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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gegenseitig aufheben … verrechnen wir sie also miteinander. Einverstanden?«
    »Ich bin mit allem einverstanden, wenn Sie das Forsthaus auf der Stelle verlassen!«
    »Danke!« Kochlowsky lächelte finster. »Jetzt stimmt die Rechnung. Ich bin für Ordnung. Wie kann ein Förster so schlecht schießen! Aber Sie waren ja schon immer ein Hosenscheißer …«
    Er nickte, wandte sich ab und verließ das Büro. Rechmanns protestlose Hinnahme der Verrechnung Zylinder gegen Gans bestätigte ihm, daß er den Schützen gefunden hatte. Er würde sich hüten, einen weiteren Anschlag zu versuchen.
    Nun war Blandine plötzlich verschwunden, aber es lag kein Verbrechen vor, denn mit der rothaarigen Hexe war gleichzeitig auch der Sohn des Schuhfabrikanten Güldenschütz mit unbekanntem Ziel verreist. Die Familie Güldenschütz ließ zwar sofort verbreiten, ihr Sohn Harald sei zu Studien nach London gegangen, aber das glaubte niemand. Man hatte Blandine und den jungen Güldenschütz ein paarmal im Café und bei einer Schlittenfahrt gesehen, und vor allem im Schlitten hatten sie sich nicht so benommen, wie man es von einer flüchtigen Bekanntschaft erwartet.
    Rechmann wurde allgemein bedauert. Enttäuscht war man aber, daß sich die Erwartungen, die mit Blandine und Leo Kochlowsky verknüpft waren, nicht erfüllt hatten. Man hatte so sehr auf einen handfesten Skandal gehofft, der Kochlowskys Verbleib in Wurzen unmöglich machen würde. Nun war alles anders geworden … Die Wurzener bekamen Kochlowsky so schnell nicht los.
    Zwei Tage wartete Leo darauf, daß sich auch Sophie zu Blandines Flucht mit dem jungen Güldenschütz äußerte – aber sie schwieg. Schließlich erwähnte Kochlowsky so ganz nebenbei beim Abendessen: »Das ist doch ein tolles Ding, nicht wahr? Haut doch die Rechmann über Nacht mit dem jungen Güldenschütz ab …«
    »Besser er als ein anderer«, parierte Sophie ganz ruhig. Kochlowsky hütete sich daraufhin, das Thema weiter zu behandeln. Der kleine Satz diente ihm als Warnung.
    Vier Tage nach Blandines Entschwinden in die erträumte weite Welt fand der Forsteleve Fritz Grimm seinen Oberförster Rechmann im Gehege der zahmen Rehe. Er saß, gegen die Wand der Schutzhütte gelehnt, auf der Erde, seine geliebten Rehe standen vor ihm und starrten ihn an, aber Rechmann sprach nicht mehr zu ihnen, wie er es immer getan hatte … seine rechte Hand umklammerte einen Revolver, und in seiner rechten Schläfe war ein häßliches Loch mit pulverschwarzen Rändern.
    Fritz Grimm war zuerst vor Entsetzen wie gelähmt, alarmierte dann die Polizei und den Grafen Douglas und half, seinen Oberförster in einen Sarg zu legen. Das Motiv für seine zunächst unverständliche Tat – denn Blandines Weggang konnte ihn unmöglich so stark erschüttert haben, daß er Hand an sich legte – fand die Polizei bei der Durchsicht der Papiere, die auf Rechmanns Schreibtisch lagen. Darunter war auch ein Brief, den er einen Tag nach Blandines Flucht geschrieben hatte.
    Es war ein erschütternder Brief. Rechmann schilderte in präzisen Einzelheiten sein Leben und seine Ehe mit Blandine. Die Schlußsätze lauteten:
    »Nun hat sie mich verlassen, und ich müßte darüber fröhlich sein. Aber ich kann es nicht – ich habe sie wirklich geliebt. Was mich aber tötet, ist ihr Tagebuch, das sie mir auf den Tisch gelegt hat. Es enthält die Namen all ihrer Liebhaber, die sie in unserer Ehe gehabt hat. Bekannte Namen in Leipzig und Dresden, Chemnitz und Wurzen, und das ist eine Liste, über die ich nicht hinwegkomme. Allein die Männer in Wurzen, die mit Blandine ein Verhältnis hatten – wie kann ich das je ertragen? Jeden Tag begegne ich ihnen; sie sprechen mit mir, als sei nichts geschehen, weil sie annehmen, ich wüßte von nichts … und ich stehe ihnen gegenüber und muß denken: Du auch! Das kann man nicht ertragen! Ich scheide aus diesem Leben, um Ruhe zu haben, um nichts mehr hören und sehen zu müssen. Ich bin vernichtet … was soll ich noch auf dieser Welt? Herrn Kochlowsky bitte ich um Verzeihung, daß ich auf ihn geschossen habe … Es war ein Fehlschuß, Gott sei Dank dafür! Er ist Blandine nicht verfallen gewesen. Aber wenn ich alle erschießen müßte, mit denen Blandine mich betrogen hat, würden die Sargmacher in Wurzen Tag und Nacht arbeiten müssen. Deshalb gehe ich lieber … Gott möge mir verzeihen … Ferdinand Rechmann.«
    Obwohl die Polizei den Brief zu den Akten nahm und niemand sonst ihn zu Gesicht bekam, der Staatsanwalt

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