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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zufriedengestellt.
    Den Zylinder zierte ein kreisrundes Loch. Es gab gar keine andere Erklärung: Man hatte auf Kochlowsky geschossen! Nur um Zentimeter hatte ihn der Schütze verfehlt. Es wäre ein glatter Kopfschuß gewesen. Oder hatte sich Kochlowsky gerade in diesem Moment etwas nach vorne gebeugt?
    Er blieb flach im Schnee liegen und wartete, was weiter geschehen würde. Aber nichts rührte sich in der Wildnis um ihn herum. Nur das Schnauben des dampfenden Pferdes durchdrang die lautlose Stille. Daß jemand aus dem Hinterhalt auf ihn geschossen hatte, lähmte Kochlowsky eine Zeitlang. Seine Gedanken jagten dafür um so mehr: Wer haßte ihn so sehr, daß er ihn töten wollte? Kochlowsky fand darauf keine Antwort. Feinde hatte er sich in den wenigen Monaten in Wurzen genug gemacht, es gab eigentlich kaum jemand, der Kochlowsky leiden konnte, von wenigen Ausnahmen abgesehen, der Graf und Plumps gehörten dazu, vielleicht auch Pastor Maltitz, aber dann war bereits Schluß. Zum Töten gehört jedoch mehr als Abneigung – dazu gehört Haß!
    Kochlowsky blieb noch eine Minute im Schnee liegen, dann stand er auf, blickte sich nach allen Seiten um und ging zurück zu seinem Wagen. Aber er fuhr nicht mehr nach Lübschütz, er bog von der Straße ab und fuhr nach Schloß Amalienburg.
    Dort stellte sich ihm – wie konnte es anders sein? – der Kammerdiener Emil Luther in den Weg. »Sind Sie angemeldet, Herr Kochlowsky?« fragte er hochmütig wie immer, die Augenbrauen ebenso gerümpft wie die Nase.
    »Du gehst jetzt sofort aus der Tür, du betreßter Lümmel«, knurrte Kochlowsky gefährlich, »oder du bist der erste Mensch, der aus eigener Kraft fliegen kann!«
    »Der Herr Graf hat angeordnet …«
    »Ach, rutsch mir doch …« Kochlowsky stieß Emil Luther zur Seite, stürmte in die Schloßhalle und hörte hinter sich den Kammerdiener Alarm schlagen. Bevor die restliche Dienerschaft und der Haushofmeister eingreifen konnten, hatte Kochlowsky schon die Tür zur gräflichen Bibliothek aufgerissen. Graf von Douglas saß hinter dem großen, geschnitzten Schreibtisch und blätterte in Papieren, Berichten aus seinen Gütern. Überrascht blickte er auf, als Kochlowsky ins Zimmer stürzte. Mit ihm drang auch das Geschrei Emil Luthers aus der Halle herein.
    »Nanu«, erkundigte sich der Graf sehr freundlich, »haben Sie Emil in den Hintern getreten, Kochlowsky?«
    »Noch nicht, Herr Graf, beim Weggang vielleicht … Ich bitte um Vergebung …«
    »Was gibt's so eilig?«
    »Hier!« Kochlowsky postierte seinen Zylinder vor Graf Douglas auf den Schreibtisch, und zwar so, daß er das Einschußloch nicht übersehen konnte. Douglas zog die Augenbrauen hoch und lehnte sich zurück.
    »Ein Schuß, Kochlowsky, ohne Zweifel. Wann?«
    »Vor einer halben Stunde, Herr Graf. In der Wüste Mark Wenigmachern.«
    »Zehn Zentimeter tiefer, und es wäre vorbeigewesen …«
    »So ist es, Herr Graf.«
    »Wer?«
    »Ich habe weder etwas gehört noch gesehen …«
    »Das ist eine bitterböse Situation, Kochlowsky!« Graf Douglas griff nach dem Zylinder, drehte ihn, betrachtete auch das Ausschußloch und stellte ihn wieder zurück auf den Schreibtisch. »Jemand will Sie ermorden! Es ist gut, daß Sie sofort zu mir gekommen sind. Für meine leitenden Herren fühle ich mich mitverantwortlich. Man sollte die Polizei benachrichtigen.«
    Kochlowsky winkte ab. »Sie kann nichts tun.«
    »Spuren im Gelände sichern.«
    »Die sind längst verweht, Herr Graf.«
    »Aber der Anschlag wird aktenkundig.«
    »Findet man dadurch den Täter? Nein!«
    Douglas erhob sich, schritt erregt in der großen Bibliothek hin und her und blieb plötzlich vor den hohen Fenstern zum Schloßpark hin stehen. »Der Anschlag auf Sie ist alarmierend, Kochlowsky! Noch nie ist um Wurzen herum so etwas verübt worden! Diese Gegend ist, abgesehen von Gaunereien im Geschäftsleben, friedlich. Mord? In hundert Jahren sind nur drei Fälle bekannt: Ein Bauer brachte seinen Knecht um, weil er seiner Frau ein Kind gemacht hatte; eine Geschäftsfrau vergiftete Mann, Vater und Schwiegervater, um für ihren Geliebten frei zu werden, und vor neun Jahren erstach ein Soldat mit dem Seitengewehr einen Feldwebel, den er bei seiner Frau im Bett angetroffen hatte.« Douglas hob die Augenbrauen. »Immer das gleiche Motiv, Kochlowsky: Die Weiber! Das Bett! – Aber bei Ihnen ist das ganz anders, nicht wahr? Da lauert einer im Hinterhalt und will Sie umbringen! Oder ist doch ein Weib im Spiel?«
    »Nein, Herr

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