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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kurzem die schöne Gans verkauft …«
    Jetzt war sie beim Thema … Sie mußte nur noch elegant auf Blandine überleiten! Aber Kochlowsky beendete das Geplänkel abrupt.
    »Rechmann ist ein Meckerer. Die letzten Ziegel waren ihm zu weich! Ich habe ihm ausrichten lassen, er soll sie ja nicht kauen, sondern vermauern.« Während er dies sagte, kam Kochlowsky in die Küche, stellte sich hinter Sophie, streichelte ihr hochgestecktes blondes Haar und schnüffelte über ihre Schulter hinweg in Richtung Topf. »So eine Köchin wie dich gibt's nicht noch mal«, lobte er sie und klopfte ihr auf die Hinterbacken. »Wenn ich dich nicht hätte …«
    »Wieder Ärger im Betrieb?«
    »Und wie! Langenbach wird immer fauler! Jetzt muß ich an seiner Stelle schon Reisen machen. Nächsten Dienstag schickt man mich nach Leipzig …«
    Sophie nickte nur und rührte im Rehgeschnetzelten. Wie plump er lügt! Von Leipzig hatte Leopold heute nachmittag nichts gesagt. Dort also treffen sie sich, in der Großstadt, wo keiner sie kennt, wo es einfach ist, für ein paar Stunden ein Zimmer zu mieten … O Leo, früher hast du das raffinierter angestellt.
    »Wie schön«, sagte sie und kümmerte sich um die Soße. »Ich war noch nie in Leipzig. Ich wollte es immer schon kennenlernen. Ich fahre mit …«
    Ein sprachloser Kochlowsky ist wirklich etwas Seltenes.
    Natürlich fuhr Kochlowsky am Dienstag nicht nach Leipzig. Er überraschte Sophie mit der Lüge, daß sich die ganze Angelegenheit erledigt habe – der Kunde habe den Auftrag inzwischen schriftlich eingereicht.
    »Wie schade!« sagte Sophie, sanft wie immer, obwohl sie Leo mit ihrer kleinen, schmalen, aber kräftigen Hand am liebsten eine Ohrfeige gegeben hätte. Wie er darauf reagieren würde, wußte sie nicht. »Ich habe noch nie eine so große Stadt gesehen. Muß es da schöne Geschäfte geben …«
    »Im Frühjahr werden wir hinfahren, mein Frauchen«, sagte Leo ausweichend. »Stell dir das nur nicht so grandios vor! Dieser Verkehr auf den Straßen! Droschken, Kutschen, Pferdebahnen, dazwischen diese stinkenden und knatternden Gefährte mit einem Motor, die man Automobile oder Kraftwagen nennt! Eine schreckliche Erfindung ohne Zukunft – das beunruhigt einen bei diesem Anblick.«
    »Ich möchte gern mal eines dieser Automobile sehen, Leo.«
    »Wozu? In spätestens zwei Jahren liegen sie auf dem Müll! So ein Stinkding kann nie ein edles Pferd ersetzen! Da sind wieder ein paar Ingenieure verrückt geworden …«
    Absolut kein Verständnis für die Verschiebung der Leipzig-Reise auf unbestimmte Zeit brachte Blandine auf. Sie arrangierte es, daß sie mit Kochlowsky im Dampfsägewerk von Fritz Habermann zusammentraf. Kochlowsky brauchte Holz für die Ziegelei, das Forstamt des Grafen lieferte das Rohmaterial, die dicken Stämme aus den gräflichen Forsten. Man tat so, als sei das Zusammentreffen ein Zufall. Aber kaum waren sie allein, zischte Blandine wild, mit den grünen Augen funkelnd:
    »Was soll das? Du sagst ab?«
    »Ja, Sophie wollte mich nach Leipzig begleiten.«
    »Und du hast das nicht verhindern können?«
    »Nein. Wie denn?«
    »Bist du ein Mann oder ein Hündchen, das man an der Leine führt?«
    »Wir wollten keinen Skandal, Blandine …«
    »Du wolltest keinen! Mir ist es egal!«
    »Er würde mich meine Stellung kosten.«
    »Dann ziehen wir irgendwohin … Die Welt ist groß. Und ein Mann wie du, mit deinen Fähigkeiten, findet überall eine Stellung. Wir könnten nach Frankreich gehen …«
    »Ich müßte Frau und Kind verlassen.«
    »Mitnehmen kannst du sie bestimmt nicht«, sagte sie spöttisch. »Bin ich dir das nicht wert?«
    »Nein!« Kochlowsky sah sie mit seinen stechenden schwarzen Augen so durchdringend an, daß sie es wie einen Schlag ins Gesicht empfand. »Das bist du nicht, du Überdruckkessel …«
    »Du bist ein gemeines Schwein«, zischte sie, vor Erregung zitternd. »Man dürfte dich nicht weiterleben lassen. Weißt du überhaupt, was es heißt, mich zur Feindin zu haben? Hier in Wurzen? Du wirst noch einmal heulen wie ein getretener Hund!« Sie vertrat ihm den Weg, als er sich abwenden und gehen wollte, und krallte sich im Pelzrevers seines Mantels fest. »Ich werde Ferdinand erzählen, daß du mich angefaßt hast … schon vor Weihnachten, als du die Gans holtest. Oben ins Kleid hast du gefaßt, mir die Röcke hochgehoben, mich zum Sofa geschleift … Wer kann sich wehren gegen einen Mann wie dich! Und auf dem Sofa hast du es zum ersten Mal getan. Ich war

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