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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Graf.«
    »Denken Sie mal nach, Kochlowsky …«
    »Man hat mir kurze Zeit mal etwas angedichtet mit der Frau des Oberförsters …«
    »Ich weiß. Ich bin davon unterrichtet!« Douglas drückte das Kinn an und wurde sehr ernst. »Trauen Sie Rechmann so etwas zu?«
    »Nein, zumal er keinen Grund hat!«
    »Wirklich keinen?«
    »Mein Ehrenwort, Herr Graf. Zwischen Blandine und mir war noch nichts …«
    »Was heißt das ›noch‹?«
    »Es war kurz davor …«
    »Sie verfluchter Weiberheld. Hat eine so engelschöne junge Frau und will mit einer roten Hexe in die Federn! Aber es freut mich, daß Sie mir gegenüber ehrlich sind.« Graf Douglas kehrte zum Schreibtisch zurück. »Man schießt auf Sie! Hier in diesem friedlichen Wurzen will man Sie umbringen! Man sieht in Ihnen eine Gefahr für den Frieden in Wurzen. Das ist schrecklich, Kochlowsky! Das ist eine erschreckende Entwicklung. Mit vielem habe ich gerechnet – ich kenne Sie ja von Pleß her – aber nicht damit, daß man Sie ermorden will! Um ganz ehrlich zu sein: Ich kann Sie davor nicht beschützen! Wie denn? Der Schütze kann jederzeit und überall auf Sie lauern!«
    »Sie … Sie wollen sich von mir trennen, Herr Graf …«, stieß Kochlowsky plötzlich heiser hervor. »Das heißt das doch, was Sie damit sagen wollen.«
    »Kochlowsky, hier kann Ihnen niemand mehr helfen!«
    »Sie kapitulieren vor Wurzen, Herr Graf?«
    »Nein. Ich habe Angst um Sie. Aber noch mehr Angst um Ihre kleine Frau und das Kind! Daran sollten Sie vor allem denken! Wenn man Sie verfehlt, kann man Sophie oder Wanda um so leichter treffen …«
    »Solche Ungeheuer gibt es nicht!«
    »Menschen sind zu allem fähig. Leider! Ein Raubtier tötet nur, wenn es Hunger hat. Ein Mensch kann töten, weil es ihm Spaß macht! Es gibt kein größeres Ungeheuer als den Menschen.«
    »Ich soll mit Frau und Kind weglaufen vor diesem hinterhältigen Schützen?«
    »Ich wiederhole, niemand kann Sie schützen. Wenn man Sie unbedingt töten will, wird man Sie auch töten. Früher oder später … auch Mörder können Geduld haben und warten. Das ist die Situation, Kochlowsky. Ich möchte Sie nicht verlieren …«
    »Und … und wenn ich erst einmal abwarte?«
    »Als Zielscheibe?«
    »Vielleicht war es eine einmalige Tat.«
    »Heute war es eine Kugel.« Douglas tippte auf das Loch im Zylinder. »Morgen nimmt er vielleicht Schrot. Damit trifft er Sie bestimmt, und Sie verbluten irgendwo, gespickt mit Bleikügelchen. Hier haben viele Jagdflinten … und die Jagd ist offen auf Fasane! Man braucht also gar nicht an den Läufen zu schnuppern … sie schießen alle. Und einer ist darunter, für den Sie ein Riesenfasan sind …«
    »Ich lasse es darauf ankommen, Herr Graf. Ich warte ab …«
    »Ohne Polizei?«
    »Ja, bitte, Herr Graf. Soll Wurzen vor Freude aufjuchzen, wenn es von dem Anschlag erfährt? Ich weiß, daß sich viele die Hände reiben werden.«
    »Kochlowsky, warum sind Sie bloß ein so verhaßter Mensch?«
    »Weil ich meine Schnauze nicht halten kann, Herr Graf.«
    »Und warum reißen Sie sie auf, verdammt noch mal?«
    »Weil ich die Wahrheit sage.« Kochlowsky nahm den durchschossenen Zylinder wieder an sich und drückte ihn an seine Brust. »Eine Gegenfrage: Warum können die Menschen die Wahrheit nicht vertragen?«
    »Weil sie alle lügen und das Leben ohne Lüge kaum erträglich wäre! Unter Blinden ist der Einäugige König … Hier verhält es sich völlig anders: Unter Lügen ist die Wahrheit eine Gefahr!« Graf Douglas setzte sich hinter seinen Schreibtisch; das bedeutete, daß die Unterredung beendet war.
    Kochlowsky ging langsam zur Tür.
    »Ich werde mich selbst um Rechmann kümmern, Herr Graf«, sagte er.
    »Um Gottes willen – nein, Kochlowsky!« Douglas hob abwehrend beide Hände. »Tun Sie bitte gar nichts … halten Sie nur die Augen offen. Rundherum! Es kann ja auch sein, daß es keinen zweiten Schuß gibt, daß der erste nur ein Warnsignal sein sollte. Kochlowsky, Sie haben es innerhalb von acht Monaten erreicht, daß eine ganze Stadt Sie zum Teufel wünscht.«
    »Auch das ist eine Leistung, Herr Graf!« sagte Kochlowsky etwas hohl, verbeugte sich und verließ die Bibliothek.
    Douglas schüttelte den Kopf und blickte auf die zufallende Tür. »Ein fähiger Mann – und geht an seinem Dickschädel zugrunde.«
    In der Schloßhalle warteten neben Kammerdiener Luther und dem Haushofmeister fünf weitere Diener auf Leo. Ihre Absicht stand ihnen im Gesicht geschrieben. Sie bildeten zum

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