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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Wenn Sie wüßten, welchen Ruf Blandine Rechmann in Wurzen hat.«
    »Das ist doch ein Problem ihres Mannes – oder nicht?«
    »Ferdinand ist ein zu weicher, ehrlicher Mensch …«
    »Dann hat er mit Blandine die falsche Frau.«
    »So ist es.«
    »Und ganz Wurzen wartet nun darauf, daß mein Mann der richtige für Blandine wird …«
    »Sie sagen es mit entwaffnender Offenheit, Sophie.«
    »Nur weil sie einen Abend lang zusammen lachten …« Sophie schüttelte den Kopf. »Allmählich lerne ich Leo verstehen, wenn er immer sagt: ›Wenn du mal richtig kotzen willst, sieh dir deine Mitmenschen an.‹ Es ist was Wahres dran.«
    Langenbach erhob sich, ziemlich steif und sehr deprimiert. Es war sinnlos, seinen und aller Wurzener Verdacht Sophie noch weiter darzulegen. Sie glaubte es nicht, sie wollte die Wahrheit nicht sehen, sie stellte sich vor Kochlowsky, was immer man auch gegen ihn vorbrachte. Sie war ihm hörig … ja, das war es. Ihr Wille versagte bei Leo Kochlowsky. Ihre Welt war nur er – wie fürchterlich für diese Frau, die noch ein Kind war. Wie zerstörend für dieses junge Leben!
    »Ich glaube, ich muß gehen«, sagte Langenbach.
    »Ohne den Stollen gegessen zu haben? Und es fehlt noch das Schnäpschen.«
    »Wenn ich nach alldem noch darf …«
    »Was ist denn passiert, Leopold? Sie haben mir nur Dummheiten der Wurzener Gesellschaft erzählt.«
    Langenbach setzte sich wieder und griff zögernd nach dem Stück Stollen. Sophie goß neuen, dampfenden, duftenden Kaffee nach. Dann holte sie aus dem Büffet die Doppelkornflasche und zwei Gläschen. Es war das erstemal, daß sie mittrank, aber sie glaubte, heute einen Schluck nötig zu haben.
    Leo und Blandine Rechmann – warum nicht? Sie entsprach genau den Frauen, die er früher besessen hatte. Was hatte Wanda Lubkenski nicht alles von dem wilden Kochlowsky erzählt! Gäbe es eine Prämierung menschlicher Stiere … Kochlowsky wäre mit goldenen Ehrenpreisen überhäuft. Aber hier war nicht Pleß … und hier waren vor allem sein kleines Frauchen Sophie und seine Tochter Wanda – und sie sollte nicht die einzige bleiben – eine richtige, schöne große Familie sollte es werden. Dafür lohnte es sich, auch gegen Blandine Rechmann zu kämpfen. Auf meine Art, unbemerkt, still, lautlos, aber wirksam. Was hatte Wanda Lubkenski gesagt? Mit Krach erreichst du bei Leo gar nichts. Der freut ihn bloß, da fühlt er sich wohl! Aber er ist hilflos, wenn er im luftleeren Raum hängt. Wenn ihm kein Echo antwortet. Wenn er unter allen Menschen Luft ist – das bringt ihn um. Wenn du bei ihm was erreichen willst, blick durch ihn hindurch wie durch Nebel! Das war verdammt schwer: Kochlowsky war jemand, den man nicht übersehen konnte – aber schon beim ersten Versuch war es gelungen. Damals ging es um den Vornamen von Wanda, den Leo brüllend ablehnte. Was tun? Man sprach drei Tage kein Wort mit ihm, lag stumm neben ihm im Bett, blickte durch ihn hindurch – bis Kochlowsky am vierten Tag schrie: »Zum Teufel noch mal – sie heißt Wanda!« Als Belohnung gab es eine liebevolle Nacht. So etwas vergißt ein Leo Kochlowsky nicht …
    Sophie trank ihr Gläschen Doppelkorn, fühlte sich danach durchaus nicht wohler und war dann doch froh, als sich Leopold Langenbach verabschiedete. Den Rest des Tages dachte sie darüber nach, wie sie Leo zu einem Gespräch über Blandine Rechmann bringen konnte. Ihn einfach zu fragen, hätte nichts als Ausreden gebracht. Sie kam zu keinem Entschluß.
    Am Abend kam Kochlowsky heim, rotgefroren wie immer, Schnee und Eiskristalle von seinem Mantel und aus seinem Bart schüttelnd, gab Sophie einen Kuß und hob schnuppernd die Nase.
    »Ah«, sagte er fröhlich, »ich rieche Wild.«
    »Rehgeschnetzeltes in saurer Sahne …« Sophie ging in die Küche zurück, um im Brattopf zu rühren. »Stell dir vor, ein Forsteleve hat das Fleisch mit einem schönen Gruß von Förster Rechmann abgegeben …«
    Das war eine faustdicke, raffinierte und zuschlagende Lüge. Kochlowsky würde nie die Wahrheit nachprüfen. Er stutzte denn auch nur, ging ins Wohnzimmer und rieb sich die Hände am Kachelofen.
    »Laß erst Jacky davon fressen«, sagte er. Jacky war der Spitz, das Weihnachtsgeschenk. Man hatte ihn Jacky getauft, weil in einem Roman von Eugen Kochlowsky ein Tierstimmenimitator vorkam, der wie ein Spitz bellen konnte.
    »Hast du Angst, daß es vergiftet ist?«
    »Bei Rechmann ist alles möglich.«
    »Wieso? Hast du Streit mit ihm? Er hat dir doch erst vor

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