserte Langenbach sich noch einmal und bewies damit sein diplomatisches Geschick. »Von Ihnen habe ich gerade einen Roman gelesen …«
    Wie auf einer Wolke schwebte Eugen ins Haus. Er war berühmt – daß Langenbach lediglich von Sophie wußte, daß ihr Schwager Romane schrieb, blieb gnädigerweise unbekannt.
    »Das Kind«, fragte Wanda, kaum daß sie im Haus war, »wo ist das Kind, das meinen Namen tragen wird?«
    »Und meinen!« reklamierte Eugen dramatisch. »Möge vererbt sein mein Genius an die kommenden Geschlechter …«
    »Sie schläft …« Sophie nahm Wanda an der Hand und führte sie zum Kinderzimmer. Leo hielt Eugen fest, der hinterher wollte und protestierte. Landauer verkündete, bis zur Taufe habe er eine Kreidezeichnung des Kindes fertig.
    Auf Zehenspitzen und völlig lautlos, was bei ihrem Format bewundernswert war, trat Wanda an das Gitterbettchen, in dem klein und wie verloren das Menschlein lag, ein schmales Köpfchen mit blondem Flaum auf dem Schädelchen. Es schlief und bewegte im Schlaf schmatzend den Mund.
    »Welch ein Wunder!« stammelte Wanda und begann zu weinen. »Ja, ein Wunder ist's! Wie kann ein Kerl wie Leo solch einen Engel zeugen …«
    Dann kniete sie vor dem Bettchen nieder und begann zu beten, wie es bei ihnen in Polen üblich war.
    Die Taufe in der Kirche verlief ohne Zwischenfälle.
    Eugen hatte an einer Puppe üben müssen, wie man ein Neugeborenes über das Taufbecken hält. Er war zwar zutiefst beleidigt, aber um Leo nicht zu erzürnen, unterzog er sich tapfer der entwürdigenden Prozedur. Als Kochlowsky noch verlangte, daß auch Wanda an der Puppe üben müsse, gab es Krach.
    »Du Hornochse!« schrie Wanda wie zu ihrer besten Zeit. Es wurde geradezu heimatlich um Kochlowsky. »Ich habe schon Säuglinge gewiegt, als du selbst noch in die Windeln machtest. Ich hatte zwölf Geschwister und war die Älteste! Halt bloß den Mund, du Großkotz!«
    Pfarrer Maltitz war's recht so. Er begann Kochlowsky manches zu verzeihen, denn nun war er überzeugt, daß da unten in Oberschlesien ein besonderer Menschenschlag wuchs, der gewohnt war, seine Butter auf dem Brot zu verteidigen.
    In der Kirche klappte dann alles wie am Schnürchen. Sie war noch nie so voll gewesen wie an diesem Sonntag, unter der Orgeltribüne und in den Gängen stand man dichtgedrängt, in den Bänken saß man eng zusammengerückt: alle wollten sehen, wie Kochlowskys Tochter getauft wurde, vor allem aber waren die Frauen erschienen, um die kleine, zarte, engelgleiche Sophie solidarisch zu bedauern, daß sie solch einen Mann hatte.
    Pfarrer Maltitz hielt eine fabelhafte Predigt über den Segen des Friedfertigen, was Kochlowsky als eine Frechheit empfand. Beim Taufakt stand er sprungbereit neben Sophie und hielt den Atem an, als Eugen, breit und selig grinsend, die kleine Wanda über das Taufbecken hielt. Das Taufkleidchen war ein Traum aus Spitzen und Seidenvoile, durchflochten mit rosa Samtbändern, ein Geschenk der Fürstin Pleß, das Wanda Reichert mitgebracht hatte. Der Fürst hatte ein Silberbesteck für 24 Personen mitgeschickt, verziert mit dem Pleßschen Wappen, und einen Gutschein beigefügt, daß sie alle Griffe mit einem WK gravieren lassen konnten. Dazu hatte die Zeit nicht mehr gereicht. Am erstaunlichsten aber war ein Geschenk, das aus Bückeburg gekommen war, von der

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