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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Man gab Langenbach erbrechende Mittel, leerte seinen Darm mit Klistieren, wickelte seine Beine in kalte, nasse Tücher, ließ ihn zur Ader und beobachtete gespannt, wie sein nun von aller Last befreiter Körper reagierte. Woher das Fieber kam, blieb weiterhin rätselhaft. Typhus, so lautete die einzige beruhigende Feststellung, war es nicht.
    Da die geplante Erweiterung der Ziegelei zu den Lübschützer Tonwerken nicht aufgehalten werden konnte, mußte jemand anders an Langenbachs Stelle die neuen Kunden besuchen. Graf Douglas zögerte lange, ehe er sich dazu entschloß, zunächst probeweise Leo Kochlowsky nach Düben ins Preußische zu schicken. Dort sollte eine Fabrik vergrößert werden, aber der Fabrikant war ein Ekel, mit dem Langenbach nicht zurechtkam. Er wollte den Preis dermaßen drücken, daß der Ziegelei kaum ein Gewinn übrigblieb. Wenn Kochlowsky diesen Kunden vergraulte, war das kein Verlust. Es war also ein richtiges Experiment!
    Kochlowsky reiste an einem Mittwoch nach Düben. Es war eine angenehme Reise: Von Wurzen über Eilenburg nach Düben gab es eine Bahnstrecke. Man konnte also im warmen Zugabteil die tiefverschneite Landschaft an sich vorbeiziehen lassen und sich in aller Gemütlichkeit zurechtlegen, welche Verhandlungstaktik man anwenden wollte, um diesen widerspenstigen Fabrikanten doch noch für die Lübschützer Ziegelei zu gewinnen.
    Es wurde nie hundertprozentig geklärt, wie sich Leo Kochlowsky in Düben benommen hatte, was er gesagt hatte, was alles vorgefallen war, denn es gab keine Zeugen, und das Gespräch hatte unter vier Augen stattgefunden. Nur eines stand fest: Kochlowsky brachte den Auftrag nach Wurzen. Zu einem akzeptablen Preis. Für alle weiteren Bauten der Fabrik in Düben.
    Graf Douglas sprach nicht weiter darüber, vor allem war er so klug, keine Fragen zu stellen. Erst sehr viel später, als bei einer Feier auch der Fabrikant aus Düben eingeladen war und Douglas ihn allein sprechen konnte, erfuhr er, wie Kochlowsky damals den Großauftrag unter Dach und Fach gebracht hatte.
    »Als damals dieser Leo Kochlowsky bei mir aufkreuzte«, erzählte der Fabrikant keineswegs verärgert, »hatte ich mich schon entschlossen, einen Liefervertrag mit Ihrer Konkurrenz in Dahlenberg zu unterschreiben. Ihr Herr Kochlowsky war aber so überzeugend, daß ich Ihr Kunde geworden bin. Mir hat's nie leid getan … nur, mein lieber Graf, sind die meisten nicht wie ich und Kochlowsky.«
    »Wie hat er Sie von der Qualität unserer Erzeugnisse überzeugt?« fragte Douglas ahnungsvoll.
    »Oh, das ist nicht so wichtig.« Der Fabrikant wurde wieder sehr verschlossen. »Unser Gespräch war sehr intensiv. Es begann damit, daß Kochlowsky den Vertrag mit Dahlenberg sah und sagte: ›Hängen Sie den Wisch sofort dort auf, wo er hingehört …‹ Wir haben uns später prächtig verstanden.«
    Zu weiteren Geständnissen war der Fabrikant aus Düben nicht zu bewegen, aber was Douglas bisher erfahren hatte, reichte aus. Es war auch nicht mehr wichtig, denn Leopold Langenbach war längst wieder im Dienst und reiste durch die Lande.
    Anfang März, noch lag Schnee im Wurzener Land, wurde die beschauliche Stille jäh gestört: Blandine Rechmann verschwand über Nacht.
    Kochlowsky, der nach langem Nachdenken zu dem Schluß gekommen war, daß der hinterhältige Schütze, der ihn nur um Zentimeter verfehlt hatte, nur Rechmann gewesen sein konnte, war ein paar Tage nach dem Anschlag ins Forsthaus gefahren. Allerdings erst, nachdem er erfahren hatte, daß Blandine wieder einen ihrer Ausflüge nach Leipzig unternommen hatte.
    Ferdinand Rechmann, der gerade den neuen Holzeinschlag ins Buchungsjournal eintrug, schnellte hoch, als Kochlowsky, ohne anzuklopfen, plötzlich im Büro der Försterei stand. Seine Pelzmütze war vereist, Eiskristalle klebten an seinem langen schwarzen Bart – in diesem Augenblick sah er aus wie ein russischer Bauer, der eben dem wärmenden Stroh entstiegen und mit seinem Holzschlitten vorgefahren war. Rechmann warf den Federhalter hin und bedauerte, daß sein Gewehr im Nebenraum an der Wand hing. Er war völlig wehrlos.
    »Was … was wollen Sie hier?« fragte er mit stockender Stimme. »Haben Sie nie gelernt, vorher anzuklopfen?«
    »Ich habe eine Forderung an Sie!« sagte Kochlowsky ziemlich laut. »Und wenn ich bei Ihnen klopfe, dann auf Ihren Kopf!«
    »Hinaus!« brüllte Rechmann mutig.
    »Sie schulden mir einen neuen Zylinder! Ich schulde Ihnen eine Gans. Die Preise dürften sich

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